Für viele bedeutet ein Studium nicht, die Zeit seines Lebens zu haben. Bild: Unsplash

Studium: Die Zeit deines Lebens? – Ein Kommentar

Ein erfolgreiches Studium lässt sich nicht mehr so einfach bewältigen wie noch vor einigen Jahren. Heutzutage braucht es neben überdurchschnittlichen Noten bestenfalls auch Auslandserfahrung, Ehrenämter und Praktika – oder aber die nötige Entschlossenheit, aus dem Hamsterrad der Leistungsgesellschaft auszubrechen.

Wer heute mit ehemaligen Studierenden über ihre Uni-Erfahrungen spricht, bekommt nicht selten ein trügerisches Bild vermittelt: Vertreter*innen der Generation X berichten von prüfungsfreien „Probesemestern“, wöchentlichen Partys, geschwänzten Lehrveranstaltungen und frei einteilbarer Zeit, scheinbar ohne negative Auswirkungen auf Leistungen, Abschlüsse und Berufsaussichten. Trotz vergleichsweise geringer Investitionen zahlte sich ihr Studium langfristig gesehen aus und wurde damit rückblickend zur „besten Zeit ihres Lebens“, einem Ideal, dem heute Millionen junge Erwachsene in ganz Deutschland nacheifern. Ein Großteil von ihnen wird auf diesem Weg jedoch langsam, aber sicher erkennen, dass sich die Zeiten geändert haben: Die oben erwähnten Erlebnisse und Freiheiten sind oft nur noch dann realisierbar, wenn in anderen Bereichen Abstriche gemacht werden. Ein mehr oder weniger erfolgreiches Studium geht heutzutage einher mit verschiedensten Verpflichtungen, die Studierende wie eine unsichtbare, zwanghafte Bürde von Tag eins an begleiten.

Das Ganze beginnt mit den finanziellen Mitteln: Steigende Mieten und höhere Lebenshaltungskosten haben dafür gesorgt, dass der Weg an die Hochschulen heute nur noch bestimmten Personengruppen offensteht. Zwar erhalten durch das Bafög-System viele junge Menschen die Möglichkeit, auch ohne elterliche Unterstützung ein Studium aufzunehmen, doch die bekannteste deutsche Studierendenförderung steht immer häufiger in der Kritik: Gewerkschaften, universitäre Gremien und Politiker*innen diverser Parteien bemängeln die geringen Elternfreibeträge, die streng regulierte Laufzeit sowie den bürokratischen Aufwand der Antragsstellung. Tausende Studierende fallen momentan durch das Raster, da ihre Eltern dem Staat zufolge genug verdienen, um ihre Kinder allein durch die mehrjährige Ausbildung zu tragen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Selbst wer von seinen Erziehungsberechtigten Miete und Unterhalt gestellt bekommt, kann nur selten Geld zurücklegen oder auf größere Anschaffungen sparen. Auch Bafög-Berechtigte ohne Anspruch auf den Höchstsatz geraten mitunter in diesen Konflikt.