Was ist ein genderswapped remake?

In den letzten Jahren mal einen Film gesehen, bei dem du dachtest: Der Plot kommt mir bekannt vor, aber die Hauptrollen sind jetzt Frauen statt Männer? Wir erklären den Begriff Genderswapped Remake und stellen die Frage, warum es solche Filme gibt und braucht.

Was ist ein GenderSwapped Remake denn genau?

Übersetzt man jedes Wort einzeln, kommt man der Bedeutung schon recht nah. „Gender“ – Geschlecht, „Swap“ – Austausch, und „Remake“ – steht für die Neuauflage eines Stoffs. Gemeint ist damit also eine Neuverfilmung, in der die ursprünglich männlichen Hauptrollen durch Weibliche ersetzt werden, oder umgekehrt. Ein bekanntes Beispiel ist der Filmklassiker Ghostbusters – Die Geisterjäger, von 1884. Im Jahr 2016 wurde der Film „gegenderswapped“, die männlichen Darsteller wurden also durch weibliche ersetzt. Auffällig ist, dass sich diese Filme in den letzten Jahren mehren. Da hätten wir zum Beispiel Ocean’s Eight (2018), das weibliche Pendant zur Ocean’s Reihe mit George Clooney und Brad Pitt. Oder das Remake What Men Want (2019), die gegenderswappte Version von What Women Want (2000). Das aktuellste Beispiel ist The Hustle (2019). Es ist die weibliche Version des Klassikers Dirty Rotten Scoundrels (1988), in dem das Kult-Duo, um Michael Caine und Steve Martin, durch den Pitch Perfect Cast Anne Hathaway und Rebel Wilson ersetzt wird. Die Frage ist nur: warum gibt es diese Filme? Ist der Geschlechtertausch schlicht mit der Ideenlosigkeit Hollywoods zu begründen? Ganz so einfach ist es nicht.

Turn back time

Drehen wir die Uhr 100 Jahre zurück. Von Beginn an ist die Produktion von Filmen eine von Männern dominierte Branche. Die Hauptrollen in Filmen sind spielen ausschließlich Männer, sie sind die Helden der Geschichten. Dagegen nehmen Frauen oft nur passive Rollen ein und dienen für die männlichen Hauptfiguren als Objekt ihrer (sexuellen) Begierde. Leider hat sich da bis heute noch nicht so viel getan. Eine Studie der USC Annenberg aus dem Jahr 2016 zeigt, dass der Anteil an weiblichen Charakteren in Filmen bei lediglich 31,4% liegt. In Action- oder Abenteuerfilmen liegt er bei lediglich 23%, in Komödien sind immerhin 41% der Rollen mit Frauen besetzt. Erschreckend ist ein weiteres Ergebnis, zu dem die Studie kommt. Wenn tragende Rollen mit Frauen besetzt werden, sind diese häufiger als die der männlichen Schauspieler über aufreizende Kleidung, Nacktheit oder Attraktivität definiert.

SCHREI NACH GLEICHBERECHTIGUNG

Der Mann darf sich also als Held fühlen, während Frauen die Rolle als Objekt der Begierde zugewiesen bekommt? Nicht gerade fair! Kein Wunder also, dass heute das Bedürfnis nach Filmen, in denen Frauen die Heldinnen sind, groß ist. Im Remake von Ghostbusters ist das der Fall. Hier retten Frauen die Stadt New York vor der Geister-Epidemie. Auf einmal ist dann auch nicht mehr die Sekretärin, wie noch im Original von 1984, das Objekt der Begierde, sondern der durchtrainierte Chris Hemsworth. Bewusst werden hier Rollenbilder geswappt, um die patriarchalen Denkmuster zu überschreiben.

Ghostbusters (2016) Trailer

Jedoch stieß die Ankündigung des gendergeswappten Klassikers bei der Fangemeinde nicht gerade auf Begeisterung. Der Trailer zum Film löste schon vor dem Kinostart einen Shitstorm aus. Bei über 46 Millionen aufrufen hat der Trailer etwa 300.000 Likes, aber 1,1 Millionen Dislikes. In der Kommentarspalte finden sich dann Sprüche von Internet-Trollen à la „geht weg mit eurem Feminismus“. Natürlich lässt sich über die Qualität von Filmen streiten. Sie sind aber immer Zeugen ihrer Zeit und reagieren auf gesellschaftliche Veränderungen. Genau das ist auch beim Genderswapped Remake der Fall. Auf der einen Seite zeigt der Shitstorm, dass patriarchales Gedankengut noch immer in Teilen der Gesellschaft verankert ist. Auf der anderen Seite setzen die Remakes aber auch ein Zeichen auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau – auch im Film.

Genderswapped Remakes: vorher – nacher

What women want Trailer
What men want Trailer
Ocean’s 11 Trailer
Ocean’s 8 Trailer

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Bildquelle: Unsplash; Pexels