„Vanilla Shaming“: Nur harter Sex ist wirklich gut

Auf TikTok wird mit Begeisterung über Sexualität gesprochen, Tabus werden gebrochen und die Vielfalt menschlicher Vorlieben wird zelebriert – ein Schritt in die richtige Richtung. Doch zwischen all den aufgeklärten Gesprächen lauert ein ungesunder Trend: Vanilla Shaming.

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte der Autorin enthält.

Die Stigmatisierung von Vanilla Sex

„Vanilla“ wird im Online-Slang oft verwendet, um etwas oder jemanden als langweilig, generisch oder austauschbar zu beschreiben – Vergleichbar mit Vanille-Eis, das im Vergleich zu anderen Sorten eher uninteressant wirkt. Laut Urban Dictionary kann dieser Begriff auch auf sexuelle Vorlieben angewendet werden.

Vanilla Shaming bezieht sich auf die Abwertung von Menschen, die sich für eine als „normal“ betrachtete Form der Sexualität entscheiden – den „Vanilla Sex“ oder „Blümchen-Sex“. Hierbei handelt es sich um eine klassische Form der Intimität ohne krasse Toys, Kinks oder BDSM (Bondage-Discipline, Sado-Maso), häufig symbolisiert durch die Missionarsstellung.

Diejenigen, die Vanilla Sex bevorzugen, werden von vielen TikTok-User*innen der Kink-Szene als verklemmt oder prüde betitelt und ermuntert, andere sexuelle Praktiken auszuprobieren, um „richtigen Sex zu haben“. Ironischerweise ist es genau die Kink-Szene, die sich vehement für Toleranz und gegen jegliche Form von Shaming ausspricht.

@kaytlynstewart

i will never forgive yall for convincing 15 y/os that they’re embarrassing for being vanilla, odd #fyp

♬ original sound – kaytlyn stewart

Die negativen Auswirkungen von Vanilla Shaming

Die negativen Auswirkungen von Vanilla Shaming sind weitreichend. Die Sorge, als „langweilig“ oder „prüde“ abgestempelt zu werden, führt dazu, dass Menschen ihre eigenen sexuellen Vorlieben verbergen. Dies kann zu einem tiefen Gefühl von Scham und Unwohlsein führen, wodurch die individuelle sexuelle Entfaltung stark eingeschränkt wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass Personen sich sexuellen Praktiken hingeben, auf die sie keine Lust haben, nur um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Das ist jedoch fernab von einem gesunden Sexleben mit Konsens. Es ist wichtig zu betonen, dass sexuelle Vielfalt nicht nur alternative Praktiken umfasst, sondern auch die Akzeptanz unterschiedlicher Vorlieben, einschließlich Vanilla Sex. Jede*r sollte das Recht haben, seine Sexualität authentisch zu leben, ohne für ihre*seine Entscheidungen verurteilt zu werden. Solange dabei niemand zu Schaden kommt, sollte das Sexleben anderer unkommentiert bleiben.