Madame Moneypenny: Kein Geld übrig für Altersvorsorge? Liegt am Lebensstil

Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen: Warum brauchen wir das? Natascha Wegelin, auch bekannt als Madame Moneypenny, kennt die Antwort auf diese Frage. Sie findet, die Welt könne auf Frauen nicht mehr verzichten. Die Welt bräuchte starke Frauen und Stärke sei, so Natascha, durch (finanzielle) Unabhängigkeit ableitbar. Im Telefon-Interview unterstreicht sie, wie dies durch die Corona-Krise erneut bestätigt wird und sich wiedermal zeigt, dass Frauen in der Krise die Gesellschaft am Laufen halten.

2016 gründete die Unternehmerin aus NRW einen Finanzblog für Frauen mit dem Ziel, sie auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit zu unterstützen. Der Erfolg ließ dann nicht lange auf sich warten und der Blog „Madame Moneypenny“ wurde zu einem vertrauten Ort für Frauen. Heute hat sie eine große Community, wo sich Frauen in Sachen Finanzen gegenseitig unterstützen. Natascha selbst hat Bücher zum Thema geschrieben, macht einen Podcast und ist sonst auch in den Sozialen Medien für ihre Moneypennies sehr aktiv.

Mit ZEITjUNG sprach sie über junge Menschen und Vorsorge, Investment für Anfänger in Zeiten von Corona und warum ein Frauen-Finanzblog notwendig ist.

Junge Menschen (U30) sagen oft, sie hätten kein Geld übrig für Altersvorsorge. Wie findest Du das?

Dass ihnen nichts übrig bleibt, liegt wahrscheinlich an ihrem Lebensstil. Es gibt junge Leute, die sehr wenig verdienen, aber trotzdem in den Club oder ins Kino gehen. Meistens ist eben doch ein bisschen Geld da. Altersvorsorge ist für junge Menschen zwar noch weit weg, aber man sollte früh mit Sparen anfangen. Anstatt zu gucken, ob Geld zum Sparen übrig bleibt, sollte man Geld zur Seite legen, sobald man Geld hat. Ich glaube, es ist bei den meisten Menschen möglich, 10 Prozent des eigenen Einkommens zu sparen – auch bei den U30-Jährigen.

Wäre das auch dein Tipp für Menschen, die sich noch nie mit Finanzen beschäftigt haben? 10 Prozent des Einkommens „wegstecken“?

Ja, genau. Man sollte sich fragen: Wie viel kommt rein? Wie viel ist 10 Prozent davon? Und dann gleich am Anfang auf ein Sparkonto überweisen, solange das Geld noch da ist. Noch besser ist es, wenn man einen Dauerauftrag macht, dann muss man sich keine Gedanken darüber machen. Ich denke, das würden die meisten überleben.

Sparen ist gut, aber wie ist das mit Investment für Anfänger?

Gerade bei jungen Leuten gilt: Je früher desto besser. Es kommt auch nicht so sehr auf den Betrag an. Vielmehr geht es darum, dass man es einfach macht. Wenn ich investiere wachsen mit der Zeit auch die Zinsen, die Rendite und die Aktiengewinne. Also einfach 25€ bis 50€ nicht nur sparen, sondern auch investieren. Somit kann man langfristig großes Vermögen aufbauen. Man sollte sich aber unbedingt davor ausreichend Wissen aneignen.

Wo kann man sich denn am besten informieren?

Es gibt tolle Youtube-Kanäle, tolle Blogs und tolle Podcasts mit deren Hilfe man sich kopflos informieren kann. Es gibt aber auch E-Books für 15-20€.

Ist es für Anfänger auch in Corona-Zeiten, wo überall was von bevorstehender Rezession und Wirtschaftskollaps steht, empfehlenswert Geld anzulegen?

Für Anfänger ist es gerade jetzt gut, weil die Aktien durch die Krise relativ günstig sind. Ich kriege jetzt für meine 100€ im Monat mehr Anteile an einem Unternehmen. Und wenn die Preise wieder hoch gehen, mache ich dann mördermäßig Gewinne. Es ist also ein super-guter Zeitpunkt, um sich damit zu beschäftigen. Also: Wissen aneignen, beobachten was passiert … beobachten was andere jetzt falsch machen … und dann einsteigen.

Beschweren sich manchmal Männer bei dir, weil du dich exklusiv an Frauen richtest?

Am Anfang kam das vor. Meine Daseinsberechtigung wurde von ihnen in Frage gestellt, weil es keine „Rosa Fonds“ gibt. Das ist zwar ein valides Argument, aber die Berechtigung ergab sich schnell aus dem Erfolg meines Konzepts. Der Community-Gedanke „Wir Frauen machen das gemeinsam“ hat eine positive Wirkung. Denn es gibt jetzt einen Ort, wo sich Frauen wohler fühlen. Ich erzähle ja nicht viel anderes als ein Mann. Aber es gibt Themen, die für Frauen relevanter sind als für Männer. Sei es die Abhängigkeit vom Mann, Teilzeitarbeit, Care-Arbeit oder der Pension-Gap. Das sind Dinge, die Männer gar nicht so berühren, weil sie tendenziell einen anderen Lebenslauf haben. Sie haben das oft nicht auf den Schirm.

Sind nach deiner Erfahrung junge Frauen besser aufgestellt als ältere in Sachen Finanzen?

Wenn wir jung mit Mitte-Ende-Zwanzig definieren und älter mit Ende-Fünfzig, dann auf jeden Fall. Ich glaube, dass junge Frauen aufgeklärter sind, weil sie auch feministischer eingestellt sind. Sie legen nicht ihre Finanzen in die Hände eines Mannes – das war früher eher anders. Trotzdem sind wir noch weit davon entfernt, dass jede junge Frau in Deutschland genügend Finanzwissen hat.

Bekommst du manchmal böse Kommentare?

Kritik bekomme ich sehr häufig, aber böse Kommentare bekomme ich vielleicht 1 bis 3 Mal im Quartal. Dann heißt es, alles was ich mache sei total blöd. Manche fühlen sich auf die Füße getreten, weil sie die „harte“ Wahrheit z.B. über ihre finanziellen Fehlentscheidungen nicht hören wollen. Dann verharren manche in ihrer Position, aber das wird erstaunlich selten an mir ausgelassen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich würde gerne mal wieder rausgehen dürfen (lacht). In puncto Finanzen wünsche ich mir eine Reform des Steuersystems, die Frauen besser berücksichtigt und eine Entlastung für Alleinerziehende schafft. Außerdem wünsche ich mir, dass sich alle Frauen Deutschlands, Europas und der Welt sich mit ihren Finanzen beschäftigen und auf eigenen Beinen stehen können.

Was ist dein Lebensmotto?

Einfach mal drauf scheißen. Das klingt vielleicht kontraproduktiv für das Thema Finanzen (darauf sollte man nie scheißen), aber ich glaube, dass wir durch die Meinung anderer viel bestimmt werden. Auch im Finanzkontext. Wir lassen uns sehr viel ein- oder ausreden, wir lassen uns kleinmachen. Wenn man einfach mal drauf scheißen und der eigenen Meinung folgen würde, würden wir leichter durchs Leben gehen und freier entscheiden. Dadurch wären wir auch glücklicher.

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Bildquellen: Jacqueline Häußler