Projekt A

Anarchismus kann mehr sein als ein Anarcho-A an einer Wand

„Die Möglichkeiten sind ganz vielfältig da“

 

Aber was können wir in unserem alltäglichen Leben konkret ändern? Auch wenn der Wunsch bei den meisten da ist, die Energie sich zu informieren und dann wirklich aktiv zu werden, fehlt den meisten von uns dann doch. „In ganz vielen Bereichen haben wir auch die Handlungsmöglichkeiten“, sagt Marcel. „Ich kann mich entscheiden, ob ich zum Kartoffelkombinat gehe und meine Lebensmittel selbst produziere oder zum Discounter gehe, wo unter unfairen Bedingungen produziert wird und letztendlich bei den Bauern ganz wenig ankommt. Ich denke, die Möglichkeiten sind ganz vielfältig da. Die Entscheidung ist wichtig und das Bewusstein: ‚Wenn ich die Welt verändern oder Dinge anders machen will, dann bedeutet das in gewisser Weise für mich persönlich vielleicht erst einmal einen Einschnitt, weil ich bisschen mehr Geld dafür ausgebe oder weil ich mein Geld nicht an jeder Ecke abheben kann, aber letztendlich gewinne ich dafür an Lebensgefühl‘. Es geht also auch um Zeit. Wir müssen aus der reinen Konsumentenhaltung rauskommen.“

Geld bei einer Bank anlegen, die in soziale Einrichtungen und ökologische Landwirtschaft investiert anstatt in Atomkraft und Rüstung, oder sein Gemüse bei solidarischen Landwirtschaftsbetrieben wie dem Kartoffelkombinat in München zu kaufen, hört sich eigentlich gar nicht schwer an. Im Kleinen anzufangen ist vielleicht auch realistischer, als gleich die ganze Welt verändern zu können. Natürlich könnte man sagen, dass das nur Tropfen auf dem heißen Stein der Globalisierung sind, aber ist nicht jede kleine Veränderung besser als gar keine? Was hat man zu verlieren, wenn man sich der Umstände bewusst wird und durch kleine Schritte versucht, ein bisschen bewusster und fairer zu leben? Nichts. Und zumindest inspirieren lassen können wir uns von den Leuten, die Marcel Seehuber und Moritz Springer in ihrem Film vorstellen.

„Man muss kein Märtyrer sein“

 

Nach den bisherigen Vorstellungen wäre das Feedback durchaus postitiv gewesen und die Zuschauer fänden, dass der Film optimistisch stimmt. „Man scheint ja ohnmächtig zu sein, wenn man in die Welt rausschaut und sieht, was da passiert. Ich kann ein paar Flüchtlingen helfen, aber ich kann die Flüchtlingskrise nicht lösen. Ich kann gegen die Waffenfirma protestieren oder mein Geld bei einer ethischen Bank anlegen, aber trotzdem gibt es überall auf der Welt Waffen und Krieg. Diese Ohnmächtigkeit führt dann oft zu einer Lähmung. Aber mann kann zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die dann vielleicht einen Dominoeffekt auslösen, damit sich dann Strukturen oder Verhaltensweisen ändern. Diese Möglichkeiten sieht man im Film, auf verschiedenen Ebenen und durch verschiedene Ansätze. Ich denke, dass da jeder einen Weg finden kann, ein gutes Leben zu führen und trotzdem was zu ändern. Man muss kein Märtyrer sein und sich aufopfern für die Sache, darum geht es den Anarchisten nicht.“

 

Projekt A – Trailer (deutsch) from Projekt A Kollektiv on Vimeo.

 

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Titelbild: Marcel Seehuber; 1.) Demian von Prittwitz; 2.) Marcel Seehuber; 3.) Demian von Prittwitz