Ludwig Trepte: „Das gleicht manchmal schon der Schizophrenie“

Du hast einmal gesagt „Sich als Schauspieler treu zu bleiben, ist extrem schwer.“ Hast du es trotzdem geschafft?

Die Gefahr für einen Schauspieler besteht darin, dass man sich mit dem Beruf und dem Erfolg identifiziert. Je nach dem, in welcher Position du gerade bist oder je nach dem wie erfolgreich du bist, identifizierst du dich damit. Es geht ganz schnell, dass es Phasen gibt, in denen es nicht mehr so läuft und du dich plötzlich als Mensch verlierst. Als eigene Persönlichkeit und als Person. Man nimmt irgendwann den Erfolg als Maßstab, die Anerkennung und das Jubeln, den Applaus auf der Bühne und dann wird’s gefährlich. Ich kenne natürlich genau diese Phasen und das war der Lernprozess. Ich musste auch sehen, dass ich nach wie vor gut als Mensch bin, auch wenn nicht geklatscht wird.

Hast du dich schon einmal in einer Rolle vollkommen verloren?

Ja, volle Kanne!

Wie fühlt sich das an?

Das kriegt man währenddessen gar nicht mit, das ist es ja. Du merkst das erst später, wenn du plötzlich das Gefühl hast, dass irgendwie alles aus dem Gleichgewicht gerät. Mit meiner Rolle als Danny war das auch so. Du merkst, dass du Eigenschaften annimmst, die gar nicht zu dir gehören, sondern schon fast eine Psychose sind. Du verlierst dich auf einmal in der Rolle. Plötzlich merkst du anhand äußerer Umstände, dass irgendwas nicht mehr in der Balance ist. Anhand davon, dass du darauf angesprochen wirst, es manchmal auch Streit gibt, dass man dir Dinge vorwirft, bewertet, verurteilt.

Bekommt man Angst?

Bei einer reinen Psychose bekommst du natürlich schon Angst, weil das ist, als wärst du kleben geblieben. Ich merkte das auch sehr bei meiner Rolle als Danny. Bei einzelnen Eigenschaften, die ich mitgenommen habe. Während du drehst, bekommst du das aber nicht mit.

Bist du da immer „sauber“ rausgekommen?

So heftig ist es ja meistens nicht, aber man wird beim Dreh immer ziemlich gepampert und plötzlich kommst du wieder nach Hause, musst alles selbst machen. Es gibt keinen Zeitplan mehr, keine Dispo und keinen Abhol-Service um 6 Uhr morgens. Du musst alles selbst strukturieren. Du hast gar kein Zeitgefühl mehr und man hat keine Aufgabe mehr.

Ludwig Trepte (l.) und Schauspiel-Kollege Dennis Mojen in einer gemeinsamen Drehpause. Foto: Max Seibert