Drei Freundinnen

Gegen den Strom: Valentinstag mit Freund*innen

19 Uhr im Laden um die Ecke, die Blumen vorne an der Kasse sind seit Stunden ausverkauft. Jedes günstige und jedes edlere italienische Restaurant ist ausgebucht. Das fällt aber auch nur dann auf, wenn man gerade seine verwelkenden Tulpen gegen neue austauschen möchte oder spontan Lust auf Pasta hat. Ansonsten ist der 14. Februar ein Tag wie alle anderen auch. Warum sollte man Valentinstag also nicht einfach mit Freunden oder Freundinnen verbringen? 

Disclaimer: Der Beitrag basiert auf der Wahrnehmung unserer Autorin und enthält dementsprechend subjektive Standpunkte.

Valentinstag ist ein Tag, der die Liebe feiert und wie jeder andere Feiertag mittlerweile sehr kommerziell ausgelegt wird: Blumen, Pralinen, Karten und Geschenke. Und das obwohl es doch eigentlich reicht, dass man jemanden hat, mit dem man einen Abend mehr im Jahr verbringen möchte. 

Trotzdem machen sich alle Singles am Valentinstag Stress, weil sie ihn allein verbringen. Weil sie sich allein fühlen – auch wenn sie es eigentlich gar nicht sind. Vielleicht, weil der Valentinstag als „Tag der Liebenden“ gilt – was mal wieder die Diskussion über freundschaftliche vs. romantische Liebe entfacht.

Liebe steckt in den kleinen Dingen 

Meine Abendplanung für den diesjährigen Valentinstag führt mich in die WG-Küche einer Freundin: Denn wie ich finde, kann man den Valentinstag genauso gut mit Freunden oder Freundinnen verbringen. Alle bringen Snacks mit, wir machen Drinks und spielen Spiele. Diejenigen unter uns, die einen Freund haben, gehen an diesem Tag nicht mit ihm aus, weil alles voll ist. Klar können sie den Abend mit ihm auch anders verbringen, aber wer hat beschlossen, dass der Valentinstag für die eine Person reserviert ist, neben der man abends einschläft? 

Eine Diskussion, die aktuell sowieso dauerhaft präsent ist: zwischen mir, meinen Freund*innen und gefühlt dem halben Internet. Wieso legen wir derartigen Wert auf die Liebe romantischer Partner*innen und vergessen dabei die Liebe, die wir auf alle anderen Arten und Weisen bekommen: 

  • Geschwister, die Kuchen während der Prüfungsphase mit der Post schicken. 
  • Sich umeinander kümmern, wenn eine*r krank ist. 
  • Die Freundin, die dir Süßigkeiten in die Vorlesung bringt, weil es dir schlecht geht. 
  • Zehnminütige Sprachnachrichten, in denen dir jemand von seinem Tag erzählt. 
  • Gemeinsam in der Küche tanzen. 
  • Tage, an denen man die ganze Zeit über zusammen schwimmt, liest, lacht und spielt. 
  • Dieselben Konversationen noch ein vierhundertsiebzigstes Mal führen. 
  • Umarmungen, die drei Minuten dauern, weil man sich mal wieder zu lange nicht gesehen hat. 

Wenn man sich umsieht, gibt es so viele kleine Formen der Liebe, dass es schon fast unvorstellbar ist, dass wir sie so selten wahrnehmen. 

Ein Feiertag ist das, was man selbst draus macht 

Und genau deswegen hat so ein Tag dann doch seine Daseinsberechtigung: Wir halten inne und nehmen aktiv wahr, dass da viele Menschen sind, die wir lieben und die uns genauso viel zurückgeben.

Ein Abend mehr schadet nicht. Einmal mehr dankbar sein für die Menschen, die man in seinem Leben hat. Einmal mehr wahrnehmen, dass Liebe auch so existiert. Und ist freundschaftliche Liebe nicht genauso schön wahrzunehmen? Die Liebe, die existiert, ohne dass etwas von dir erwartet wird? Keine Blumen, Pralinen, Karten, Geschenke und alles andere. Menschen, die Zeit mit dir verbringen wollen, einfach so. Natürlich sollte das auch für jede romantische Beziehung gelten, aber bei Freundschaften ist das doch manchmal einfacher zu erkennen. Es ist nicht so, dass die eine Art der Liebe besser oder schlechter ist als die andere, sondern dass beide es verdient haben, gefeiert zu werden. Genauso wie die Liebe sich selbst gegenüber. 

Es ist einfach, zu vergessen, was man hat. Aber vielleicht bringt so ein Tag das Ganze zum Vorschein. Ob man gerade in einer Beziehung ist, ob man einander gerade fern ist oder ganz nah, ob Freund*innen gerade in derselben Stadt wohnen oder nicht. Schmeißt FaceTime an. Kauft euch selbst ein paar Blumen (vielleicht auch erst einen Tag später) und verbringt den Tag, solange ihr könnt, mit den Menschen, bei denen ihr euch wohlfühlt.  

Feiertage sind da, um etwas zu feiern – nicht um Druck auf uns selbst auszuüben, irgendwelche Traditionen oder gesellschaftliche Erwartungen erfüllen zu müssen. Warum also nicht den Valentinstag mit Freunden und Freundinnen verbringen?

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Bildquelle: Adrienn via Pexels; CCO-Lizenz