Was steckt hinter Toxic Positivity?

Es gibt sie überall im Internet: fröhliche Motivationssprüche in den schönsten Pastelltönen. Mit Blumenranken verziert, posten Motivationstrainer*innen den ultimativen Überlebenstipp: „good vibes only.“ Der Plan, sich nur mit positiven Gedanken zu umgeben, klingt ja erstmal ganz gut. Aber wohin dann nun mit unseren vermeintlich “schlechten“ Gefühlen, Gedanken und Stimmungen? Auch der positivste Mensch hat mal ein Tief. Und wohin soll er sich wenden, wenn doch in der Welt kein Platz für „Bad Vibes“ ist? Toxic Positivity – toxische Positivität, so nennt man es, wenn die gute Laune fast schon zur Obsession wird.

„Sei nicht traurig“, „lach es weg“ oder „sei doch dankbar“. Wenn man schlechte Laune hat, bekommt man schnell mal diese oder ähnliche hohle Phrasen zu hören. Man solle sich viel mehr auf die positiven Dinge im Leben konzentrieren und sich am besten permanent vor Augen halten, dass es irgendwo auf der Welt Menschen gibt, die es schlechter haben, als man selber. Doch genau dieses, beinahe zwanghafte, positive Denken kann sehr toxisch für uns sein, denn wir müssen auch unsere schlechten Phasen annehmen.

Diese Toxische Positivität schadet uns

Der Psychologe Konstantin Lukin hat in einem Artikel geschrieben, dass es uns ungemein schadet, schlechte Gefühle zu ignorieren oder gar versuchen, sie aus unserem Leben zu verbannen. Mal abgesehen davon, dass das quasi ein unmögliches Unterfangen ist, mahnt er, dass auch negative Gefühle wichtig für unser Leben sind. Sie dienen uns dazu einzuschätzen, wie es uns gerade wirklich geht. Denn woher sollen wir wissen, dass uns etwa ein Job oder eine unglückliche Beziehung nicht gut tut, wenn wir negative Emotionen ignorieren und weg lächeln?

Besonders auf Instagram häufen sich Bild-Collagen, die uns dazu aufrufen, sich auf die guten Seiten des Lebens zu konzentrieren. Trotzdem oder gerade deswegen gibt es dort gerade eine regelrechte Gegenbewegung: Menschen, die auf Toxic Positivity aufmerksam machen und uns dazu ermutigen, uns auch auf negative Gefühle einzulassen. Auch auf der Video-Plattform TikTok geben angehende oder ausgebildete Therapeut*innen ihre Erfahrungen weiter. Sie rufen die Leute dazu auf, endlich mit der ständigen und toxischen Positivität zu machen.

@evolveandbloom

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♬ Majesty – Instrumental Mix – Apashe

Eins dürfte jetzt klar sein: Toxic Positivity kann uns schaden. Aber natürlich sind die vermeintlich motivierenden Sprüche, die wir alle schon so oft gehört haben, nicht immer negativ oder verletzend gemeint. Sicherlich möchte niemand unserer Freund*innen oder Familienmitglieder uns in solchen Zeiten noch absichtlich einen toxischen Rat mitgeben. Es gibt aber einfach ein paar Sprüche und Tipps, die man sich dringend abgewöhnen sollte.

Toxic Positivity vermeiden

Wir alle haben schon einmal einen toxischen Lebenstipp gegeben und die Psychologin Mary Hoang hat auch erklärt warum uns das passiert. Wir fühlen uns in den Momenten, wenn uns Menschen mit ihren negativen Gedanken konfrontieren nicht wohl und neigen deshalb dazu, mit positiven, aber eben auch leeren Phrasen zu antworten. Besonders das Wort „sollte“ ist in diesen Situationen völlig fehl am Platz. Es führt nur dazu, dass sich die Menschen, die sich eh schon schlecht fühlen, nur noch schlechter fühlen. Denn nichts ist toxischer, als gesagt zu bekommen, dass die eigenen Gefühle, egal wie negativ sie sind, falsch sind und man sich gefälligst anders fühlen „sollte“.

Das Gute ist: Ausnahmslos jede*r von uns kennt beide Seiten: Wir haben selbst negative Gefühle. Und wir werden mit den negativen Gefühlen anderer Menschen konfrontiert. Deshalb sollten wir auch alle darauf achten, wie wir mit negativen Gefühlen umgehen. Dazu gibt es Tipps:

Toxic Positivity: „Good vibes only“ funktioniert nicht und das ist auch gut so

Es wird niemals klappen, immer nur glücklich zu sein. Und eine positive Einstellung zu haben sorgt erst recht nicht dafür, dass alle negativen Empfindungen augenblicklich verschwinden. Wir haben unsere negativen Gedanken und schlechten Launen, die sich nicht weglächeln lassen. Die vermeintlich „schlechten“ Gefühle sind genauso wichtig, wie die vermeintlich „guten“. Deshalb müssen wir sie annehmen und die toxische Positivität ablegen, die uns sowohl in den sozialen Medien, als auch im Umfeld gern mal aufgedrückt wird.

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