Selbstversuch: Social-Media-Fasten

Es war Anfang Januar als mein Freund und ich das erste Mal seit langem wieder in den Bergen wandern waren. Der Winter war bis dahin trist, Corona und Co beherrschten den Alltag. Umso befreiender fühlte sich der Ausbruch an, die frische Luft, die Stille, nur unser Atem, der zwischen den Bäumen hing. Das gleichmäßige Schritthalten war so ganz das Gegenteil zum komplexen Alltag, in dem man ständig etwas tun muss, die To-Do-Liste nie kürzer wird. Endlich war mein Kopf leer. Kein Gedankenkarussell, keine erdrückenden Nachrichten auf Instagram, keine Überbeschallung durch Social Media. Es tat so gut, einfach nur zu laufen, ohne durch alle möglichen Ablenkungen auf Abwege zu geraten. Einatmen. Schritt. Ausatmen. Schritt. Das war alles.

Und so kamen wir auf Social Media zu sprechen, bzw. sprach ich das Thema an. Denn als sich der Informationssmog mit den Höhenmetern allmählich verflüchtigte, merkte ich wie überdrüssig ich diesem war. Ja, Social Media ist toll, denn ja, es hat auch gute Seiten, aber zu dieser Zeit war es mir einfach zu viel. Es hatte sich als harmlose Angewohnheit eingeschlichen, aber klare Grenzen zu setzen fiel mir schwer, vor allem in Zeiten, in denen ich gestresst war. Der Beschluss fiel schneller als wir die Rahmenbedingungen festlegen konnten. Wir vereinbarten eine einmonatige Social Media Pause. In meinem Fall hieß das, kein Instagram und kein Facebook. WhatsApp, Podcasts und Netflix waren erlaubt, da WhatsApp bei mir sowieso nicht wirklich ins Gewicht fällt und ich Netflix wenn dann nur abends schaue. Außerdem finde ich, ist es etwas anderes, ob man sich auf eine einzelne Sache konzentriert, oder von einer zur nächsten App switcht, mit lauter Informationshäppchen gefüttert wird, die einen nur halb satt machen und einen vollkommen überreizt und energielos zurücklassen. Und ja, so fühlte ich mich beizeiten, nachdem ich mein Handy weggelegt hatte.

Ich hinterfragte auch, wem ich folgte und warum. Denn ob man es bewusst tut oder nicht, irgendwie vergleicht man sich doch immer und der Vergleich fällt meistens eher schlechter aus. Ich entfolgte Leuten, bei denen ich nur eine toxische Neugierde stillen wollte, die ich unhinterfragt irgendwann einfach hingenommen hatte. Außerdem hinterfragte ich, was ich von mir selbst preisgab und postete. Denn das meiste, was man postet, sind wir einmal ehrlich, interessiert doch eigentlich niemanden so richtig.

Das bekannte Zitat von dem Film Fightclub, dass man nur Dinge kauft, um andere Leute zu beeindrucken, die man nicht einmal mag, lässt sich eins zu eins auf unsere Social Media Nutzung übertragen. Auch wenn ich die Stories anderer Leute anschaue, schwingt da immer ein bitterer Beigeschmack mit. Denn gibt man mit seinen Posts und Stories nicht auch immer ein Stück weit an?