Titicacasee in Gefahr: Dürre bedroht Lebensgrundlage
Seit Herbst 2022 plagt eine anhaltende Dürre die Region um den Titicacasee. Der örtliche Architekt Augusto Parodi bezeichnet die Stadt Puno scherzhaft als „Puno York“, doch die Realität ist ernst. Puno, eine der größten Städte Perus, zählt nur etwa 140.000 Einwohner.
Die langanhaltende Trockenheit hat die umliegenden Berge in eine öde Landschaft verwandelt, und Straßen sowie Häuser sind von rötlich-braunem Staub bedeckt. Diese Dürreperiode, die durch das Klimaphänomen El Niño noch verstärkt wird, hält bis 2024 an und beeinträchtigt zahlreiche Wirtschaftszweige wie Landwirtschaft, Fischerei, Viehzucht und Tourismus stark.
Herausforderung für die Uros
Laut dem Magazin The Revelator sind die Uros, ein indigenes Volk, das auf dem Titicacasee lebt, besonders stark betroffen. Der See, der größte in den Anden und das höchstgelegene schiffbare Gewässer der Welt, ist in den letzten zwei Jahren erheblich geschrumpft. In einigen Gebieten hat sich das Wasser um bis zu zwei Kilometer zurückgezogen. Nelson Coila Lujando, ein Uros-Mitglied, berichtete von einer schweren Krise. Das Schilf, aus dem ihre Inseln gebaut sind, wächst nicht mehr. Vögel und Fische haben den See verlassen, was das Leben auf den Inseln zusätzlich erschwert.
Dürre verändert die Region
Die Dürre hat den Titicacasee in den Jahren 2022 und 2023 stark verändert. Im November 2023 erklärte Flores Sancho, Direktor des Nationalen Meteorologie- und Hydrologiedienstes von Peru (Senamhi), dass die Niederschläge in der Region um 49 Prozent gesunken seien. Die Zuflüsse, die den See speisen, seien um fast 80 Prozent zurückgegangen, und der Wasserspiegel sei um über 48 Zentimeter gesunken. Jährlich würden 120.000 Tonnen Wasser verdunsten.
Die Bucht von Puno ist ausgetrocknet, und zahlreiche Fischer- und Touristenboote stecken im Schlamm fest. Maruja Mamani berichtete der französischen Zeitung Le Monde, dass über 90 Prozent des Totora-Schilfs im See vertrocknet seien, was das Material für den Bau der Inseln unbrauchbar mache. Um noch verwendbares Schilf zu finden, müssen die Uros nun eine fast dreistündige Fahrt ans andere Ende des Sees unternehmen.
Weitreichende Auswirkungen
Die Dürre betrifft nicht nur die Uros, sondern auch die Festlandsbewohner*innen. Ernten wurden zerstört, und die Versorgung mit Quinoa, Kartoffeln und Hafer für das Vieh ist drastisch zurückgegangen. In Bolivien versuchte die Regierung, Felder mit Seewasser zu bewässern, was jedoch zur weiteren Erschöpfung des Titicacasees beitrug. Viele Samen verbrannten, da das Seewasser salzhaltiger als Regenwasser ist.
Im Jahr 2023 war die Lage so ernst, dass etwa 1.500 Uros – rund 75 Prozent der Gemeinschaft – einen Kanal gruben, um ihre Inseln wieder mit der ausgetrockneten Bucht von Puno zu verbinden. Trotz gesammelter Mittel für Baumaschinen zwang die peruanische Regierung sie, das Projekt zu stoppen, bevor es abgeschlossen werden konnte. Lujando betonte, dass das Nichtnachwachsen der Schilfrohre ein großes Problem darstelle, da sie ihre Häuser nicht reparieren und keine Handwerkskunst mehr herstellen könnten.
Diese dramatische Situation macht die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels deutlich und zeigt die dringende Notwendigkeit internationaler Unterstützung für die betroffenen Gemeinschaften.
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Bild: Unsplash; CC0-Lizenz