Was sind eigentlich „urban legends“?

Nián, das Neujahrsmonster

Immer zu Beginn des chinesischen Neujahres, dieses Jahr am 12. Februar, soll das Monster Nián (Nián 年 bedeutet übrigens auch Jahr. Meint man das Monster, sagt man meist nián shòu 年兽 dazu) sein Versteck in den Bergen oder unter dem Meer verlassen und sein Unwesen in einem Dorf in der Nähe treiben. Dort frisst es meistens die Ernte der Dörfler und manchmal auch einen der Dorfbewohner, besonders häufig die Kinder. Die Beschreibungen von Niáns Aussehens weichen stark voneinander ab, manchmal soll er einem Löwen mit flachem Gesicht und dem Körper eines Hundes ähneln, andere Male soll er größer als ein Elefant sein, zwei lange Hörner und viele scharfe Zähne haben. Das Monster hat jedoch einige Schwächen: Es fürchtet sich vor der Farbe rot, sowie vor Feuer und lauten Geräuschen. Eines Tages kam also ein Fremder in das Dorf und erfuhr vom Problem mit der Bestie. Um es zu vertreiben, wies er alle Dorfbewohner an, das Zeichen für Glück in roter Farbe an ihren Häuserwänden anzubringen, ebenso wie vertikal geschriebene Verszeilen auf rotem Hintergrund und roten Scherenschnitten mit verschiedenen Motiven. Außerdem verteilte er Böller an alle Bewohner. Als das Monster nun wieder auftauchte, wurde es mit dem Knallen der Böller und dem Feuerwerk verjagt. Seitdem ist es Tradition geworden, zum Neujahr die Häuser in rot zu schmücken und zu böllern, damit das Monster nicht zurückkehrt.

Grabstätte für Arbeiter in der Sydney Harbour Bridge

Während dem Bau der berühmten Hafenbrücke in Sydney, der im Jahre 1928 beendet wurde, sind 16 Menschen gestorben. Zumindest heißt es von offizieller Seite so, denn laut einer Legende stimmen diese nicht. Demnach sollen 3 Arbeiter während der Konstruktion ums Leben gekommen sein, nachdem sie in die im Bau befindlichen Ziegelpylonen der Brücke gefallen sind. Aber da damals nicht so streng auf sichere Arbeitsbedingungen geachtet worden ist und es sich bei den verstorbenen Arbeitern zudem um Migranten handelte, dauerte es Wochen, bis man deren Verschwinden überhaupt bemerkt hatte. Zu dem Zeitpunkt war es dann auch schon zu aufwendig, ihre in den Pylon gefallenen Körper zu bergen. Darum hat man dies unterlassen und stattdessen der Bau der Brücke fortgesetzt, unter anderem wegen des Drucks, das Bauvorhaben schnellstmöglich zu beenden. Nun soll sich die letzte Ruhestätte dieser 3 Arbeiter im Inneren der Sydney Harbour Bridge befinden, wo sie vermutlich auf ewig eingebettet bleiben werden. Schließlich gibt es keinerlei Beweise, die eine Suche heute noch rechtfertigen würden.

Die Nachtwanderer Hawaiis

Wer auf den Inseln mal einen Spaziergang bei Nacht machen will, der sollte aufpassen wo. Denn an einigen geschichtsträchtigen Orten wandeln Seelen umher, denen man lieber nicht über den Weg laufen will. Die Rede ist von den Nachtwanderern: Die Geister großer Krieger, Herrscher und wandelnder Seelen, die von den Einheimischen Hukai’po genannt werden. Es wird gesagt, sie wandern an bestimmten Orten wie dem Pali Highway in Oahu, der an dem berühmten Kamehameha-Schlachtfeld liegt, und der Kualoa Ranch an Oahu’s windseitiger Küste. An letzterer wird den Nachtwanderern sogar die Schuld an mehreren Autounfällen zugesprochen. Die in Gruppen wandernden Erscheinungen erkennt man am Licht der Fackeln, die sie bei sich tragen, sowie dem Klang primitiver Trommeln. Sie tragen Umhänge, verzierte Helme und schwingen antike Waffen umher. Sollte man auf eine Gruppe Nachtwanderer treffen, dann darf man bloß nicht den geisterhaften Prozess unterbrechen! Auch sollte man seine Augen nie lange auf sie gerichtet halten, das soll Unglück bringen – für dich, einen Freund von dir oder einen Verwandten. Am besten du legst dich auf den Boden, stellst dich tot und wendest deine Augen von den Hukai’po ab. Wenn sie dich nicht bemerken, dann sollte alles gut gehen.

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Bildquelle: Pixabay; CCO-Lizenz