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Hitlers Geburtshaus soll abgerissen werden – und was soll das bringen?

Seit Jahren finden Diskussionen über den Verbleib des Hauses statt, in dem Adolf Hitler am 20. April 1889 geboren wurde und seine ersten drei Lebensjahre verbrachte: Die Einwohner von Braunau sind es leid, ständig mit der dunklen Vergangenheit der Stadt in Verbindung gebracht zu werden, während Nazis aus ganz Europa immer wieder stolz vor dem Haus posieren und Erinnerungsfotos schießen. Selbst über eine Namensänderung der Stadt wird nachgedacht, um der braunen Gesinnung und somit auch endlich dem Fluch der Vergangenheit zu entkommen.

Nach dem Abriss der Hitler-Wohnung soll ein neues Gebäude errichtet werden, das in keinster Weise mehr an das ursprüngliche Haus erinnert. Leerstehen soll die Fläche nicht: schließlich kann man die Geschichte, so unangenehm sie auch ist, nicht einfach ausradieren.

 

Doch wer oder was soll in das neue Haus einziehen?

 

Derzeit befindet sich das Gebäude in privatem Besitz, die Besitzerin nahm bisher jedoch keine Renovierungen oder Umbauten vor. So steht der rund 500 Jahre alte Bau seit 2011 leer und verfällt langsam. Nachdem Verhandlungen scheiterten, wird das österreichische Parlament nun das Grundstück voraussichtlich Ende Oktober enteignen und eine Entschädigung an die Eigentümerin zahlen, der seit 1993 geltende Denkmalschutz wird so umgangen. Eine Expertenkommission des Ministeriums beratschlagt darüber, inwiefern das neue Gebäude nach einem eventuellen Abriss genutzt werden soll.

Um von der Geschichte des Hauses abzulenken und Rechtsradikalen keine Angriffsfläche zu bieten, soll es eventuell von sozialen oder karitativen Zwecken und Behörden genutzt werden. So wird etwa über die Einrichtung einer Behindertenwerkstätte diskutiert – das wäre ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die sich mit rechtsradikalem Gedankengut identifizieren. Man hofft außerdem, so die Nazis abzuschrecken, die sich jedes Jahr zu Gedenkfeiern hier treffen. Gerade am Geburtstag Adolf Hitlers werden vor dem Haus Feiern abgehalten, die nur durch flächendeckende Anwesenheit der Polizei und Demonstrationen der Initiative „braunau gegen rechts“ in Zaum gehalten werden.

 

Party bei Hitler zuhause

 

Kann man das Haus nicht in ein Museum umwandeln, in eine Gedenkstätte gegen den Nationalsozialismus? Gedenkstätten gebe es in der Umgebung genug, so der Bürgermeister von Braunau. Eine alternative Option sei seiner Meinung nach, das Haus Hitlers zu vermieten. Wie kommt man denn auf sowas? Wer möchte bitte in das Haus einziehen, in dem einer der größten Diktatoren und Massenmörder des zwanzigsten Jahrhunderts geboren wurde? Klar, Neonazis. Die werden so nicht vertrieben, sondern eher noch eingeladen, ihrem Vorbild wieder Respekt zu zollen. Außerdem steht zur Diskussion, das Haus zu einem Geburtshaus umzubauen – „Hitler hat gemordet, und in seinem Geburtshaus entsteht neues Leben“, so die Argumentation. Äh, ja.

Ob es etwas bringt, das Haus abzureißen, sei mal dahingestellt. Schließlich bleibt Braunaus Geschichte wohl für immer in den Köpfen der Menschen verankert. Die sinnvollere Idee ist es, aus der Vergangenheit das Beste zu machen. Durch gemeinnützige Zwecke könnte dies gelingen – das dürfte auch die pilgernden Neonazis relativ schnell vertreiben.