Bahnhof

Diese Reise-Typen triffst du wirklich immer im Zug

Zugfahrten sind schon eine lästige Angelegenheit. Die Tickets sind maßlos überteuert, die Abteile vor allem zu Stoßzeiten völlig überfüllt und Pünktlichkeit ist Fehlanzeige. Wir Deutschen sind Weltmeister im Jammern und Lamentieren über die Bahn. Egal ob Verspätung, schlechte Beratung oder eben die Preise – wir finden immer etwas, worüber wir uns aufregen können.

Dabei kann so eine Zugfahrt auch Spaß machen. Mit einem spannenden Buch oder Podcast, der richtigen Begleitung oder einer besonders schönen vorbeiziehenden Landschaft kann man sich seine Zeit definitiv versüßen. Anstatt sich über Dinge aufzuregen, die man sowieso nicht ändern kann, einfach mal die nächste Zugfahrt dafür nutzen um die anderen Zug-Insassen zu beobachten. Beim Zugfahren begegnet man nämlich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und den unterschiedlichsten Herkunftsländern – und keine Zugfahrt gleicht der anderen. Neben ganz besonders schrägen Vögeln und außergewöhnlich unikaten Persönlichkeiten fallen ein paar Typen von Zugreisenden auf, die man gefühlt immer in der Bahn antrifft.

Vielleicht erkennt ihr ja den ein oder anderen Typ von eurer letzten Zugfahrt wieder. Hier kommen sieben Typen von Mitreisenden, die dir garantiert auch schon mal untergekommen sind:

1

Mister Business

Im Anzug, mit Aktenkoffer und To-Go-Becher bewaffnet, wartet er gestresst und ungeduldig darauf, dass der Zug endlich einfährt. Wird aber auch Zeit, schließlich war er extra früh am Bahngleis, damit er im Zug auch ja den besten Platz ergattert. Am Fenster und mit Tisch natürlich, sonst kann er ja seine Mails nicht checken. Während der Fahrt tippt er ohne Pause wild auf seiner Tastatur rum und telefoniert ab und an mit neuen potenziellen Geschäftspartnern. Sollte es tatsächlich jemand wagen, sich seinem Vier-Sitzer-Territorium zu nähern und dadurch seinen Workflow zu unterbrechen, wird er mit bösen Blicken abgestraft und verschwindet eingeschüchtert in die hinteren Abteile. Zu Mister Business hält man am besten einfach Abstand, dann tut er auch nichts.

2

Die Mutties

Sie sind meistens in Dreier- oder Vierergruppen unterwegs, blockieren aber mit ihren ganzen Einkaufstüten und zeltgroßen Handtaschen mindestens sechs, wenn nicht acht Sitzplätze. Außerdem unterhalten sie sich laut, ohne Rücksicht auf die anderen Fahrgäste zu nehmen. So laut, dass nicht mal Kopfhörer auf Maximallautstärke ihr Geschnatter übertönen kann. Gönnt es ihnen doch, wenn sie einmal alle paar Wochen kinderfrei haben und was Aufregendes unternehmen wollen. Schon nach 15 Minuten weiß jeder im Zug über sämtliche Familienkonstellation, den neuen Rasenmäher der Nachbarn und die neuesten Streitereien mit den Schwiegermüttern Bescheid. Und jetzt stellt euch mal vor, die Claudia will sich doch tatsächlich schon wieder scheiden lassen. Mit Mutties im selben Zug unterwegs gibt es zwei Möglichkeiten: aufstehen und Abteil wechseln oder einfach zuhören und sich über die Alltagsanekdoten anderer amüsieren.

3

Die Oma mit Dackel und Gehhilfe

Platz da, hier kommt Omi. Beim Einsteigen in den Zug braucht sie eine gefühlte Ewigkeit bis sie Rollator, Dackel und sich selbst endlich in den Zug bugsiert hat. Bietet man ihr seine Hilfe an, bekommt man eine herbe Abfuhr. „Die Jugend von heute mit ihrer Ungeduld!“ War nett gemeint, aber dann eben nicht. Nörgelnd schiebt die alte Dame ihre Besitztümer durch den Gang, in der Hoffnung auf einen freien Platz mit genug Beinfreiheit für Hund und Gehhilfe. Dabei beschwert sie sich über alles und jeden, die Sitze, die viel zu hoch sind, die schlechte Luft und überhaupt war früher einfach alles besser. Man möchte sie mit freundlichen Argumenten davon überzeugen, dass in der heutigen Gegenwart auch ein paar Dinge ganz toll sind und dass Jugendliche auch nur nette Leute sind, traut sich aber nicht. Am Ende ist ihr Dackel noch bissig.

