Vergissmeinnicht – Die Türschwelle und andere Erinnerungslücken

Da war es doch gerade noch. Das Wissen um diese eine Sache, die man brauchte und wegen der man losgegangen war. Jetzt steht man in der Küche und weiß absolut nicht mehr, was das gewesen sein soll. Man reißt jede einzelne Schublade nacheinander auf, späht in den Kühlschrank, tippt ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden. Nichts hilft. Was war es denn nochmal? Es will einem einfach nicht einfallen. Zurück am Arbeitsplatz fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Na klar, die Schere!

Fühlst du dich ertappt?

Doch woran liegt es, dass wir, eben noch wild entschlossen etwas zu tun oder zu sagen, es im entscheidenden Moment vergessen? Man hat den Faden verloren, oder steht auf dem Schlauch, das Gehirn fühlt sich an wie eine Wüste.

Hierfür gibt es eine einfache Erklärung. In der Wissenschaft wird dieses Phänomen als der Türschwelleneffekt bezeichnet.

Der Türschwelleneffekt

Dieser besagt, dass man häufig genau dann etwas vergisst, wenn man einen anderen Raum betritt. Prompt muss sich das Gehirn auf die neue Umgebung einstellen. Vielleicht fällt einem die Unordnung auf und dass man dringend mal wieder aufräumen muss, und zack, hat man vergessen, was man eigentlich tun wollte.

Das kann auch mitten im Gespräch passieren. Man ist gerade dabei seine Gedanken zu formulieren, aber nur eine Randbemerkung vom Gegenüber reicht, um zu vergessen, was man eben noch sagen wollte.

Woran liegt das?

Das Gehirn verbindet Informationen mit der jeweiligen Umgebung. Ändern sich die Rahmenbedingungen, beispielsweise beim Verlassen eines Raumes, muss sich auch das Gehirn neu orientieren. Geraten zu viele verschiedene Informationen aufeinander, werden die Prioritäten neu gesetzt. Was eben wichtig war, wird erst einmal hintenangestellt. Man vergisst, was man eben noch tun wollte. Das ist ganz normal und nichts Ungewöhnliches. Es handelt sich dabei lediglich um ein vorübergehendes Aufmerksamkeitsdefizit.

Was kann man dagegen tun?

Einfach wieder zurück in den Raum gehen, wo man den Entschluss gefasst hat? Laut Wissenschaft funktioniert das nicht. Man muss sich wohl oder übel darauf verlassen, dass es einem schon wieder einfallen wird, wenn es wichtig war.

So richtig vorbeugen, kann man es also nicht. Es ist ein Alltagsphänomen, dass immer mal wieder zuschlägt. Was man jedoch tun kann, ist, dass man ausreichend schläft, an seiner Konzentration arbeitet, nicht so viel auf einmal macht, sondern immer nur eine Sache nach der anderen. Denn unser Gehirn ist beim Multitasking schnell überfordert.

Doch selbst, wenn man auf all das achtet, wird man es nicht verhindern können, dass man ab und an mal den Faden verliert.

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Bildquelle: von Julia Zyablova von unsplash, CC0-Lizenz