StayAtHomeGirlfriends - ein gefährlich-rückschrittlicher Trend.

#StayAtHomeGirlfriends – Ein gefährlicher Trend für junge Frauen

Seit der feministischen Bewegung in den 1970er Jahren hat sich hinsichtlich Geschlechter-gerechtigkeit und Rollenvorstellungen einiges getan. Schaut man sich allerdings den Trend der #StayAtHomeGirlfriends auf TikTok an, könnte man vermuten, dass aktuelle Entwicklungen in die gegenläufige Richtung tendieren. Werden die Stereotype der 1950er wieder reaktualisiert?  

Hausfrauendasein romantisiert 

StayAtHomeGirlfriends sind junge Frauen, die keinem Beruf nachgehen und stattdessen für den Haushalt zuständig sind, während ihr Partner sie finanziell versorgt. Durch die scheinbare finanzielle Absicherung können die jungen Frauen wiederum ihrer Leidenschaft für TikTok nachgehen. In Videos zeigen sie ihre tägliche Routine – vom morgendlichen Kaffeemachen und Yoga bis hin zur Skin Care und Aufgaben im Haushalt wie Wäsche waschen und Putzen. Den Trend hat Kendal Kay ins Leben gerufen, die auch als „Lukes Freundin“ bekannt ist, als ihr Video ihrer Morgenroutine, die sich fast nur um ihr Dasein als Partnerin des Millionärs dreht, viral ging. Inzwischen hat sich der Trend auf Social-Media Plattformen etabliert und unzählige Frauen zelebrieren unter dem Hashtag #StayAtHomeGirlfriend ihren Status als Hausfrau.

@kendelkay

feels so good to be home 🌴

♬ original sound – kendel kay

Das klingt zunächst wie der wahr gewordene Traum eines jeden kleinen Mädchens von einem Leben als Prinzessin, in dem keine harte Arbeit und keine Sorgen notwendig sind. In unserer Zeit stehen bereits junge Mädchen unter einem enormen Druck der Selbstoptimierung: Sie sollen den Schönheitsidealen entsprechen, immer freundlich und gut in der Schule sein. Die Fantasievorstellung eines Lebens als Prinzessin, unterstützt von ihrem Traumprinzen, bietet daher Entlastung. Doch unumstritten ist das vermeintliche Luxusleben der Frauen nicht. 

Medien von heute, Stereotype von damals  

Die StayAtHomeGirlfriends-Darstellerinnen der Videos sind junge, heterosexuelle Frauen, die gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Wie sie selbst ist auch ihre Wohnung auf Hochglanz poliert. Die Inhalte vermitteln das Rollenbild der traditionellen Ehefrau und reproduzieren längst überkommen gedachte Stereotype. Solche Darstellungen sind nicht ungewöhnlich auf Social Media. Im Gegenteil, ein großer Teil der Videos auf Instagram und TikTok erinnert an Rollenklischees aus den 1950ern: Die Frau macht sich schön und wartet zu Hause auf ihren Mann. Je intensiver junge Menschen soziale Medien nutzen, desto stärker denken sie in stereotypen Rollenbildern. Das ergab eine Umfrage der Plan International Kinderrechtsorganisation. Über die Hälfte der befragten Männer und ein Drittel der Frauen, die täglich Social Media nutzen, sind der Ansicht, dass Hausarbeit immer noch Frauensache sei. Zudem scheinen intensive Social-Media-Nutzende mehr Wert auf klassische Schönheitsideale zu legen: Frauen sollen in erster Linie schlank und hübsch sein, Männer vor allem muskulös und gut gebaut.