„Moaning Gap“: Warum viele Männer im Bett nicht stöhnen
Hast du schon mal von der „Moaning Gap“ gehört? Diese besagt, warum Männer im Bett tendenziell weniger Geräusche machen als Frauen. Es scheint, als ob eine tiefere, soziokulturelle Prägung dahintersteckt. Diese Männer bringt dazu, ihre Lust weniger laut auszudrücken. Sex-Coach und Gründerin von „Beducated“, Mariah Freya, meint, rund 40 Prozent der Männer machen beim Masturbieren keine Geräusche, und auch beim Sex seien sie deutlich leiser als ihre weiblichen Gegenüber. Aber woran liegt das?
Die Stille durchbrechen
Diese Diskrepanz in der akustischen Äußerung von Lust („Moaning Gap“) könnte aus der Jugend stammen, in der Männer, die häufiger masturbieren als Frauen, oft leise sein mussten, um nicht entdeckt zu werden, so Freya gegenüber der WELT. Diese antrainierte „stille Lust“ könnte jedoch durch bewusste Reflexion und möglicherweise durch professionelles Sex-Coaching überwunden werden. Freya betont, dass das Stöhnen nicht nur das Lustempfinden intensivieren, sondern auch die Verbindung zu sich selbst sowie zur Partnerin und oder dem Partner stärken könne.
Doch es gibt noch weitere Gründe, warum Männer zurückhaltend sind: Die Inhalte von Mainstream-Pornografie, bei denen der Mann als Hauptkonsument tendenziell die Frau hören möchte, zeigen selten stöhnende Männer. Eine Studie aus dem Jahr 2017, die von der Sexologin Katharina Kraus zitiert wird, analysierte die 50 meistgeklickten Pornos und stellte fest, dass Männer im Vergleich zu Frauen leiser sind und Geräusche meist nur in Verbindung mit dem Orgasmus auftreten.
Zwischen Lustausdruck und kulturellen Normen
Viele Männer empfinden es zudem als zu feminin, ihre Lust laut zu äußern. Dies, so Freya, werde oft durch kulturelle Ansichten toxischer Maskulinität verstärkt, die Männer davon abhalten, über ihr Vergnügen zu sprechen oder ihre Gefühle auszudrücken. Dennoch ist die stimmliche Äußerung von Lust ein wichtiger Aspekt für viele Frauen. Elisabeth Ranft, Brand Managerin bei „femtasy“, teilt ihre persönliche Erfahrung und die vieler Freundinnen, die sich fragen, warum so viele Männer beim Sex nicht stöhnen, obwohl es als sehr anziehend empfunden wird.
Wie kann also der Wunsch nach mehr hörbarer Lust im Bett erfüllt werden? Laut Kraus schafft der Ausdruck von Genuss durch Stöhnen Nähe und Verbundenheit, da Paare beim Sex eher über Geräusche und Gesten kommunizieren als mit Worten. Das mache es theoretisch einfacher, zu zeigen, was man mag, und es sei erregend, gespiegelt zu bekommen, wie sehr es der anderen Person gefällt.
Gesundheitliche Vorteile und persönliche Grenzen
Freya schlägt vor, offen mit dem Partner zu kommunizieren und den Wunsch nach mehr stimmlichem Ausdruck der Lust zu äußern. Sie betont jedoch, dass niemand dazu gedrängt werden sollte, beim Sex Geräusche von sich zu geben, wenn er sich dabei unwohl fühlt. Die Respektierung der individuellen Grenzen und Wünsche des Partners ist von zentraler Bedeutung.
Interessanterweise hat das Stöhnen auch eine physische Wirkung: Das Vibrationsgefühl im Bereich des Kehlkopfs aktiviert den Vagusnerv, was beruhigend wirken und zu einer Reduzierung von Blutdruck und Stresshormonen führen kann, erklärt Freya. Dies sei auch bei der Selbstbefriedigung eine nützliche Technik, die man ausprobieren könne.
Männer, werdet lauter!
Es wird Zeit, die „Moaning Gap“ zu schließen: Das zeigt sich auch daran, dass das Thema „männliches Stöhnen“ auf Plattformen wie TikTok immer populärer wird, mit Milliarden von Aufrufen unter Hashtags wie „Male Moaning“. Dies zeigt, dass das Interesse an einer ausdrucksstärkeren männlichen Lust groß ist und es Potenzial für eine gesellschaftliche Veränderung in der Wahrnehmung männlicher Sexualität gibt.
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Bild: Foto von Toa Heftiba auf Unsplash; CC0-Lizenz