Sebastian Hotz und Salwa Houmsi

„Wir sind keine Freunde?!“ – Hotz & Houmsi: die Podcast-Hosts im Interview

Niklas: Ihr seid ja schon zwei durchaus kreative Köpfe. Und euer Podcastname mit der Alliteration klingt phonetisch sehr schön, aber hattet ihr da auch irgendwie andere, ausgefallenere Überlegungen? Könnt ihr verraten, was da noch im Rennen war?

Sebastian [schlägt die Hände lachend über dem Kopf zusammen]: ey, also wenn man mich fragt, was ich im Sommer gemacht habe – ich habe ein ganzes Buch geschrieben – aber wenn ich eine Sache sagen müsste, dann wäre das Namenausdenken für diesen Podcast. Wir hatten so viele Ideen, eine davon war “theoretisch cool”, die habe ich dann einfach übernommen für die Radiosendung, die ich jetzt alle zwei Monate einmal am Sonntag mache, ansonsten noch tausende weitere Namensvorschläge.

Salwa: Die heben wir uns noch auf, falls wir irgendwann vielleicht noch Podcast Subunternehmen eröffnen oder so.

Niklas: Bei eurem gemeinsamen Arbeitgeber, dem ZDF, haben ja viele einen Podcast: Markus Lanz, Jan Böhmermann und auch aus eurem engeren Freundeskreis etwa Miguel Robitzky und Carolin Worbs, die wie Sebastian zum Autor*innen-Team des ZDF Magazin Royale gehören. Gibt es da auf der Arbeit freundschaftliche Sticheleien gegenüber der Podcast-Konkurrenz oder einfach nur gegenseitigen Support?

Salwa: Wir sind ja noch so neu, wir haben bisher noch keine Sticheleien abbekommen, zumindest habe ich noch von keinen gehört.

Sebastian: Ja, und dafür musste man ja auch so viele andere Podcasts hören und dafür habe ich weder Zeit noch Energie. Vor allem bei Caro und Miguel ist es mir mega wichtig, dass wir dann nicht in diese Peinlichkeiten von irgendwelchen Comedykonkurrenzkämpfen kommen, auf gar keinen Fall.

Salwa: Ich habe auch das Gefühl, dass das so ein bisschen ein Generationen-Ding ist, wo wir auch gerne rauskommen wollen. Wir sind halt gerade die jungen Neuen im Fernsehen oder in der Medienbranche und wollen vielleicht auch ein bisschen mit einer anderen Einstellung in diese Medienwelt kommen. Nicht immer nur dieses “Ellenbogen raus” und alle anderen scheiße finden. Uns sind unsere Friends, unsere Medienkolleg*innen schon wichtig und ich glaube, es geht auch anders, ohne alle anderen scheiße zu finden, auch wenn es viele Generationen vor uns jahrelang so gemacht haben. Man kann ja auch mal probieren, ob es vielleicht anders funktionieren könnte.

Sebastian: Dieses gegenseitige Weggebeiße und irgendwelche Intrigen und Kämpfe austragen, das finde ich anstrengend. Wir können ja auch mal drauf hoffen, dass in hundert Jahren Deutschlands Medienlandschaft ein bisschen besser – lustiger, flexibler und innovativer aufgestellt ist.

Niklas: Achtet ihr denn persönlich überhaupt auf die Zahlen, also die Klicks und Chartrankings von eurem Podcast?

Salwa [schmunzelnd]: Also wir haben ein Ziel und wenn wir nicht in der dritten Folge 100.000 schaffen, dann hören wir halt einfach wieder auf.

Sebastian: Ja, dann muss ich meine Fingernägel an Studio Bummens (Produktionsstätte des Podcasts) abgeben. Also ich habe minutiös und religiös die Charts verfolgt letzte Woche, das hat mich schon sehr interessiert, weil das ja die einzige Form des Feedbacks ist, die man so richtig hat. Klar gibt es noch Rezensionen, aber einfach mal, um zu sehen, ob das denn prinzipiell eine gute Idee ist, dass wir einen Podcast machen.

Niklas: Wann würdet ihr denn, abgesehen von den Zahlen, für euch persönlich den Podcast als einen Erfolg ansehen? Was sind da eure Kriterien?

Salwa: Also für mich ist er jetzt schon ein Erfolg, weil ich Spaß dran hab und weil ich mich jetzt schon auf jeden Mittwoch freue, wenn wir aufzeichnen und das ist ehrlich gesagt alles, was ich wollte. Ich wollte Hotzo besser kennenlernen und mit ihm gemeinsam eine gute Zeit haben. Wir haben gerade echt eine gute Zeit, weil außerhalb des Podcast machen wir witzige Interview-Ausflüge, sehen uns dadurch regelmäßig und lernen uns besser kennen.

Ich mache diesen Job jetzt glaub ich 7 Jahre Vollzeit und ich bin halt immer allein unterwegs und habe jeden Tag ein anderes Projekt. Jetzt ist es so cool, mal einen Partner zu haben, mit dem man gemeinsam sich austauschen und Sachen erleben kann. Ich liebe das und ich freue mich deswegen schon richtig auf alles, was kommt. Deswegen ist es für mich jetzt schon ein Erfolg, weil es voll Spaß macht und anscheinend jetzt auch schon ein paar Leute gerne gehört haben – viel besser kann es von meiner Seite aus nicht werden, außer wir machen noch eine Podcast-Tour, wo wir beide Hüte tragen und Kostüme anhaben.

Niklas: Ihr hattet ja einige große Ausflüge, zum Beispiel zu Late Night Berlin oder Studio Schmitt und Sebastian, du bist ja auch noch bei einer anderen Late Night Show tätig. Angefangen hat bei dir alles mit dem Twittern und jetzt bist du Buchautor, Podcaster, Fernsehautor und man sieht dich in den Late Night Shows. Was hast du als nächstes geplant in der Medienwelt?

Sebastian: Ich habe ja auch geschauspielert in diesem Sommer. Ich wäre gerne in einem Musikvideo noch und ich möchte irgendwann mal einen Film oder eine Serie selbst schreiben. Ansonsten ist mein Lebensziel: noch dümmere Tattoos – ich möchte das dümmste Tattoo Deutschlands haben.

Niklas: Salwa, du hast schon angesprochen, dass du viel Erfahrung in der Medienbranche gesammelt hast. Was macht dir dabei am meisten Spaß und was sind die Sachen, bei denen du sagst, die würdest du nicht wieder machen?

Salwa: Ich komm ja wie gesagt, ursprünglich vom Radio, habe da angefangen und war 5 Jahre Moderatorin bei Radio Fritz. Was als Kind schon immer so das krasseste war, was ich mir für mein Leben hätte vorstellen können und ich bin glücklich, dass das dann tatsächlich so passiert ist.

Aber ich glaube, vor so zwei Jahren habe ich mich entschieden damit aufzuhören, weil ich das Medium Radio und wie es sich gerade entwickelt, leider nicht mehr so spannend finde. Die ganzen großen jungen Wellen relaunchen sich gerade und gleichen sich immer mehr den Format-Radiosendern an, die privat finanziert werden und man dann leider einfach keinen großen Unterschied mehr ausmachen kann. Die Sender hatten eigene Persönlichkeiten, die da moderiert haben und es waren Sender mit Haltung.

Ich hätte gerne mein Leben lang Radio gemacht, ich habe auch so ein bisschen diesen Traum, wenn ich irgendwann einfach keinen Bock mehr auf alles habe, dann würde ich so mit 60 vielleicht mal bei radioeins anklopfen und einfach wieder noch so ein paar Jahre meines Lebens Radio machen.