Physiker löst Debatte aus: Stammt unser Bewusstsein aus höheren Dimensionen?

Die Natur des menschlichen Bewusstseins gibt der Wissenschaft seit Jahrhunderten Rätsel auf. Trotz zahlreicher Theorien konnten Forscher bisher keine endgültige Erklärung liefern. Michael Pravica, Physiker an der University of Nevada, Las Vegas, schlägt nun eine gewagte Idee vor: Das Bewusstsein könnte sich aus höheren Dimensionen speisen. Laut „Popular Mechanics“ bezieht sich seine Theorie auf die Hyperdimensionalität – das Konzept, dass unser Universum nicht nur aus den drei wahrnehmbaren Dimensionen besteht, sondern Teil eines größeren Gefüges ist.

Pravica argumentiert, dass unser Bewusstsein in besonderen Momenten, etwa beim kreativen Denken oder in Träumen, die physische Welt überschreiten könnte. Diese Augenblicke könnten, so Pravica, eine Synchronisation mit höheren Dimensionen darstellen, die unser Denken mit kreativen Strömen fluten.

Ein Physiker auf der Suche nach Verbindungen

Pravicas Theorie ist nicht nur wissenschaftlich motiviert. Er verbindet seine orthodox-christlichen Glaubensüberzeugungen mit physikalischen Konzepten. Laut „Popular Mechanics“ sieht er in der Idee der Hyperdimensionalität eine Möglichkeit, wissenschaftliche Prinzipien mit theologischen Fragen zu vereinen. Er verweist auf die Bibel und fragt: „Wie könnte jemand wie Jesus, der laut der Schrift in den Himmel aufstieg, dies tun, wenn er auf die uns bekannten Dimensionen beschränkt wäre?“

Mit seiner These steht Pravica jedoch am Rande der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Viele seiner Kollegen, darunter der Physiker Stephen Holler von der Fordham University, betrachten solche Ansätze kritisch. Holler hält die Verbindung von Bewusstsein und höheren Dimensionen für eine unnötige Vereinfachung, die wichtige wissenschaftliche Fragen unbeantwortet lasse.

Physik und Philosophie treffen aufeinander

Pravica verknüpft seine Ideen mit bekannten physikalischen Theorien wie der Stringtheorie. Diese beschreibt das Universum als ein Netz winziger, vibrierender Fäden, deren Schwingungen in verschiedenen Dimensionen die Grundlage aller Teilchen und Kräfte bilden. Nach Pravica könnten diese Schwingungen auch erklären, wie unser Bewusstsein in Kontakt mit höheren Dimensionen tritt.

Holler hingegen sieht in diesen Ansätzen eher philosophische Gedankenspiele. Er betont, dass mathematische Operationen mit Dimensionen über der dritten nicht zwingend auf deren Existenz hinweisen. Vielmehr projiziere man solche Dimensionen in die bekannten drei, ähnlich wie ein Würfel in zwei Dimensionen als Quadrat erscheint.

Skepsis und Grenzen der Wissenschaft

Trotz der Kritik bleibt Pravica von seiner Theorie überzeugt. Seiner Ansicht nach könnten Wissenschaft und Technologie eines Tages die Werkzeuge liefern, um diese Dimensionen zu erforschen. Holler hingegen warnt vor überzogenen Erwartungen. Selbst der Large Hadron Collider (LHC) des Europäischen Kernforschungszentrums CERN habe bisher keine Beweise für die Existenz höherer Dimensionen geliefert. Der LHC, der winzige Teilchen mit enormer Geschwindigkeit kollidieren lässt, untersucht die fundamentalen Bausteine des Universums. Um jedoch Strukturen wie die von Pravica beschriebenen zu entdecken, wären laut „Popular Mechanics“ noch weitaus leistungsfähigere Geräte nötig.

Wissenschaft zwischen Vision und Realität

Pravica bleibt optimistisch. Er glaubt, dass künftige Generationen die Energien und Technologien entwickeln könnten, um höhere Dimensionen zu erkunden. Für ihn gibt diese Suche dem Leben und der Wissenschaft Sinn. „Hyperdimensionalität verleiht dem Dasein einen Zweck“, erklärt er.

Die Idee, dass unser Bewusstsein mit einer unsichtbaren, höherdimensionalen Realität verbunden sein könnte, mag faszinierend sein. Doch sie zeigt auch, wie stark die Grenze zwischen Wissenschaft, Philosophie und Glauben verschwimmen kann.

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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz