Sucht

Keep on rolling? Selbstgedrehte Zigaretten steigern das Suchtpotenzial

Krümeliger Tabak liegt auf dem Tisch. Vorsichtig greifst du hinein und nimmst ein paar Fingerbreit davon, legst es in dein Paper und beginnst zu drehen. Festzurren, rollen, drücken. Es hat etwas Meditatives, Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich ihre eigenen Zigaretten drehen. „Das Ritual vor dem Ritual“, bestätigt meine Kollegin und selbst ehemalige Raucherin, was ich mir jedes Mal denke, wenn sich jemand neben mir auf sein Päuschen vorbereitet.

 

Warnhinweise bringen nix

 

Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erhebliche Schäden zu. Rauchen verstopft Ihre Arterien. Rauchen erhöht das Risiko, zu erblinden. Rauchen verursacht 9 von 10 Lungenkarzinomen. Wir kennen sie nur zu gut, die Sprüche auf den Zigarettenpackungen. Neben ihnen gibt es seit 2 Jahren auch noch farbige Bilder möglicher gesundheitlicher Folgeschäden. Auch die Hardfacts, wie beispielsweise die, dass jährlich weltweit 6 Millionen Menschen an den Folgen ihrer Nikotinsucht sterben, waren nie ein Geheimnis. Doch unabhängig von aller Prävention und Information gilt: In Deutschland raucht im Jahr 2018 immer noch fast jede vierte Frau und jeder dritte Mann. Da kann das Europäische Parlament seine Tabakrichtlinien also noch zigtausend Mal verschärfen, hindern wird das offensichtlich erst einmal niemanden.

 

Diese Faktoren erschweren das Aufhören

 

Doch neben denjenigen, die sowieso weiter beherzt zur Kippe greifen, gibt es ja auch die, die es gerne lassen würden. Dann müsste man hierzulande auch nicht mehr ständig vor die Tür, gerade jetzt im Winter. Trotzdem wird jeder, der das ganze Unterfangen einmal versucht hat bestätigen: Es ist schwer. Eine neue Studie des University College London (im Auftrag der Cancer Research UK) hat die Krux jetzt einmal unter die Lupe genommen. Ungefähr 38.000 Personen wurden hierfür in einem Zeitraum von 10 Jahren befragt. Selbstgedrehte gibt’s demnach eher bei der jüngeren Generation, Männern und Menschen mit geringerem sozialen Status. Außerdem wird hier wohl mehr geraucht, denn pro Tag kommt die Studie immerhin auf eine Kippe mehr. Aber (für die Sparfüchse unter euch): Selbst Hand anlegen ist deutlich günstiger, in der Woche zahlt man halb so viel wie diejenigen, die im Supermarkt kaufen. Das mantraartige Drehen hat jedoch auch zur Folge, dass die Motivation das Rauchen aufzuhören, deutlich geringer ist. Die gute Nachricht zum Schluss: Ist der Entschluss zum endgültigen Stopp erst einmal gefallen, dann war die Art des Glimmstängels egal und der Erfolg gleich groß (oder eher klein). Denn obwohl insgesamt knapp 13.000 Personen den letzten Zug nehmen wollten, schafften es am Ende nur knapp 2000.

 

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Bildquelle: Unsplash über CC0-Lizenz

Quelle der Studie: BJM unter CC.BY 4.0 Lizenz