Studie trotzt Vorurteil: Frauenfußball steht Männerfußball in nichts nach

Die Deutschen lieben Fußball – zumindest dann, wenn er von Männern gespielt wird. Den Frauenteams wird derweil weniger mediale und gesellschaftliche Beachtung geschenkt. Dass das nicht an der vermeintlich schlechteren Qualität von Frauenfußball liegt, belegt nun eine Studie – und räumt dadurch mit einem hartnäckigen Vorurteil auf.

Veröffentlicht wurde die Studie von drei Forschern der Universitäten von Zürich, Stavanger und Cedar City in der Fachzeitschrift Sport Management Review. 613 Proband*innen (276 Frauen und 337 Männer) im Durchschnittsalter von 34 Jahren sahen sich hierfür je fünf Tore von Spitzenfußballer*innen an, die bei Weltmeisterschaften oder in der Champions League erzielt wurden und als besonders sehenswert galten. Diese sollten sie im Nachhinein hinsichtlich ihrer Qualität bewerten.

Die Proband*innen wurden dabei in eine Kontroll- und eine Behandlungsgruppe unterteilt. Die Kontrollgruppe bekam Videos mit klar erkennbaren Spieler*innen vorgesetzt, bei der Behandlungsgruppe wurden die Spieler*innen verzerrt: Ihr Geschlecht ließ sich in den Videos also nicht mehr erkennen. Trotzdem sahen beide Gruppen genau die gleichen Spielszenen.

Trügerische Wahrnehmung

Die Einschätzungen der Proband*innen bestätigen das, was sich manch eine*r schon gedacht haben mag: Die Kontrollgruppe bewertete das Spiel der männlichen Fußballer besser als das der Frauen. Die andere Gruppe aber – die, der das Geschlecht der Spieler*innen verborgen blieb – sah keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen und bewertete beide gleich gut. Es scheint also nichts am Spielgefühl oder der Qualität der Tore zu ändern, ob nun Männer oder Frauen Fußball spielen.

Die Studie widerlegt damit das noch immer weit verbreitete Vorurteil, dass Frauenfußball qualitativ schlechter als Männerfußball und deswegen weniger interessant sei. Statistisch gesehen spricht sogar einiges für das genaue Gegenteil: Bei einem Vergleich des schwedischen Sportunternehmens Spiideo stellte man fest, dass die Frauen bei Pässen und Toren risikofreudiger sind – was zu mehr Toren insgesamt und einem „flüssigeren“ Spiel führt. Bei den Fußballerinnen enden Spiele zudem mit einer 30 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit in einem Unentschieden. Das Spiel der Männer ist im Gegensatz dazu meist langsamer und taktischer: „Fast so, als spielten die Männer eine Partie Schach“, sagt Matthew Penn, Statistikexperte an der Universität von Oxford.

Stattdessen sind es fest im Sport verankerte Geschlechterstereotype, die zu einer unterschiedlichen Einschätzung seitens der Zuschauer*innen führen. Denn wenn schon die Jungs auf dem Schulhof „einfach besser im Fußball“ sind als die Mädchen, dann gilt das für viele auch dann noch, wenn man Profis beider Geschlechter miteinander vergleicht.

Auswirkungen auf den Frauenfußball

Diese Voreingenommenheit schadet Fußballfans allgemein eher weniger, schließlich ist der Männerfußball ja noch da. Für die Frauenteams bedeutet das geringere Interesse aber auch eine geringere mediale Wahrnehmung. Dadurch bleiben Investitionen und Gehälter weit hinter dem zurück, was im Männerfußball üblich ist.

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Bildquelle: Jeffrey F. Lin via Unsplash; CC0-Lizenz