Müssen beim Sex wirklich immer beide Partner einen Orgasmus haben?

Das Schöne am Sex ist das Miteinander

Also legt man voll los, will die Frau mit allem, was man nach dem eigenen Kommen noch hat, zum Orgasmus bringen. Und schon ist man wieder beim Wettkampfartigen und so gar nicht Entkrampften, Losgelösten. Es kann natürlich auch schön sein, wenn man die Lust der Partnerin steigert und oft ist die einseitige Befriedigung auch für beide erfüllend, einseitig ist es dennoch immer.

Um das zu vermeiden, gibt es letztendlich nur eine Lösung: Die Frau muss zuerst kommen. Denn egal, wie man es dreht und wendet – der weibliche Orgasmus unterscheidet sich vom männlichen nunmal auch dadurch, dass er mehrfach möglich ist, dass er nicht immer darin mündet, sich sofort zusammenrollen zu wollen. Danach zu kommen, ist für den Mann nicht nur angenehmer, da er endgültig loslassen kann und nicht in einem Winkel seines Gehirns denkt: „Scheiße, sie hatte noch keinen Orgasmus“, sondern auch für beide intensiver, da die Frau sich auch nach dem Kommen noch in der gleichen Sphäre der Lust aufhält und nicht primär ans Einschlafen denkt.

Denn kein Mann kann ihn bestreiten, diesen kleinen Gedanken des Widerwillens, der sich ab und zu auf leisen Sohlen anschleicht, nachdem wir gekommen sind: „Muss das jetzt noch sein?“ Natürlich wischt man ihn schnell beiseite, macht sich bei der Frau ans Werk. Um das beide ausfüllende Knistern zu entfernen, reicht er aber aus. Danach ist es für viele Arbeit und nicht mehr dieses Miteinander-Agieren und vor allem Miteinander-Steigern, das eigentlich das Schöne am Sex ist. Denn ungleich schöner als das Schweben, mitten in der Normalität, ist doch, wenn man zusammen schwebt. Mit einem Menschen, den man liebt. Und wenn man danach da liegt, die Welt kurz Welt sein lässt, die schräg einfallende Sonne zwei Körper touchiert und beide sich aneinander festhalten. Weil sie glücklich sind. Und weil es kein Ziel mehr zu erfüllen gibt, sondern nur der Moment zählt.


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Bildquelle: Matheus Ferrero unter CC0-Lizenz