Mehr Natur, weniger Netflix: Was Deutsche wirklich wollen
Der Freizeit-Monitor 2024 der Stiftung für Zukunftsfragen zeigt, dass die meisten Deutschen sich nach aktiver Freizeitgestaltung in der Natur sehnen. Rund 73 Prozent der Befragten möchten spontaner entscheiden, was sie tun, mehr Zeit im Freien verbringen und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun. Auch 65 Prozent äußern den Wunsch, häufiger spazieren zu gehen und mehr Zeit mit Freund*innen zu verbringen. Studienleiter Ulrich Reinhardt betont, dass viele Menschen in ihrer Freizeit gezielt Aktivitäten nachgehen wollen, die im stressigen Alltag oft zu kurz kommen.
Digitale Medien dominieren den Alltag
Trotz des Wunsches nach mehr Bewegung und Natur verbringen die meisten Deutschen ihre Freizeit vor Bildschirmen. Die Studie zeigt, dass 97 Prozent der Befragten regelmäßig das Internet nutzen, gefolgt vom Fernsehen, das 84 Prozent der Menschen als ihre häufigste Freizeitbeschäftigung nennen. Auch das Hören von Musik liegt mit 82 Prozent weit vorne. Viele greifen zudem mindestens einmal pro Woche zum Smartphone, um zu spielen, zu surfen oder zu chatten.
Bewegung bleibt auf der Strecke
Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, dass nicht-mediale Aktivitäten im Alltag vieler Menschen oft zu kurz kommen. So beschäftigen sich 69 Prozent der Befragten regelmäßig mit ihren Gedanken, allerdings meist in den eigenen vier Wänden. Nur jeder Zweite schafft es, mindestens einmal pro Woche spazieren zu gehen oder Zeit im Freien zu verbringen. Ulrich Reinhardt erklärt laut ZDF heute, dass es vielen Menschen nach einem langen Arbeitstag schwerfalle, sich zu motivieren und aktiv zu werden.
Abendliche Trägheit als Hindernis
Diese Kluft zwischen dem Wunsch nach mehr Bewegung und der Realität zeigt sich besonders in den Abendstunden. Viele Deutsche verbringen ihre Abende lieber vor Bildschirmen, obwohl sie eigentlich von einem aktiveren Lebensstil träumen. Dieser Trend ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen westlichen Ländern zu beobachten, wo die Bequemlichkeit des digitalen Konsums oft die Oberhand gewinnt.
Freizeitverhalten im Wandel
Der Freizeit-Monitor, der seit 1982 durchgeführt wird, offenbart interessante Veränderungen im Freizeitverhalten der Deutschen. Vor etwa zehn Jahren zählte weniger als die Hälfte der Befragten „Nichtstun“, „Faulenzen“ oder „Chillen“ zu ihren regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen. Heute geben fast zwei Drittel an, diese Aktivitäten häufig zu nutzen. Die Nutzung des Handys, vor allem das Surfen und Chatten, hat sich seit 2014 fast verdreifacht.
Erlebnisse werden wichtiger
Kulturelle Aktivitäten wie Kinobesuche, Jahrmärkte oder das Ausgehen in Discos und Clubs stagnieren oder verlieren an Beliebtheit. Stattdessen ziehen Events mit Erlebnischarakter, wie Museumsbesuche, Ausstellungen, Zoos, Konzerte und Festivals, immer mehr Menschen an. Traditionelle Freizeitbeschäftigungen geraten zunehmend in den Hintergrund, während besondere Erlebnisse an Bedeutung gewinnen.
Insgesamt zeigt der Freizeit-Monitor 2024, dass die Deutschen zwar mehr Bewegung und Zeit in der Natur anstreben, ihr Alltag jedoch von passiven, digitalen Aktivitäten dominiert wird. Viele träumen von einem aktiveren Lebensstil, finden jedoch selten den Antrieb, diesen umzusetzen.
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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz