Verpasst die Gen Z wirklich ihre Jugend?
Bist du jemand, der das Nachtleben meidet und stattdessen lieber einen entspannten Abend zu Hause verbringt? Dann bist du vielleicht Teil der Generation Z, die oft als arbeitsscheu, fordernd und langweilig betitelt wird. Aber ist dieses Bild wirklich zutreffend? Der Standard hat mit Mitgliedern dieser Generation gesprochen. Die Gespräche deuten darauf hin, dass sich die Prioritäten einfach verschoben haben könnten.
Gesundheit und Wohlbefinden im Fokus
Die Gen Z, also diejenigen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, setzt neue Maßstäbe in puncto Lebensstil. Der „Stanley-Cup“ – ein riesiger Thermosbecher – und Praktiken wie „Mouth Taping“, bei dem man nachts den Mund zuklebt, sind nur einige der Trends, die auf Social Media Millionen von Klicks generieren. Laut dem Standard legen junge Menschen heute großen Wert auf ihre Gesundheit, wie aus der Jugendwertestudie 2022 hervorgeht, die von der Marktforschung Tfactory durchgeführt wurde. Hierbei wurde deutlich, dass 57 Prozent der befragten 16- bis 29-Jährigen Gesundheit als besonders wichtig erachten, während klassische Freizeitaktivitäten wie ausgiebiges Feiern am Wochenende mit nur neun Prozent deutlich weniger Bedeutung haben.
Neue Formen der Freizeitgestaltung
Neben Gesundheit spielen auch psychische Aspekte eine zunehmend wichtige Rolle. Laut Jugendforscher Simon Schnetzer wird besonders der psychischen Gesundheit seit der Pandemie verstärkt Beachtung geschenkt. Viele junge Menschen gehen offen mit mentalen Problemen um und suchen aktiv nach Hilfe, sowohl online als auch offline. Dieses veränderte Bewusstsein sieht man auch bei den Freizeitaktivitäten der Gen Z: Anstatt auszugehen, bevorzugt etwa der 27-jährige Serafin ruhigere Beschäftigungen wie Lesen oder Serienschauen, wie er im Gespräch mit dem Standard erzählt.
Zurückgezogene Freizeit und digitales Leben
Die Freizeitgestaltung der Gen Z scheint weniger durch traditionelle Aktivitäten wie das Feiern geprägt zu sein. Dominik, 23 Jahre alt, findet das Nachtleben in Linz nicht ansprechend und verbringt lieber Zeit mit Freunden zu Hause. Trotzdem gibt es auch unter den Jungen noch die, die gelegentlich Partys bevorzugen, besonders in größeren Städten wie Wien, wo die Szene vielfältiger ist. Das Online-Leben nimmt ebenfalls einen hohen Stellenwert ein: Die Jugendlichen verbringen Zeit in sozialen Netzwerken oder nutzen Streaming-Dienste.
Veränderte soziale Beziehungen
Ein weiterer Aspekt, der die heutige Jugend kennzeichnet, ist der soziale Umgang. Eine Studie des Marktforschungsinstituts Integral zeigte 2022, dass ein Drittel der Befragten in Österreich keine engen Beziehungen außerhalb der Familie pflegt. Schnetzer weist darauf hin, dass die Zahl der engen Freundschaften unter jungen Menschen gesunken ist, was durch ein stärkeres Stadt-Land-Gefälle verstärkt wird. In ländlichen Gebieten, wo mehr Menschen in Vereinen aktiv sind, ist das soziale Netz noch dichter.
Arbeit und Lebensqualität
Schließlich wird die Einstellung zur Arbeit immer flexibler. Ira, 26 Jahre alt, hat nach eineinhalb Jahren in der Steuerberatung ihren Vollzeitjob aufgegeben und bevorzugt nun eine Teilzeitbeschäftigung mit einer Viertagewoche. Dies spiegelt den Wunsch vieler junger Menschen wider, eine bessere Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Laut Schnetzer ist diese Generation nicht unwillig zu arbeiten, sondern sie stellt andere Ansprüche an ihre Jobs, die Spaß, Sinn und Sicherheit kombinieren sollen.
Eine Generation definiert Jugend neu
Die Jugend von heute mag anders sein als in vorherigen Generationen, aber sie ist deshalb nicht weniger erfüllt. Serafin bringt es auf den Punkt: „Ich bin nicht nur fad, sondern auch glücklich.“ Damit steht er stellvertretend für viele junge Menschen, die ihre Jugend auf ihre eigene Weise gestalten und erleben.
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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz