Wenn wir uns trotz aller Widerstände treu bleiben, werden wir zu Giganten – Keith Behrman

Ein Beitrag von Maximilian Fischer

Auch in Toronto hat das Coronavirus das öffentliche Leben lahmgelegt, Kneipen und Restaurants sind geschlossen. Regisseur Keith Behrman ist aber überzeugt, dass aus der Krise etwas Positives entstehen kann. Ein Credo, das er auch mit seinen Filmen verfolgt.

Warum der Filmtitel „Giant Little Ones“?

Keith Behrman: Die Idee kam daher, dass wir uns manchmal in unserer Gesellschaft und durch die Menschen, die uns umgeben, sehr klein fühlen. Wenn wir uns aber trotz aller Widerstände treu bleiben, dann werden wir zu Giganten. Es gibt aber verschiedene Interpreationen für den Titel.

Es ist ein kanadischer Film, der aber Themen anspricht, die Jugendliche auf der ganzen Welt betrifft. Gab es viel Feedback aus anderen Ländern?

Keith Behrman: Ich glaube auch, dass die Themen im Film universal sind. Wir hatten eine Vorstellung in Südkorea und die Menschen dort fanden den Film super und waren wirklich interessiert. Es sind aber nicht nur Teenager, sondern Leute jedes Alters, die sich mit Aspekten des Films identifizieren können. Ich habe das Drehbuch damals einigen High School-Schülern aus einer Thetaergruppe in Kanada gezeigt. Ich hatte damals Angst, dass ich etwas schreibe, was völlig überholt ist. Dass ich aus der Perspektive eines älteren Mannes schreibe, der überhaupt keine Berührungspunkte mit den Jugendlichen von heute hat. Und ich wollte wissen, ob ich über Probleme schreibe, die heute noch welche sind. Glücklicherweise war aber nichts davon der Fall.

Die Idee zum Film kam dir, nachdem du von mehreren kanadischen Jugendlichen gehört hast, die sich umbrachten, weil sie aufgrund ihrer Sexualität ausgegrenzt wurden. Trotzdem sollte „Giant Little Ones“ ein optimistischer Film werden. Warum?

Keith Behrman: Ich mag Geschichten, die sich damit beschäftigen, wie Menschen ihre Identität definieren – und welche Herausforderungen damit einhergehen. Das ist nicht immer schön, am Ende möchte ich aber mit einem lebensbejahenden Gefühl schließen. Nicht in der Form eines Happy Ends, sondern einfach als eine positive Darstellung der Lebenswirklichkeit.

Der Film sollte sich nach deiner Aussage auch wie ein Pop Song anfühlen. Wie wurden die Songs ausgewählt?

Keith Behrman: In der Filmcrew haben ganz viele Leute Playlists auf Spotify kreiert, die wir untereinander geteilt haben und für den Film verwenden wollten. Die liefen auch noch im Hintergrund, als wir den Film geschnitten haben. Viele sind dann aber rausgeflogen, weil wir sie uns nicht leisten konnten (lacht). Ich habe auch mit unserem Hauptdarsteller Josh Wiggins über Musik gesprochen. Josh steht aber sehr auf die Musik der 70er. Er findet die „Eagles“ unfassbar gut. Für den Film hat das jetzt nicht ganz gepasst (lacht).

Nicht nur in „Giant Little Ones“, sondern auch in deinem ersten Spielfilm „Flower and Garnet“ geht es immer wieder um komplizierte Vater-Sohn-Beziehungen. Zufall?

Keith Behrman: Es gab so einen Punkt in meinem Leben, nachdem ich einige Kurzfilme und meinen Langspielfilm gemacht habe, da fiel mir auf, dass ich eigentlich immer ähnliche Filme mache. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn spielt dabei fast immer eine Rolle. Bestimmt auch, weil ich damit die Beziehung zu meinem eigenen Vater reflektiere. Aber auch abseits davon halte ich die Beziehungen von Kindern und ihren Eltern für die wichtigsten Bindungen überhaupt.

Bildquelle: Keith Behrman