Von der Studenten-Bude zum Design-Kraftwerk: KARE
München, 1981. Ein nackter Männer-Po schmückt eine große Werbe-Wand. Drunter steht: „Manche Entscheidungen sollte man nicht mit dem Kopf treffen“. Wer steckt dahinter? Zwei BWL-Studenten, die eigentlich nur ihre WG aufpeppen wollen – und dabei eine der kultigsten Möbel-Marken erfinden.
Denn der Möbel-Markt der 80-er Jahre ist so spießig, dass sie lieber selbst an ihrem Design schraubten. Sie entdeckten nicht nur Spaß an DIY, sondern auch an frechen Werbesprüchen. Gerade noch verkauften sie Holzregale neben dem Studium, einige provokante Aktionen später werden sie als „die Wohnsinnigen“ bekannt – und KARE ist geboren.
Heute gibt es rund 200 Stores in 50 Ländern. Aus der bescheidenen Studentenbude wurde ein ganzes Kraftwerk. Das „Wohn-Theater“ erstreckt sich über 10.000 Quadratmeter. Das Motto ist bis heute: „Shameless since 1981“.
Sagt mal, ihr Wohnsinnigen…
Ihr habt ja ganz schön Furore gemacht. Muss man frech sein, um vorwärts zu kommen?
Jürgen Reiter: 1981 war die Möbel-Branche hochkonservativ. Denkt an die berühmten Schrankwände oder den Fakt, dass viele Menschen ihr Wohnzimmer eher als Repräsentationsraum eingerichtet haben, den man geschont hat. Wir haben ein neues Wohnkonzept erfunden, und haben eine Revolution angestoßen. Wir haben mit unseren Konterfeis auf unserem Golf geworben und die Provokation ins Marketing aufgenommen. Klappern gehört zum Handwerk, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Gegen den Mainstream beim Wohnen – bis heute sind wir diesem Motto treu.
Euer Erfolgs-Rezept?
Jürgen Reiter: Ein toller Einfall und dann brummt das Geschäft, so läuft es nicht. Die Idee ist die Motivation und dann kommt die harte Arbeit. Die Kontinuität des Wollens ist unser Erfolgsfaktor für das Wachstum über fast 40 Jahre, jeden Tag und immer wieder neu und auf Anfang. Die echte Leidenschaft für dein Geschäftsfeld hilft da auch.
Euer Mittel gegen kreative Sinnkrisen?
Peter Schönhofen: Das Rezept dagegen heißt „Mission“, und die haben wir: einzigartige und inspirierende Wohnideen, die Menschen ein individuelles und vor allem glückliches Zuhause schaffen.
Die abgefahrenste Kollektion?
Peter Schönhofen: Schwer zu sagen, zwischen all den lebensgroßen Tierfiguren oder komplett verspiegelten Kollektionen – schaut euch um!
Der peinlichste Moment eurer Karriere?
Jürgen Reiter: Das ist ein gut gehütetes Geschäftsgeheimnis!
Jürgen Reiter (links) und Peter Schönhofen (rechts). Auf dem Titelbild seht ihr die beiden als Studenten.
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Bildquelle: KARE