4

Der genervte Kontrolleur

„Fahrkarten bitte, ja wird’s bald!“ Schon wenige Sekunden Ticketsucherei dauern dem genervten Kontrolleur zu lange. Wer dann auch noch mit Bayernticket unterwegs ist und zufällig mehr als zwei Stuhlreihen voneinander entfernt sitzt, kriegt die richtig schlechte Laune ab. Von Barcode-Tickets auf dem Handy oder Bahncards fange ich hier gar nicht erst an. In diesem Fall hilft nur freundlich bleiben und lächeln. Ein „Füße runter vom Sitz“ später, ist er zum Glück auch schon wieder weg. Irgendwie kann man seine schlechte Laune ja nachvollziehen, so ein Angestellter der Deutschen Bahn hat er sicher nicht leicht. Schon klar, dass einem das Lächeln irgendwann vergeht.

5

Der Müffler

Ist es der abgestandene Geruch nach Zigaretten und Alkohol oder einfach nur alter Schweiß? Vielleicht aber auch gerade die Mischung aus allem, jedenfalls stinkt es hier drin gewaltig. Der unangenehme Geruch scheint von dem unhygienisch aussehenden Typen zwei Reihen hinter mir auszugehen. Entweder er merkt nicht, dass er stark müffelt, oder es ist ihm schlichtweg egal. Es kann schließlich nicht jeder ein hygienebewusster Mensch sein. Als er dann auch noch seine Schuhe auszieht und sich eine unangenehme Stinkesocken-Note in die ohnehin schon erstickende Luft mischt, reicht es mir. Weil man ihn schlecht darum bitten kann, das Zugabteil zu wechseln, muss man eben selbst Reißaus nehmen. Und Tschüss!

6

Der Kopfhörer-Typ

Für die Zugfahrt hast du dir extra vorgenommen, etwas für die Uni zu tun und weil du dich konzentrieren musst, kannst du auch selbst keine Musik hören. Dafür hörst du etwas anderes, ein monotones Bumm Bumm Bumm aus den Kopfhörern von dem jungen Typen dir gegenüber. Freundlich bittest du ihn, die Musik ein bisschen leiser zu drehen, du willst hier gerne arbeiten.  Aber – wenig überraschend – er hört dich natürlich nicht. Sämtliche Versuche, ihm mit deiner Mimik und Gestik anzudeuten, dass seine Musik stört, helfen auch nicht weiter. Er ignoriert dich. Vermutlich ist er vollkommen und ganz in seiner eigenen Welt verschwunden. Was soll’s, dann lerne ich eben nichts, so richtig Lust hatte ich sowieso nie.

7

Die Telefon-Tante

Mit ihr zusammen in einem Abteil kannst du eine ruhige Zugfahrt vergessen. Kaum schließen sich die Türen, beginnt sie in einer dir fremden Sprache zu telefonieren, in einem schier nie endenden Redefluss. Das Ganze passiert in einer Lautstärke, bei der normale Menschen nach spätestens fünf Minuten heiser wären. Sie hingegen scheint Heiserkeit nicht mal zu kennen. Als wäre ihr Gerede nicht schon nervtötend genug, besitzt sie auch noch eine wahnsinnig anstrengende Stimme und was noch viel schlimmer ist, ist ihr Lachen. Im Grunde ist es ja immer schön mitanzusehen, wenn jemand herzlich lacht, aber bei diesem Lachen willst du einfach nur, dass es aufhört. Ein Funkloch, das wär’s jetzt!

8

Der Starrer

Jeder kennt dieses unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Langsam lässt du deinen Blick über die übrigen Zuggäste schweifen und da sitzt er, schräg gegenüber von dir und starrt dich unverhohlen an. Als sich eure Blicke begegnen, denkt er gar nicht daran wegzusehen. Wenn Blicke ausziehen könnten, wärst du wohl schon nackt. Hilfe! In deinem Sitz machst du dich so klein wie möglich und bedeckst dich notdürftig mit deiner viel zu dünnen Jacke. Nicht rübersehen, keinen Blickkontakt herstellen, ermahnst du dich immer wieder und ärgerst dich über die respektlose Starrerei. Wieder aufatmen kannst du erst, als sich ein beleibter Fahrgast auf dem Platz zwischen euch niederlässt und dadurch den Sichtkontakt versperrt. Zwar kannst du dich jetzt wieder normal hinsetzen, hoffst aber trotzdem inständig darauf, dass der Starrer beim nächsten Halt aussteigt.

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Beitragsbild via Unsplash unter CC0 Lizenz