Harsche Kritik an Gil Ofarim: „Judenhass Vorschub geleistet“

Der Musiker Gil Ofarim warf vor über zwei Jahren einem Hotelmitarbeiter in Leipzig Antisemitismus vor. Jetzt gab er zu, gelogen zu haben. Ofarim steht jetzt für seine falsche Anschuldigung schwer in der Kritik, unter anderem seitens des Zentralrats der Juden.

Anfang Oktober 2021 veröffentlichte der jüdische Musiker Gil Ofarim ein Video auf seinem Instagram-Account, in dem er einem Angestellten des Westin Hotels in Leipzig Antisemitismus vorwarf. Er habe ihn aufgefordert, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, sonst dürfe er nicht einchecken. Das Video ging viral und wurde auf Social Media heiß diskutiert. Viele Organisationen und User*innen bekundeten ihre Solidarität und verurteilten das Hotel in Leipzig, es kam sogar zu einer Demonstration vor dem Hotel.

Alles eine Lüge

Doch über zwei Jahre später stellt sich vor Gericht heraus: Ofarim hatte gelogen. Schon wenige Tage nach dem Vorfall kamen Zweifel an Ofarims Aussagen auf. Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigten, dass Ofarim am betreffenden Tag keine Kette mit Davidstern getragen hatte. Das gab er knapp zwei Wochen nach dem vermeintlichen Vorfall selbst zu. Der Musiker hatte den Hotelangestellten angezeigt, doch das Verfahren wurde wieder eingestellt. Die Ermittler*innen sagten: „In der Gesamtschau der bislang gewonnenen Erkenntnisse hat sich das Geschehen tatsächlich so nicht ereignet.“

Stattdessen erhob die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen Ofarim wegen Verdächtigung und Verleumdung. Der Hotelmitarbeiter hatte den Musiker bereits zwei Tage nach dem Vorfall wegen Verleumdung angezeigt. Am 7. November 2023 begann der Prozess gegen Ofarim, der dem Angestellten des Westin Hotels jedoch immer noch antisemitische Äußerungen vorwarf. Er würde das Video genauso wieder aufnehmen, sagte er noch kurz vor Prozessbeginn. Doch am sechsten Prozesstag, dem 28. November, gab der Musiker zu: „Die Vorwürfe treffen zu.“

Er entschuldigte sich beim Hotelmitarbeiter, der die Entschuldigung annahm. Das Verfahren wurde nach dem Geständnis eingestellt – Ofarim muss jedoch 10.000 Euro an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und an den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahlen. Der falsch beschuldigte Hotelmitarbeiter soll Schmerzensgeld bekommen.