Ein Junge sitzt neben einem Hund und streichelt ihn

„Train your Baby like a Dog“: Klickertraining für Kinder

Klingt verstörend und unangebracht? Ist es auch. Obwohl die Techniken der Trainerin an sich gar nicht so abwegig scheinen – Pias Eltern sollen beispielsweise die Gitterstäbe aus dem Bett ihrer Tochter entfernen und sie vorm Einschlafen massieren – wird mit der übergeordneten Hund-Kind-Assoziation alles wieder zunichte gemacht. Daran kann auch der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Nico Hüllemann, der die Sendung „professionell“ begleitet, nichts ändern. Was für ihn „nichts anderes als ein Gesellschaftsspiel“ ist, wird in der Öffentlichkeit von allen Seiten kritisiert. Pädagog*innen und Hundetrainer*innen machen ihrem Ärger in den Medien Luft: Die Familienberaterin Kiran Deuretzbacher betont im Gespräch mit der tz, dass Kinder in keinster Weise vom Lob ihrer Eltern abhängig gemacht werden dürften. Tierärztin und Hundecoach Janey May rät Eltern in ähnlichen Situationen zur Hinzuziehung eines*r ausgebildeten Psycholog*in und bezeichnet das Vorgehen in der RTL-Sendung als „Manipulation“, die in der Kindererziehung keinen Platz haben sollte. Auch in den sozialen Netzwerken häuft sich die Empörung über das Format.

Ob die Kritik den Sender davon abhalten wird, die umstrittene Show weiterhin auszustrahlen, bleibt abzuwarten – zunächst ist jedenfalls keine weitere Folge „Train you Baby like a Dog“ im Programm zu finden. Das ist auch gut so, denn die Sendung ist auf unzähligen Ebenen einfach nur falsch: Es fängt schon beim bewusst provokanten Titel an, der eins zu eins von der britischen Vorlage übernommen wurde. Und nicht nur die Idee, Kinder mit Hunden gleichzusetzen, ist alles andere als angemessen, auch die Darstellung der Familienverhältnisse lässt zu wünschen übrig: In typischer RTL-Manier werden die Mütter als extrem überfordert dargestellt, die Väter hingegen stehen in den meisten Szenen einfach nur unbeteiligt daneben. Ob diese Ausschnitte die tatsächliche Realität der Eltern abbilden, ist fraglich. Nun lässt sich nur noch hoffen, dass sich keine Zuschauer*innen von den menschenunwürdigen Erziehungsmethoden haben inspirieren lassen und stattdessen allen klar geworden ist, dass man Kleinkinder und Haustiere definitiv nicht vergleichen kann.

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Bildquelle: Pexels; CCO-Lizenz