Swipe nach links: Dating-Apps verlieren Nutzer – Warum sich immer mehr Menschen abmelden

Dating-Apps wie Tinder und Bumble haben über Jahre das Kennenlernen revolutioniert. Doch inzwischen kehren viele Nutzer*innen den Plattformen den Rücken. Besonders die Generation Z verabschiedet sich zunehmend von Online-Dating. Laut einer Erhebung von „Fortune“ nutzen 79 Prozent der US-Studierenden keine Dating-Apps mehr. Stattdessen bevorzugen sie echte Begegnungen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Frust durch fehlende echte Begegnungen

Während der Pandemie erlebten Dating-Apps einen Boom, doch dieser Trend hat sich umgekehrt. Nutzer*innen beklagen, dass Matches häufig nicht zu realen Treffen führen. Das Swipen wird als ermüdend empfunden, die Erfolgsaussichten als gering. Die Folge: Immer mehr Menschen löschen ihre Apps. Eine Umfrage von Axios/Generation Lab ergab, dass nur noch 21 Prozent der US-Studierenden aktiv eine Dating-App nutzen.

Auch die Altersverteilung hat sich verändert. Gen Z stellt nur noch 22 Prozent der Nutzer – genauso viele wie Generation X. Millennials dominieren mit 52 Prozent. Die geringe Resonanz bei Jüngeren lässt die Betreiber alarmiert auf die sinkenden Zahlen blicken.

Immer mehr Deinstallationen, weniger neue Nutzer

Die Zahl der Installationen sinkt ebenso wie die Aktivität auf den Plattformen. Laut einer Untersuchung von Start.io haben nur noch 9 Prozent der US-Amerikaner*innen eine Dating-App auf dem Smartphone. Von diesen nutzt die Mehrheit lediglich eine einzige Anwendung. Noch drastischer ist die Abwanderung: Der „Uninstall Report 2025“ von Appsflyer zeigt, dass 59 Prozent aller Dating-Apps innerhalb eines Monats wieder gelöscht werden.

Die sogenannte Behalterate – also die Anzahl der Nutzer*innen, die die App längerfristig nutzen – liegt laut Adjust-Schätzungen nur noch bei 5 bis 6 Prozent. Auch die Downloadzahlen sind rückläufig. Im Januar 2025 gab es laut dem Standard 19 Prozent weniger neue Installationen als im Vorjahr. Besonders auffällig: Der Rückgang erfolgte kurz vor dem Valentinstag, einer sonst starken Phase für Online-Dating.

Kritik an Geschäftsmodellen wächst

Die zunehmende Frustration vieler Nutzer*innen liegt nicht nur an enttäuschenden Dating-Erfahrungen. Auch die Geschäftsmodelle der Plattformen sorgen für Ärger. Viele Apps setzen darauf, das Dating-Erlebnis absichtlich zu erschweren, um zahlungspflichtige Premium-Abos attraktiver zu machen.

Zudem gibt es immer wieder Beschwerden über unangemessenes Verhalten. Vor allem Frauen berichten von aufdringlichen Nachrichten und unerwünschten sexuellen Inhalten. „Wenn ich eine Dating-App benutze, bekomme ich sofort unangebrachte Nachrichten. Das hat mit echter Partnersuche nichts zu tun“, sagte eine ehemalige Nutzerin gegenüber „Fortune“.

Bezahlfunktionen sorgen für Unmut

Ein weiteres Problem sind kostenpflichtige Premium-Funktionen. Viele Nutzer*innen kritisieren, dass selbst grundlegende Features hinter einer Bezahlschranke verschwinden. Wer bessere Matches oder mehr Swipes möchte, muss dafür oft hohe Gebühren zahlen. „Ich will nicht bezahlen, nur um Menschen zu treffen, die eigentlich in meinem Umfeld sind“, äußerte ein TikTok-Nutzer seinen Unmut.

Tinder und Hinge setzen stark auf zahlungspflichtige Features. Selbst die Möglichkeit, einen versehentlich weggewischten Kontakt zurückzuholen, ist nur mit einem Abo möglich. Diese Monetarisierungsstrategie führt dazu, dass viele Nutzer*innen die Apps nach kurzer Zeit frustriert verlassen.

Zurück zu echten Begegnungen

Viele ehemalige Nutzer*innen setzen nun auf persönliche Treffen. Organisierte Speed-Dating-Events und lokale Partys mit Verkupplungscharakter gewinnen an Popularität. „Ich möchte nicht ewig chatten, sondern Menschen wirklich kennenlernen“, erklärt ein Ex-Tinder-Nutzer. Besonders nach den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen wächst das Bedürfnis nach echten Verbindungen.

Auch „Fortune“ berichtet über diese Entwicklung. Laut dem Magazin haben sich zahlreiche Communitys gebildet, die gezielt Alternativen zu klassischen Dating-Apps suchen. Dies reicht von exklusiven Events bis hin zu lokalen Gruppen, die neue Begegnungen fördern.

Dating-Apps müssen sich neu erfinden

Der Rückgang der Nutzerzahlen setzt die Betreiber unter Druck. Einige Plattformen experimentieren mit neuen Konzepten, um verlorene Mitglieder zurückzugewinnen. Hinge wirbt für „Cringe-Dating“, um authentischere Profile zu fördern. Bumble plant stärkere Moderation, um unangemessene Nachrichten zu verhindern. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Negativtrend zu stoppen, bleibt ungewiss.

Für viele ist klar: Dating-Apps sind nicht mehr die erste Wahl bei der Partnersuche. Die digitale Verkupplung hat ihren Reiz verloren – das echte Leben bietet oft die besseren Chancen.

Das Original dieses Artikels „Tinder und Co. werden massenhaft gelöscht – Gen Z verliert Lust an Dating-Apps“ erschien zuerst bei unserem Partner Smart Up News.

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Bild: Pexels; CC0-Lizenz