Interview: Zocken für den guten Zweck

Videospiele streamen und dabei noch etwas Gutes tun: Charity und Streams miteinander zu verknüpfen ist keine Seltenheit. Der Verein „CharityGamer e.V – Zocken für den guten Zweck“ geht aber noch einen Schritt weiter. Unter seinem Zockernamen John Mayers erfüllen Kurt Brandt und Co. Kindern mit lebensbedrohlichen Krankheiten ihre Wünsche – ganz direkt und ohne Umschweife.

ZEITjUNG: 2019 hast du deinen Verein „CharityGamer – Zocken für den guten Zweck“ gegründet. Was war zuerst da: Die Lust am Streamen oder der Wunsch, Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln?

Mayers: Anfangs war ich, ehrlich gesagt, einfach nur Streamer. Ich habe hauptsächlich Simulationen wie den Euro Truck Simulator (ETS) oder den Landwirtschaftssimulator (LS) gestreamt, aber auch World of Warcraft (WoW) und theHunter Classic. Das waren die Spiele, mit denen ich 2012 angefangen habe. Bei ETS hatte ich dann die Idee: „Hey Leute, machen wir mal was richtig Geniales: Ich fahre jetzt eine Million Kilometer und für jeden Unfall, den ich baue; jedes Mal, wenn ich irgendwo hängen bleibe oder Schaden an der Fracht verursache, zahle ich diverse Beträge als ‚Strafe‘, die ich dann spende“. Der für mich ausschlaggebende Punkt war aber 2015, als sich ein 16-jähriges Mädchen bei mir gemeldet und mir ihre Geschichte erzählt hat: Sie hatte einen Hirntumor, keine Chance auf Heilung und nicht mehr lange zu leben. Sie und ihre Familie waren große Autofans und ihr Wunsch war es, einmal mit einem schnellen Auto zu fahren – am besten mit einem Audi R8.

Da hat bei mir das Rattern angefangen: Jetzt tun wir schon was Gutes, aber können wir ihr nicht irgendwie ihren Wunsch erfüllen? Daraufhin hab ich mich mit ihren Eltern in Verbindung gesetzt und gefragt, ob wir das versuchen dürfen. Mit Erlaubnis der Eltern hab ich das Spiel Project Cars für einen Stream ausgewählt, mich ans Steuer eines R8 gesetzt und die Geschichte des Mädchens erzählt. Am Ende war es dann Audi selbst, die uns nach einem Anruf ihre Teststrecke, einen Fahrer und einen nagelneuen R8 der neuesten Generation für einen Tag zur Verfügung gestellt haben. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch das Mädchen und ihre Familie kennengelernt. Acht Wochen nachdem ihr Wunsch in Erfüllung gegangen war, ist sie dann gestorben. Dieses Erlebnis hat mich nie wieder losgelassen und daraus ist dann die Idee zu dem Verein entstanden.