Svenja Jung Fucking Berlin

Svenja Jung: „Es geht nicht um Prostitution, es geht um Selbstfindung“

War Freizügigkeit ein Problem für dich? Gibt es Grenzen, die du dir beim Schauspielen setzt?
Ich mag meinen Körper und wenn Nacktheit für die Rolle Sinn macht und sie unterstützt, habe ich damit kein Problem. Natürlich sind das sehr sensible Momente und mir war es wichtig, dass wir nur mit einem „Closed set“ arbeiten. Das bedeutet, nur ein kleines Team ist vor Ort, alle anderen Monitore werden ausgeschaltet. Bei Florian (Regie) war ich in guten Händen. Als Schauspieler sollte man sich erst mal keine Grenzen setzen, dass raubt einem die Freiheit und Unbeschwertheit, welche für diesen Beruf so wahnsinnig wichtig ist.

 

Prostitution ist in unserer Gesellschaft nach wie vor stark tabuisiert. Wie stehst du persönlich zu diesem Thema?
Mit dem Film habe ich angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen und mir ist genau das aufgefallen. Prostitution ist das älteste Geschäft überhaupt und trotzdem ein Tabuthema. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass jeder mit seinem Körper machen kann, was er möchte, solange es die eigene freie Entscheidung ist und niemand dadurch verletzt wird. „Fucking Berlin“ soll nicht werten und die Prostitution auch nicht idealisieren, der Film liefert auch keine Grund, warum Sonia das wirklich tut.

 

Siehst du einen Unterschied zwischen „normaler“ Prostitution und der Gelegenheitsprostitution, wie sie Sonia betreibt?
Mit „normaler Prostitution“ verbinde ich die Prostitution sozusagen als Hauptberuf. Sonia studiert eigentlich Mathe, es gibt für sie also noch einen anderen berufliche Zukunft. Deshalb ist der Weg aus der Prostitution sicherlich für Sonia einfacher als für die anderen Frauen in der „Oase“, was mit den Figuren Mandy und Vera auch thematisiert wird. Die beiden arbeiten schon seit vielen Jahren im Puff und nehmen sich immer wieder vor, aufzuhören, doch jeder Versuch scheitert. Im Prinzip geht es aber bei beiden Formen um das gleiche: Die Entscheidung, seinen Körper für Geld zu verkaufen, aus welchen Gründen auch immer. Daher sehe ich keinen allzu großen Unterschied.