dick Menschheit Obesität

Ernährung: Wir sind so dick wie noch nie zuvor

In dieser Welt gibt es nur noch Extreme: Die einen jagen einem schier unerreichbaren Magerideal hinterher, die anderen ziehen kalorienreiches, fettiges Essen sportlicher Bewegung vor. Momentan ist vor allem letzteres ein akutes Problem: Schon seit Jahren melden statistische Ämter und Wissenschaftler eine kontinuierlich steigende Anzahl übergewichtiger Menschen. Und das – entgegen des weit verbreiteten Vorurteils – nicht nur in Amerika: Tatsächlich gibt es auf der ganzen Welt mittlerweile mehr übergewichtige als untergewichtige Menschen. Auch in Deutschland sind mehr als 50 Prozent der Menschen adipös, die Männer mit 62 Prozent weit häufiger als die Frauen (43 Prozent). Und das vor allem deshalb, weil knapp 80 Prozent der Deutschen täglich mehr Fett zu sich nehmen, als die von Medizinern empfohlene Menge.

 

Obesität ist eine Massenkrankheit

 

Außerdem sind wir genau wie Australien, Kanada, Irland, Neuseeland, Großbritannien und die USA eine Industrienation: Unser Wohlstand wächst gemeinsam mit unserem Bauch. Durchschnittlich haben die Menschen in den letzten 40 Jahren pro Jahrzehnt 1,5 Kilo Gewicht zugelegt. Das bedeutet: Im Jahr 2014 lebten circa 641 Millionen fettleibige Menschen auf diesem Planeten – mehr als sechs Mal so viele wie noch Mitte der 70er.  All das beweisen die Ergebnisse einer Studie, die kürzlich im Medizinmagazin Lancet erschienen ist. Jahrelang hatten Wissenschaftler um den Londoner Forscher Majid Ezzati Bevölkerungsstudien aus 186 Ländern aus den Jahren 1975 bis 2014 ausgewertet. Dabei wurden Daten von 19,2 Millionen Menschen berücksichtigt.

 

Leichtes Übergewicht kann gesund sein

 

Zum Mitschreiben: Im Jahr 1975 waren 3,2 Prozent der Männer und 6,4 Prozent der Frauen übergewichtig;  2014 sind es bereits jeweils 10,8 und 14,9 Prozent. Die Wissenschaftler richteten sich nach den Vorgaben der WHO und verwendeten den allgemein gültigen Body-Mass-Index (BMI), um das Maß an Übergewicht zu ermitteln. Die Formel für den BMI lautet wie folgt: Der Wert des Körpergewichts (in Kilogramm) geteilt durch die eigene Größe (in Metern) zum Quadrat. Demnach ist jeder mit einem BMI zwischen 18,5 und 25 normalgewichtig, ab 25 leicht übergewichtig und ab 30 stark fettleibig. Nach dieser Einteilung kann leichtes Übergewicht noch sehr gesund sein, das Sterberisiko steigt erst bei stark Fettleibigen.

Es ist schon absurd: Da gibt es 800 Millionen Menschen auf dieser Welt, die an Hungersnot leiden, und wieder andere, die sich von ihrer Adipositas (Fettsucht) in den Tod treiben lassen. Vielleicht behalten die Macher von Disney Pixar’s Wall-E am Ende doch recht: Irgendwann schweben wir alle mit verdoppelter Körpermasse durchs All, völlig unfähig, uns zu bewegen.

 

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Bildquelle: Anderson Macini unter CC by 2.0