locomore

Locomore: Nimm das, Deutsche Bahn!

Das Monopol der Deutschen Bahn soll wackeln: Das Berliner Start-up Locomore hat alte IC-Wägen restaurieren lassen und schickt im Dezember den ersten Zug auf die Schienen, um eine Alternative zu den immer teurer werdenden Preise von FlixBus und der Deutschen Bahn zu bieten. Über Crowdfunding hat das Unternehmen bereits 600.000 Euro gesammelt und hat rund 500 Plätze in seinem Zug von Stuttgart nach Berlin und wieder zurück anzubieten. Funfact: Locomore benutzt Züge der DB, welche von der Firma Ladewigs und SRI Rail Invest in Rumänien aufgefrischt wurden. Der Service wird an Hector Rail, ein schwedisches Eisenbahnunternehmen, ausgelagert. Und während man sich auf den Service im Zug konzentriert, wird das Fachpersonal aus dem Ausland gebucht – so das effektive Model zum Einsparen von Kosten.

 

Für 13 Euro von Kassel nach Berlin

 

Gerade Studenten soll durch geringe Preise und Anbindungen an viele Studentenstädte dieses Angebot entgegenkommen. Darin sieht Locomore auch seinen Vorteil gegenüber der Deutschen Bahn. Für eine ICE-Verbindung von München nach Berlin beispielsweise müssten wir bei der DB 116 bis 142 Euro ohne Bahn Card zahlen. Bei einem Nebenjob neben dem Studium mit einem Mindestlohn von acht fünfzig müssten wir also nur für die Hinfahrt mindestens vierzehn (!) Stunden arbeiten. Der Großteil der Kunden der Deutschen Bahn ist sowieso nur noch genervt von ständiger Preiserhöhung, unfreundlichem Personal, komplizierter Ticketauswahl und natürlich den allseits bekannten Verpätungen. Genau dem möchte Locomore entgegenwirken.

Mit gerade mal 13 Euro von Kassel nach Berlin in drei Stunden könnten wir uns also ernsthaft überlegen, nicht den überfüllten, stickigen Flixbus zu nehmen. Und es gibt jedoch noch mehr Gründe, die für Locomore sprechen: Zum Beispiel Arbeitstische, kostenloses WLAN und Fahrradmitnahme, genug Platz für Koffer oder Kinderwägen, Steckdosen, Reservierungen ohne Aufpreis und ein geplanter Zugbetrieb mit 100% Ökostrom höchster Qualität. Bio-faires Catering gibt’s am Platz. Locomore glaubt „weniger an eine Konkurrenz mit der Deutschen Bahn, sondern eher an die Weiterentwicklung des Schienenfernverkehrs durch neue Ideen“, so die Osthessen News.

Die Stornierungskosten liegen abhängig vom Zeitpunkt der Stornierung zwischen nur drei und sieben Euro. Dabei hat der Zug mit 200 km/h fast so viel drauf wie der ICE. Auch nervige Gäste kannst du hier (fast) vermeiden: Das Start-Up hat vor, seine Gäste nach immer wechselnden Kategorien einzuteilen, in die du dich optional einordnen lassen kannst. Bock auf Sportler, Backpacker oder Literatur? Kein Problem! Du kannst das jeweilige Thema bei der Buchung auswählen.

 

Und wann geht’s los?

 

Nach München kommt der alternative Fernverkehr zwar noch nicht, aber weitere Strecken sind in Planung: Frankfurt, Stuttgart und Darmstadt werden ab dem 14.12.2016 befahren. Köln, Dortmund, Bonn, Duisburg, Düsseldorf sowie München und Augsburg sind ab 2017/2018 geplant. Einmal am Tag fährt Locomore dann morgens von Stuttgart über Frankfurt und Hannover nach Berlin und nachmittags wieder zurück, so die Website des neuen Fernverkehrs. Tickets sind über locomore.com, die Telefonhotline, auf Bahnreisen spezialisierte Reisebüros und beim Bordpersonal erhältlich.

Doch wie reagiert die Deutsche Bahn darauf? Bis jetzt noch gar nicht. Man sei „Konkurrenz auf der Schiene schließlich gewohnt“, meint die Berliner Zentrale dazu, so das Handelsblatt. Klar – wie soll ein deutschlandweit verbreitetes Unternehmen auch derart schnell überboten werden. Die orangefarbenen Züge könnten uns jedoch endlich wieder Lust auf das Zugfahren bescheren – bei einem Fernverkehr, der uns junge Menschen anspricht. Jemand, der uns nicht das Geld aus der Tasche ziehen will, dafür dass wir immer warten müssen und alle Fahrgäste nur noch genervt sind. Einen schönen, orangefarbenen Zug aus alten Zeiten wieder neu zu machen und mit Gleichgesinnten im Internet Geld dafür zu sammeln – die Idee hätte von uns stammen können.

 

Das könnte Dich auch interessieren:


Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: – FelixM – unter CC0 1.0 Lizenz