Aufregung wegen Kita-Umbenennung: „Anne Frank“ soll weg

In dieser aufgeladenen Atmosphäre positionierten sich auch die Fraktionen im Stadtrat von Tangerhütte. Die Fraktionen CDU/FDP, UWGSA, SPD, Die Linke, WG Zukunft, WG Altmark und WG Lüderitz unterzeichneten ein Positionspapier, in dem sie den Bürgermeister aufforderten, der Umbenennung eine klare Absage zu erteilen. Da die Kindertagesstätte eine städtische Einrichtung ist, kann der Name nur mit Einwilligung des Stadtrates geändert werden.

Anne Frank zu politisch?

Die Befürworter*innen der Umbenennung argumentieren, dass der neue Name „Weltentdecker“ besser zum pädagogischen Konzept der Kita passe, das auf Offenheit und Vielfältigkeit setzt. Sie möchten vermeiden, dass der Name Anne Frank politische oder historische Assoziationen weckt, die in der pädagogischen Arbeit der Kita nicht im Vordergrund stehen sollen.

Die Gegner*innen der Umbenennung hingegen sehen in der Beibehaltung des Namens „Anne Frank“ einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur und zum Kampf gegen Antisemitismus. Sie argumentieren, dass die Geschichte des jüdischen Mädchens, das während des Holocausts ihr Tagebuch schrieb und später ums Leben kam, wichtige Lehren für die heutige Generation bereithalte. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus und Rechtsextremismus wieder an Zuwachs gewinnen, sei die Erinnerung an die Gräueltaten der Vergangenheit von entscheidender Bedeutung.

Die Entscheidung des Stadtrats wird zeigen, welchen Stellenwert die Erinnerung an die Geschichte in der heutigen Gesellschaft hat und wie sensibel man mit der Benennung öffentlicher Einrichtungen umgeht.

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Bildquelle: Hansmuller, Anne Frank mural – Anne Frankmuurschildering, Utrecht, 2020 06, CC BY 3.0 DE, via Wikimedia Commons (Bildgröße geändert)