Sie ist wieder da: Die „Fear of missing out“

Ach, war es nicht entspannt die letzten Wochen? Nach stundenlangen Spaziergängen haben wir endlich wieder den neusten Stand unseres Lieblings-Podcasts aufgeholt. Endlich hatten wir jeden Abend im Bett noch ein bisschen Zeit zum Lesen, bevor wir dann spätestens um 23 Uhr eingeschlafen sind. Und jeden zweiten Tag gab’s frisches Bananenbrot. Innerhalb von zwei Monaten haben wir die Me-Time der letzten zwei Jahre nachgeholt. Doch mit den ersten klebrigen Bierresten auf den wieder zugänglichen Bartresen und den ersten braungebrannten, großkotzig in die Frontkamera grinsenden Gesichtern auf Instagram kehrt auch sie zurück: Die Fear of missing out. 

Wochenlang hat sie – in den Taschen unserer Jogginghosen, in den zerzausten Tiefen unserer ungewaschenen Haare lauernd – auf den perfekten Moment gewartet. Unbemerkt und zielsicher hat sie sich zurück in unser Leben gepirscht und am Wochenende, ihrer heißgeliebten Prime-Time, stand sie dann da. Die FOMO, dieses Biest. Und dabei hätte es so schön sein können, wenn sie weggeblieben wäre wie bisher. Man hätte sich schon fast daran gewöhnen können, einfach jeden Abend allein vor dem Fernseher ein Päckchen Chips zu verschlingen, nur noch mit Kopfhörern auf den Ohren rauszugehen und um jeden vorbeigehenden Menschen einen Bogen mit dem Radius von mindestens 1,5 Metern zu machen. Und das ohne schlechtes Gewissen. Aber jetzt fühlt sich’s doch wieder falsch an. Jetzt, wo es wieder was zu verpassen gibt, haben wir sofort wieder Angst davor. 

Fear of missing out

Ganz schlagartig ist die zurückgekehrt, die FOMO. Denn so schnell schalten unsere an die Trägheit angepassten Gehirne nicht mehr. Da sitzen sich nach wochenlangem Warten endlich wieder ein paar Freunde im Biergarten mit Maske gegenüber und Schwupps haben wir auch wieder Bock drauf. Da schwimmen nach dem einsamen Urlaub auf Balkonien endlich wieder Menschen durch den, mit einem Sonnencreme-Film überzogenen, See und Schwupps haben wir das Bedürfnis, mit zu plantschen. So ein bisschen Kontakt und so ein bisschen Freiheit geht schon wieder … oder? Ein paar Rückstände der Unsicherheit und der befremdlichen Vorsicht bleiben und kämpfen gegen die ersten sichtbaren Zeichen der FOMO an. Doch machen wir uns nichts vor. Am Schluss wird sie ja eh wieder gewinnen.

Und darüber können wir doch auch irgendwie froh sein. Denn genau wie die klebrigen Bierreste zwangsläufig zum Bartresen gehören und der schimmernde Sonnencreme-Film unweigerlich zum See, gehört die FOMO nun mal zum echten Leben. Sie ist das lang ersehnte Zeichen für die Rückkehr zur Normalität.

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Bildquellen: Pexels/Unsplash, CCO-Lizenz