Foto-Serie: Das Leben der letzten Seenomaden

Kristallklares Wasser, Wohnen im Holzhaus auf Stelzen und jeden Tag fangfrischen Fisch. Was sich anhört wie eine Trivago-Werbung, ist für die Bajau Laut Alltag, denn sie sind Seenomaden. Die Bajau Laut sind staatenlos, der Ozean ist ihr Zuhause. Auf ihm werden sie geboren, auf ihm verbringen sie ihr Leben und auf ihm sterben sie. Der Australier Mark Lehn hat die Sea Gypsies besucht und ihren einzigartigen Lebensstil festgehalten. „Schon vor Jahren wurde ich auf die Seenomaden aufmerksam, als ich über ihr Leben in Südostasien gelesen habe. Seitdem bin ich von diesen Gruppen fasziniert. Da die Anzahl der Seenomaden sich verringert, wollte ich sie unbedingt festhalten, solange ich noch die Möglichkeit dazu habe. Also bin ich extra in die Sabah-Region in Borneo gereist, um sie zu fotografieren“, erzählt Lehn ZEITjUNG.

 

Leben nach der Sonne

 

Die Bajau Laut leben ohne jeglichen Luxus, der aus unseren Leben kaum mehr wegzudenken ist. Sie wohnen entweder in sogenannten Lepa Lepas, kleinen Holzbooten, in denen die ganze Familie kocht, schläft und isst, oder in selbstgebauten Holzhäusern, die auf Stelzen im Meer stehen. Es gibt kein fließend Wasser, keine Toiletten oder Matratzen, von Elektrizität ganz zu schweigen. Die Sea Gypsies kennen weder Zeit noch Alter, sie leben nach der Sonne.

Die männlichen Bajau Laut sind für die Jagd zuständig, sie ernähren sich ausschließlich von Fisch und Meeresfrüchten, die sie zum Teil mit bloßen Händen fangen. Schon die Kleinsten können bis zu 20 Meter tief tauchen und haben eine extrem gute Sicht unter Wasser.

Die Bajau Laut, die ihren Ursprung in Malaysien haben, haben ihn mit offenen Armen empfangen, erwähnt Mark Lehn gegenüber ZEITjUNG. Er übernachtete in einigen ihrer Gemeinden und wurde sogar zu einer Bajau Laut Hochzeit auf einer der Inseln eingeladen. „Ich habe versucht, so viele Gemeinden wie möglich zu besuchen und zu fotografieren, einige mit mehr und andere mit weniger Anschluss zur Außenwelt“, erzählt uns Mark.

 

„Someday, they may be gone forever“

 

Genau diese Außenwelt ist es, die die Existenz der letzten Seenomaden bedroht. Weil sich ganz in der Nähe die militante Islamistengruppe Abu Sayyaf niedergelassen hat, ist das malaysische Militär im Gebiet der Bajau Laut stationiert und schränkt ihre Handelsmöglichkeiten ein.

Auch die Globalisierung trägt ihren Teil zum Elend der Bajau Laut bei. Das Meer, ihr Lebensraum und ihre wichtigste Ressource, ist unter ständiger Bedrohung, da die Tier- und Planzenwelt immer weiter schrumpft, wie featureshoot.com berichtet.

Ohne ein Zuhause auf dem Festland wird die Gemeinschaft immer mehr dazu verführt, sich der massenkompatiblen Gesellschaft anzupassen und dabei einen Lebensstil zurückzulassen, den ihre Vorfahren jahrhundertelang praktiziert haben. Weil sie von keiner Regierung anerkannt werden, ist die Zukunft der Bajau Laut sehr unsicher. „Someday, they may be gone forever“, sagt Lehn.