Ludwig Trepte: „Das gleicht manchmal schon der Schizophrenie“

Du hast eben gesagt, dass man kurzzeitig das Gefühl hat, einfach keine Aufgabe mehr zu haben. Fällt man an freien Drehtagen teilweise in so ein Loch?

Total! Man muss natürlich auch zusehen, wie man das dann angeht. Inzwischen kann ich damit auch besser umgehen und es ein bisschen entspannter sehen, aber früher endete das teilweise mit einem Kollateralschaden. Da bekommt man dann einer Depression schon nahe. Der Applaus fehlt plötzlich, der Arbeitsalltag existiert nicht mehr und plötzlich fällt da etwas ganz Wichtiges weg, wofür du hart gearbeitet hast und womit du Gefühle – hoffentlich wahre Gefühle – ausgedrückt und gezeigt hast.

Wie hart ist die Vorbereitung auf eine neue Rolle? Gleitet man in manche einfach hinein oder muss man sich da wirklich richtig hinein arbeiten?

Das ist ganz unterschiedlich. Es hängt damit zusammen, wie nahe die Rolle deiner eigenen Persönlichkeit steht. Die Vorbereitung und Einarbeitung in eine Rolle ist natürlich immer das Spannendste, weil man anfängt die Figur zu hinterfragen, nach der Quelle zu suchen und zu erkunden, wo es brodelt und kratzt. Das sind die ersten Schritte und dann gleitet man nach und nach in die Rolle. Irgendwann reflektiert man gar nicht mehr sich selbst, sondern nur noch die Rolle. Es geht nur noch um die Figur. Ich fange dann an, Tagebuch zu schreiben und nach und nach entsteht eine Persönlichkeit. Das gleicht manchmal schon der Schizophrenie, was da abgeht.

Das wichtigste Ziel des Ludwig Trepte?

Ich stelle mir oft die Frage, wie man hier abtreten will und irgendwann habe ich mal eine Doku gesehen, in der es um Menschen ging, die kurz vor dem Tod stehen. Ich habe mich dann gefragt, wie ich selbst eigentlich einmal die Erde verlassen möchte. Ich dachte daran, was ich weitergeben und hinterlassen möchte. Das ist so eine typische Denkweise, die sich verändert, wenn du Familie hast. Es eröffnen sich auf einmal ganz neue Türen und Fragen.

Das Bild und die Definition von Zielen verändert sich ziemlich im Laufe der Lebensjahre…

Es werden irgendwann andere Dinge viel wertvoller als Geld und Objekte. Was für Menschen möchte ich gesehen haben? Was möchte ich sein? Das ist schon ziemlich spannend, aber es ist natürlich auch geprägt. Denn meistens sind es besonders die Dinge und Verhaltensmuster, die man an den Eltern abgelehnt hat, die einen dann am meisten prägen.

Spannende Erkenntnis. Welche Dinge hast du am meisten von elterlicher Seite übernommen, wenn du dir eine Sache heraus pickst?

Ehrgeiz.

Das ist doch eine gute Eigenschaft!

Ja, eine sehr gute sogar!

 

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Bildquelle: Max Seibert