Schreibmaschine: Blatt Papier "Equality"

Gendern in anderen Sprachen: Wie steht der Rest der Welt zum Thema?

In Sprachen wie dem Französischen und Spanischen verhält es sich insofern anders mit dem Gendern, als dass diese viel mehr auf das Geschlecht eines Begriffs bezogen sind als im Deutschen, da es auch kein grammatikalisches Neutrum gibt und somit ein Begriff stets entweder einen „femininen“ oder einen „maskulinen“ Artikel trägt. So wird in diesen beiden Sprachen ebenfalls das sogenannte „generische Maskulinum“ verwendet. Wenn von einer gemischten Gruppe die Rede ist, in der sich nur ein Mann befindet, wird nach wie vor die männliche Pluralform benutzt. Im Französischen hat man sich jedoch im akademischen Kontext darauf geeinigt, das geschlechtsneutrale „e“ anstelle von den eindeutig geschlechtsbezogenen Vokalen zu verwenden, um nicht-binäre Personen mit einzubinden. Dies ist am Beispiel des Wortes für Schauspieler „acteure“ ersichtlich (im Gegensatz zu den geschlechtsspezifischen Begriffen „actrice“ und „acteur“). Zudem existiert als Äquivalent zum deutschen Gendersternchen im Französischen der sogenannte Genderpunkt, der die verschiedenen geschlechtsbezogenen Silben in das Wort mit einbinden soll. Jedoch wird dieses sprachliche Mittel in geschriebenen Sätzen wie auch in der gesprochenen Sprache noch als etwas gewöhnungsbedürftig erachtet. 

Im Sinne einer inklusiven Ausdrucksweise werden im Spanischen bei der Anrede häufig die männliche und die weibliche Form nacheinander genannt, da sich hierbei (anders als im Deutschen) die maskuline und die feminine Variante eines Begriffes schlechter kombinieren lassen. Dafür gibt es jedoch auch die Vorgehensweise, in der geschriebenen Sprache (anstelle der männlichen Endung „-os“) die Alternative „-es“ für gemischte Gruppen zu verwenden. Zudem gibt es die Bemühung, weibliche Begriffe für Berufsbezeichnungen zu etablieren, für die es eigentlich nur eine männliche Form gibt. So hat sich in Argentinien zusammen mit der weiblichen Staatschefin Cristina Kirchner statt der bisherigen grammatikalisch korrekten Form „la presidente“ die gegenderte Bezeichnung „la presidenta“ durchgesetzt. 

Was Berufsbezeichnungen betrifft, ergibt sich auch in anderen Sprachen die Frage nach geschlechtergerechten Ausdrücken. So gibt es im Russischen beispielsweise keine weiblichen Bezeichnungen für Tätigkeiten, die nicht auch traditionell von Frauen ausgeführt wurden wie Lehrerin und Krankenschwester. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, verwendet man den sogenannten „Feminitiv“ und hängt der Berufsbezeichnung des Autors das Suffix -ka an, sodass die weibliche Schriftstellerin zur „Autorka“ wird. Das lehnen jedoch nicht nur Gendergegner*innen, sondern auch einige Feminist*innen ab, da die Wortendung -ka in der Sprache grundsätzlich als verkleinernd und verniedlichend gebraucht wird. Dieses Problem gibt es beispielsweise im Arabischen nicht, da die weibliche Endung nicht als Diminutiv dient und sich somit aus dem Ingenieur (muhandis) ganz einfach die weibliche Form „muhandisa“ ergibt. Man sieht an diesen Beispielen jedoch sehr eindrücklich, wie schwierig es ist, sich in verschiedenen Sprachen geschlechterinklusiv auszudrücken und welche sprachindividuellen Problemstellungen dabei Schwierigkeiten bereiten können.