Aufregung wegen Kita-Umbenennung: „Anne Frank“ soll weg

Eine Kita in Tangerhütte (Sachsen-Anhalt) will ihren Namen ändern: „Anne Frank“ soll ersetzt werden durch „Weltentdecker“. Der Plan sorgt nicht nur in der Stadt, sondern in ganz Deutschland für Aufruhr.

Die Entscheidung der Kita „Anne Frank“ in Tangerhütte, den Namen der Einrichtung zu ändern, hat eine deutschlandweite Debatte ausgelöst. Anfang der 1970er-Jahre wurde die Kita nach dem jüdischen Mädchen Anne Frank benannt, soll künftig allerdings den Namen „Weltentdecker“ tragen. Die Begründung für diese Umbenennung sorgt für geteilte Meinungen in der Stadt und darüber hinaus.

Anne Frank sei nicht fassbar

Der Wunsch, den Namen zu ändern, wurde laut Angaben der Stadtverwaltung von Eltern und Mitarbeiter*innen der Kita geäußert. Leiterin Linda Schichor betonte, dass dieser Prozess bereits seit dem Sommer im Gange sei. Anne Frank sei für kleine Kinder schwer fassbar. Auch Eltern mit Migrationshintergrund hätten oft Schwierigkeiten, den Namen zu verstehen.

Linda Schichor erklärte, dass die Kita heute offener sei als in der Vergangenheit und die Selbstbestimmtheit und Vielfältigkeit der Kinder stärker fördere. Die Umbenennung solle ein Zeichen für das neue Konzept setzen, ohne politische Hintergründe.

Allerdings stieß die Entscheidung in der Öffentlichkeit auf kontroverse Reaktionen, insbesondere im Hinblick auf den aktuell stark ansteigenden Antisemitismus. Bürgermeister Andreas Brohm sprach sich trotz des Krieges im Nahen Osten gegen eine erneute Diskussion über den Namen aus. Er betonte: „Wenn Eltern und Mitarbeiter einen Namen möchten, der das neue Konzept besser abbildet, hat das gegenüber der weltpolitischen Lage mehr Gewicht.“

Die Kritik an der Umbenennung rief auch jüdische Organisationen auf den Plan. Die Jüdische Landesgemeinde und der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Magdeburg, Tobias Krull, bezeichneten die Entscheidung als falsches Signal in Zeiten des erstarkenden Antisemitismus. Sie warnten davor, die Geschichte und Erinnerungskultur leichtfertig zu verändern.

„Da wird einem Angst und Bange“

Das Internationale Auschwitz Komitee äußerte sich ebenfalls bestürzt über die vorgeschlagene Umbenennung. Christoph Heubner, der Vizepräsident des Komitees, erklärte, dass gerade angesichts des aktuellen Antisemitismus und Rechtsextremismus in der Welt die Erinnerung an Anne Frank und ihre Geschichte von großer Bedeutung sei. „Wenn man die eigene Geschichte gerade in diesen Zeiten so leichtfertig abzuräumen bereit ist, kann einem nur Angst und Bange werden“. Das Komitee rief dazu auf, die Umbenennung zu überdenken.