Guttenberg über Politiker: „Wir werden von einsamen Menschen regiert“

Ehemals CSU-Politiker und deutscher Verteidigungsminister, nahm die Karriere von Karl-Theodor zu Guttenberg aufgrund schwerer Plagiatsvorwürfe im Jahr 2011 ein jähes Ende. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung zeichnet er nun ein trübes Bild vom Leben als Politiker*in: eines, das von Einsamkeit geprägt ist.

„Es ist ein Geschäft, das zerstörerische Elemente hat“

Karl-Theodor zu Guttenberg

Der „völlig abartige Rhythmus“ lasse besonders Spitzenpolitiker*innen kaum Zeit zu reflektieren, und bei 15 oder 16 Terminen am Tag bleiben selbst für die eigene Familie nur wenige Stunden pro Woche. Da sei schlicht keine Zeit mehr für Freundschaften, die außerhalb des politischen Rahmens geschlossen werden. Zwar entstehen bei der politischen Arbeit auch neue Freundschaften, dann aber vorwiegend über die eigene Partei hinaus. Im eigenen Laden sei man nämlich leicht direkter Konkurrent oder werde zumindest so empfunden.

„Ja, wir werden von einsamen Menschen regiert – die aber das Gegenteil behaupten“

Die Gefahren chronischer Einsamkeit

Nun sind es nicht nur Politiker*innen, die in unserer modernen Gesellschaft besonders viel Einsamkeit spüren: Laut dem Kompetenznetzwerk Einsamkeit fühlt sich ungefähr jede zehnte in Deutschland lebende Person oft oder sehr oft einsam. Das heißt, dass sie entweder einen Mangel an engen, emotionalen Bindungen verspüren oder weniger Kontakt zu Menschen haben, als sie es gerne möchten.

Je länger eine Person unter Einsamkeit leidet, desto schlimmer sind die Folgen: Einsamkeit kann zu erhöhtem Stress, Depressionen und suizidalen Gedanken führen sowie ein Auslöser für Angststörungen, soziale Phobien oder sogar Demenzerkrankungen sein. Umgekehrt können solche Faktoren aber auch zu Einsamkeit führen. Einsame Menschen landen oft in einer Abwärtsspirale aus negativen Gedanken- und Verhaltensmustern (die das Gefühl noch weiter verstärken können) und werden pessimistischer.