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Stadt, Land, Love – über regionale Unterschiede in der Liebe

Von Simone Mauer

Kaum ein Thema beschäftigt die Generation Y so sehr wie die Liebe, langfristige Beziehungen und damit verbunden eventuell auch der Bund fürs Leben. Schaut man sich so um im eigenen Freundeskreis, gibt es natürlich noch glückliche Pärchen, die schon seit Jahren zusammen sind und tatsächlich auch den Schritt vor den Traualtar wagen. Die Anzahl derer, die immer irgendetwas Undefinierbares am Start haben und Sätze wie „Ich weiß nicht genau, was ich will, nicht festlegen, eher was Unkompliziertes“ mantraartig wiederholen, wächst jedoch beständig. Interessanterweise scheinen solche neuen unkomplizierten und undefinierbaren Lebensformen sich nicht überall gleich zu entwickeln. Die Großstadt beispielsweise ist wohl ein besonders fruchtbarer Ort für Techtelmechtel jeglicher Art und der Wunsch nach Beständigkeit und Sicherheit steht nicht unbedingt an erster Stelle steht. Zu viel Ablenkung? Nicht nur das Stadt-Land-Gefälle scheint in Punkto Langzeitbeziehungen und Ehen Einfluss zu nehmen, denn im Vergleich der Bundesländer untereinander lassen sich ebenfalls Unterschiede erkennen.

Wo wird in Deutschland eigentlich am wenigsten geheiratet?

Tja, wo könnte das wohl sein? Rischtig! In Berlin natürlich. Eh klar, zwischen einem dreitägigen Tanzmarathon auf sämtlichen Substanzen im Berghain oder/und dem Besuch von Privatorgien bleibt halt einfach nicht so viel Zeit zum Heiraten, oder? Klar ist das maßlos übertrieben formuliert und die wenigsten Berliner machen so ’nen Kram, aber sie hätten in ihrer Stadt zumindest die Möglichkeit dazu, was auf einem kleinen Dorf in Hessen eher schwer werden könnte.

Die heiratsfaulsten Bundesländer sind nach Berlin übrigens Hamburg und Bremen. Hmm, alle drei Stadtstaaten also… Zufal oder tatsächlich ein Indiz dafür, dass die Leute auf dem Land einfach ein bisschen lieber heiraten? Da gibt’s ja auch nicht die riesige Auswahl an potentiellen Partnern wie in der Großstadt, das muss mal ganz klar gesagt werden. Und wenn man sich dann mal gefunden hat und auf dem Heimatdorf nicht mehr so viele Singles übrig bleiben, kann man die Sache auch gleich richtig fix machen, oder? In der Großstadt, wo einem im Nachtleben ständig irgendwelche attraktiven, paarungswilligen Menschen vor die Füße laufen, kann es mitunter schwer sein, sich festzulegen. Ja, das ist alles nicht so einfach. Wie war das nochmal: in Berlin gehen die meisten Frauen fremd, in München die meisten Männer?

Nun gut, fremdgehen kann man ja rein theoretisch immer und überall, ob man nun verheiratet ist oder nicht. Am meisten geheiratet wird übrigens in Mecklenburg-Vorpommern. An dieser Stelle könnte man sich die Frage stellen, ob sich die Menschen in einem Bundesland, welches nach einer Statistik von Focus Online das ärmste Bundesland Deutschlands ist, zumindest im privaten Bereich eher nach geordneten und gesicherten Verhältnissen sehnen.

Mehr „wilde Ehen“ und generelle Skepsis gegenüber dem Konzept Heirat bundesweit

Natürlich lässt sich schwer nachweisen, woher der Wunsch eines Menschen, sich verbindlich auf einen Partner einzulassen und sich nicht für den Rest des Lebens durch die Gegend zu vögeln, ganz genau kommt. In einem recht liberalen und toleranten Land wie Deutschland, in dem die Heirat nicht mehr von religiöser und kultureller Seite her eingefordert wird und in welchem Männlein wie Weiblein (hoffentlich) nicht durch finanzielle Zwänge in die Ehe getrieben werden, muss es an anderen Faktoren liegen. Und ja, die Regionen und deren Infrastruktur oder das wirtschaftliche Wachstum scheinen eine Rolle zu spielen. Genauso wie die Unterschiede zwischen ländlichen und urbanen Gebieten, auch wenn diese sicherlich nicht alles erklären können.

Bundesweit gesehen lassen sich folgende Trends zum Thema Ehe erkennen: immer mehr Menschen halten die Ehe für ein überholtes Konzept und bevorzugen die sogenannte wilde Ehe. Paradoxerweise ist die Anzahl der neue geschlossenen Ehen im Jahre 2015 mit 400.115 so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Also ganz durch ist diese romantische Nummer mit dem weißen Prinzessinnenkleid und den Blumenkindern wohl doch noch nicht…