Ein Junge sitzt neben einem Hund und streichelt ihn

„Train your Baby like a Dog“: Klickertraining für Kinder

Hin und wieder tauchen im deutschen Fernsehen Sendungen auf, bei denen man ernsthaft daran zweifelt, wie diese Idee es durch alle Redaktionen hindurch bis ins Programm des Senders schaffen konnte. Das neue RTL-Format „Train your Baby like a Dog“ ist solch ein Kandidat. In der kontroversen Show geht es, wie der Name schon sagt, um Kindererziehung – und zwar inspiriert von klassischem Hundetraining.

Am Sonntag, dem 3. Januar 2021 flimmerte die erste Folge von „Train your Baby like a Dog – Die Hund-Kind-Methode“ über die deutschen Bildschirme – und löste prompt Entrüstung aus: Über 100 Beschwerden gingen nach der Ausstrahlung bei der niedersächsischen Landesmedienanstalt ein, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete. Diese teilte daraufhin mit, dass sie das Format momentan genau überprüfen würde. Schon im Vorfeld wurde Kritik an der Sendung laut, doch selbst eine Petition mit über 30.000 Unterzeichner*innen konnte die Ausstrahlung nicht verhindern. Im neuen Format des privaten Senders besucht die Hundetrainerin Aurea Verebes zwei Elternpaare, die mit der Erziehung ihrer Schützlinge überfordert sind: Mit dabei sind die zweijährige Pia, für die das abendliche Zähneputzen und das Schlafen im eigenen Bett eine regelrechte Qual ist, sowie die vierjährige Ayla, die ihre Mutter mit ihrer trotzigen Art auf Trab hält. Beide Familien wissen nicht mehr weiter – und suchen sich daher Hilfe bei der „Expertin“.

Verebes behauptet, Kinder könne man genauso trainieren wie die geliebten Vierbeiner: „Positive Verstärkung“ laute das Zauberwort. Sie selbst ist dreifache Mutter und wendet die umstrittene Erziehungsmethode auch bei ihren eigenen Kindern an. Der Begriff der positiven Verstärkung stammt aus dem Behaviorismus und beschreibt die Konditionierung eines Subjekts mittels positiver Ereignisse oder Belohnungen. Ein bekanntes Beispiel: Eine Hund lernt, auf das Wort „Sitz“ zu reagieren, indem er bei korrekter Ausführung des Befehls ein Leckerli erhält. Je öfter dieses Ritual wiederholt wird, desto stärker verknüpft er das entsprechende Verhalten mit positiven Emotionen und führt es dementsprechend häufiger aus. In Pias Fall geht es um eine Bettdecke, welche ihr später helfen soll, entspannt einzuschlafen. Jeder Kontakt mit der Decke wird von ihrer Mutter mit einem Stück Apfel belohnt. Zudem kommt ein für Aurea Verebes offenbar unverzichtbares Utensil zum Einsatz: Ein Hundeklicker. Auch bei Ayla wird der Klicker betätigt, wenn diese auf ein Signalwort ihrer Mutter reagiert und ihr während eines Trotzanfalls in die Augen schaut. So soll angeblich die „Eskalationskette“ unterbrochen werden.