Work-Life-Blending: Wenn Job und Freizeit verschmelzen

Nachteile

Was sollte denn dann dagegen sprechen? Kritiker*innen befürchten, dass es weniger eine Verschmelzung, sondern mehr eine Verdrängung zur Folge hat. Wenn das Arbeitsleben sich so mit dem Privatleben vermischt, ist es schwierig, nicht eins davon zu kurz kommen zu lassen. Unbewusste Überstunden sind zum Beispiel ein Nachteil. Wenn man auch samstags am Frühstückstisch nur schnell zwei E-Mails beantwortet, zählt man das nicht aktiv als Überstunden und so bleibt es unbezahlt und wirkt auf Dauer belastend. Andersherum kann die Arbeit aber auch darunter leiden und man merkt Freitagabend, dass man nicht einmal die Hälfte der Aufgaben für die Woche erledigt hat, weil man viel Zeit mit Freund*innen und Familie verbracht hat.

Unklarheit ist ein weiteres Kontra-Argument gegen Work-Life-Blending. Nichts gehört so richtig zu etwas: Die Grenzen zwischen Job- und Privatleben verschwimmen – genau wie zwischen Kolleg*innen und Freund*innen. Das führt zu Unklarheit über zwischenmenschliche Beziehungen und belastet die bestehenden Verhältnisse.

Wenn man dann durch die Überstunden körperlich und durch Stress in der Familie wegen der ständigen Arbeitsgedanken psychisch belastet ist, kann das ein Gesundheitsrisiko darstellen. Wenn man die Probleme aus der Arbeit so sehr in das Privatleben mitnimmt, kann man nicht unbedingt gut abschalten und das kann zu Schlafmangel führen.

Tipps für die Umsetzung

Damit beim Work-Life-Blending möglichst nur die Vorteile eintreten, gibt es ein paar Tipps für die richtige Umsetzung. Am wichtigsten ist wahrscheinlich die Kommunikation. Ein klares Gespräch mit dem*der Chef*in, was die Erwartungen beider Seiten sind, kann da schon ziemlich helfen. Wie soll die Zeit eingeteilt werden? Wie sieht die Regelung aus, wenn man am Wochenende kurz ein bisschen arbeitet? Und so weiter. Wenn beide Seiten ähnliche Vorstellungen haben, ist das schon einmal ein guter erster Schritt.

Zeitmanagement ist auch recht wichtig, damit es für alle Beteiligten nicht zu Stress kommt. Wie kann ich meine Anzahl an Arbeitsstunden am besten legen? Wenn ich am Sonntag gearbeitet habe, wann mache ich dann etwas früher Feierabend? Es soll ja nicht darum gehen, mehr zu arbeiten, sondern einfach darum, Struktur in den eigenen Alltag zu bringen.

Eine Verschmelzung ist an sich ja keine schlechte Idee, aber man sollte trotzdem nicht durchgehend erreichbar sein müssen/wollen. Das heißt: Wenn die Aufgabe erledigt ist und man sich seinen Freund*innen oder dem angefangenen Häkel-Projekt widmen möchte, kann man einfach die Geräte ausschalten. Dann kann man die Freizeit besser genießen, ohne ständig kurz auf E-Mails zu antworten.

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Bildquelle: Andrea Piacquadio via Pexels, CC0-Lizenz