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Kostenloses WLAN: Das passiert, wenn du die AGB bestätigst – aber vorher nicht liest

„Haben Sie die AGB gelesen und stimmen Sie ihnen zu?“ –  Ja klaro, ich habe 168268 Seiten genaustens durchforstet und daher stimme ich dem Kleingedruckten nun gewissenhaft zu. Ok, sind wir mal ehrlich, die meisten von uns (Ach, machen wir uns nichts vor: ALLE von uns) setzen unter die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ungelesen ein Häkchen. Kein Mensch hat Zeit und Lust, sich mal eben schnell die hundert Seiten am Ende eines Vertrages durchzulesen. Vor allem nicht, wenn es um kostenloses WLan geht.

 

Ungelesene Zustimmung

 

Genau so ging es auch 22.275 Nutzern des britischen WLAN-Anbieters „Purple“, die achtlos den AGB zustimmten – ohne dabei das Kleingedruckte zu beachten. Und das war ein ziemlicher Fehler, denn „Purple“ hat sich einen cleveren Scherz mit seinen Nutzern erlaubt. Für zwei Wochen schmuggelte der in Manchester ansässige WLAN-Anbieter einen verhängnisvollen Absatz in seine AGB. Mit der Zustimmung verpflichteten sich die Nutzer unbewusst zu 1000 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Für ein bisschen WLAN willigten die Leute ein, auf Festivals die Toiletten zu putzen, alte Kaugummis vom Gehweg zu kratzen oder Abwasserrohre mit der Hand zu reinigen.

 

Cleverer Joke mit Lerneffekt

 

Das Unternehmen rechtfertigte den Joke gegenüber dem Portal „Guardian“: „Wir wollten zeigen, wie wenig Konsumenten darauf achten, zu was sie sich verpflichten, wenn sie freies WLAN nutzen“. Purple WLAN-Hotspots gibt es zum Beispiel im Legoland oder dem Pizza Express. Ob das nun juristisch bindend ist und die fast 23.000 Nutzer wirklich Klos schrubben müssen, ist unklar. So oder so – wir sollten bei dem ein oder anderen Kleingedruckten vielleicht lieber zweimal hinsehen und unsere Lesefaulheit ablegen.

Natürlich, wären die AGB jedoch nicht immer so lang und unübersichtlich, würden sie eventuell auch mehr beachtet und durchgelesen werden. Verbraucherschützer fordern schon seit Jahren eine Vereinfachung der so elend langen und komplizierten Texte. Eine Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) hat sich mit dem Umgang der Internetznutzer mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen auseinandergesetzt. Laut der Forscher ignorieren oder überfliegen 90% der Befragten die meisten AGB.

 

684 Stunden Lesezeit

 

Würden wir all das Kleingedruckte lesen, welchem wir täglich zustimmen, bräuchten wir dafür 76 Arbeitstage. Um alle AGB gewissenhaft durchzuackern, müssten wir uns zweieinhalb Monate freinehmen und insgesamt 684 Stunden lesen. Oftmals sind die Seiten am Ende eines Vertrages jedoch gegliedert, sodass man immerhin nach für sich relevanten Textpassagen suchen kann, denn das blinde Unterschreiben geht nicht in jedem Fall so glimpflich aus wie bei „Purple“. Der vorbildliche Nutzer, welcher sich das Kleingedruckte doch durchlas und die von Purple eingeschleuste Textpassage entdeckte, bekam einen Preis. Eine Person meldete sich bei dem WLAN Anbieter. Keine gute Quote bei 22.274 lesefaulen Nutzern.