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Perspektivlosigkeit nach der Ausbildung – Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland

In Deutschland herrscht in einigen Teilen eine überdurchschnittlich hohe Jugendarbeitslosigkeit. Sicherlich ist diese bei weitem nicht so schlimm wie in den Staaten Südeuropas, aber dennoch ist es ein Ziel der Bundes- und Landesregierungen, das Aufkommen so gering wie nötig zu halten.

Dieser Artikel beschreibt allerdings, dass sich die Bundesregierung tatsächlich gar nicht so schlecht anstellt, denn Deutschland ist europaweit auf dem ersten Platz, was die Quote arbeitsloser Jugendlicher betrifft. Zwar hilft der Mindestlohn, dass auch Praktika und Aushilfsjobs inzwischen anständig vergütet werden, aber viele junge Menschen haben von der Entwicklung trotzdem keine Vorteile. Besonders drastisch ist die Quote in den östlichen Bundesländern. Trauriger Spitzenreiter ist die Hauptstadt Berlin, wo rund 11 Prozent der Jugendlichen weder einen Ausbildungsplatz haben, noch eine Arbeitsstelle und stattdessen, so vermutet zumindest der Rest der arbeitenden Bevölkerung, faul zu Hause rumhängt.

Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland

 

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen denjenigen, die nach dem Studium als arbeitslos gemeldet werden und denjenigen, die bereits nach dem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz finden. Dazu kommt noch ein weiteres Problem. Es war und ist schwer, zu unterscheiden, wer arbeitslos gemeldet ist, weil er keinen Job findet und wer das Geld bezieht, sich jedoch nicht um eine Ausbildungsstelle oder einen Beruf bemüht und stattdessen die freie Zeit genießt. Im Folgenden wird daher beschrieben, wie die Quoten der jeweiligen Gruppen tatsächlich aussehen.

 

Nach der Schule

 

Die Statistiken für Schüler, die sich nach ihrem Abschluss arbeitslos melden, sind nicht zwingend repräsentativ. Ein Grund ist, dass sich einige in der Übergangszeit zwischen Schule und Studium beim Amt melden, um Zuwendungen also Geld zu bekommen. Aachener-zeitung.de berichtet über diese Situation. Kritisch wird es, wenn eine Frist von vier Monaten abgelaufen ist, denn dann müssen sich die Jugendlichen beim Arbeitsamt melden und Initiativen ergreifen. Rund 20.000 Jugendliche und junge Erwachsene befinden sich allein in Deutschland in keinem Ausbildungsverhältnis und sind als arbeitslos gemeldet. Das Problem: Viele davon begnügen sich mit Hartz IV oder versinken in einem Übergangssystem zwischen Schule und Ausbildung beziehungsweise Beruf. Es ist jedoch schwer, festzustellen, ob diese langfristig arbeitslos sind oder lediglich die Zeit zwischen Schule und Studium überbrücken.

 

Nach dem Studium

 

Es gibt Studienplätze, bei denen selbst ein akademischer Abschluss nicht direkt zu einem Beruf führt. Welt.de beschreibt, dass besonders die Geisteswissenschaftler zu denjenigen gehören, die sich zwar während der Studienzeit engagiert haben und vielleicht sogar einen guten Abschluss haben, aber auch als Jungakademiker arbeitslos gemeldet sind. Die Wirtschaft sucht eben diese Absolventen nicht. Darüber machen sich die meisten jedoch erst Gedanken, wenn sie ihren Abschluss in der Tasche haben. In den Augen der Arbeitgeber kommen Geisteswissenschaftler ohnehin nicht sonderlich gut weg, denn das Studium scheint sich eher auf das Feiern als das Lernen zu konzentrieren.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Verantwortliche eher auf andere Absolventen zurückgreifen. Studenten der Geschichte oder auch der Ethnologie haben es daher schwer, nach der Uni einen Job zu finden. Dies ist ein Grund für die Arbeitslosigkeit nach dem Studium. Ein weiteres Problem sind die Bachelor-Abschlüsse. Überfallartig eroberten die Studenten die Universitäten seit der Bologna-Reform. So schnell man mit dem Studium beginnt, so schnell ist man auch wieder fertig. Doch mehr Erfolg im Beruf bringt das mit Sicherheit nicht. Ein Bachelor alleine reicht nicht, um einen Job zu finden, befürchten die meisten Studenten. Es droht der Gang zum Arbeitsamt und die Grundsicherung durch den Staat auf dem gebührenfreien Girokonto. Da bringt im Endeffekt das ganze theoretische Wissen dann auch nichts mehr. Es stehen dann unterschiedliche Möglichkeiten offen. Entweder ein Masterstudiengang, Hartz IV oder, und das ist verhältnismäßig unrealistisch, man gründet ein Start-Up. Auch eine berufliche Ausbildung nach der Universität ist keine Seltenheit.

 

Hartzen – nicht ohne Grund ein Jugendwort des Jahres 2009

 

Doch worum handelt es sich genau bei Hartz IV? Diejenigen, die Arbeitslosengeld II bekommen, gehen hartzen, sagt die Jugend. Wer also diese Grundsicherung, das sogenannte Hartz IV erhält, der bekommt vom Staat das notwendige Geld, um überhaupt leben zu können. Einteile kann man dieses eigentlich, auch wenn dies nicht im Sinne der Entscheider ist, wie man möchte. Die einen geben es für Zigaretten und Bier aus, die anderen für Bewerbungstrainings oder Fortbildungen. Dazu werden bei jungen Erwachsenen sowie Jugendlichen zusätzliche Leistungen berücksichtigt, die sich auf „gesellschaftliche Teilhabe“ beziehen. Was damit gemeint ist, kann sich jeder selbst überlegen, denn hierunter fällt mitunter die Freizeitgestaltung, der Musikunterricht oder der Schulbedarf.

In folgendem Artikel wird erläutert, was genau im Falle von Arbeitslosengeld II und einer Lebensversicherung passiert. Gerade junge Erwachsene, deren Eltern stellvertretend eine solche für ihre Sprösslinge abgeschlossen haben, müssen sich darum Gedanken machen. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob diese überhaupt noch Gültigkeit besitzt, denn Geld vom Staat kassieren, obwohl eigentlich noch Rücklagen vorhanden sind, ist in den Augen von Merkel und Co. nicht erlaubt. Das beruht auf dem Grundsatz, dass zunächst das Geld auszugeben ist, das sich auf den Konten der „Hartzer“ befindet. Es gibt jedoch Freibeträge, die sich aus einem Grundwert und den Lebensjahren errechnet und einen Höchstbetrag von 50.250 Euro pro Person vorsehen.

 

Das Übergangssystem zwischen Schule und Beruf –  Sinnvoll oder unnötige Zeitverschwendung?

 

Es gibt viele Leute, die sich über dieses System aufregen. „Die Schüler sitzen doch eh nur ihre Zeit ab“ oder „dieses System ist wie ein Sammelbecken für gescheiterte Karrieren“. Klingt zunächst etwas hart, zumal es auch viele Verantwortliche gibt, die dieses Prinzip in den höchsten Tönen loben. Doch worum handelt es sich dabei eigentlich? Kritiker sagen, dass die Jugendlichen hier ihre restliche Zeit verbringen, bis die Schulpflicht nicht mehr greift, Befürworter erwidern, dass perspektivlose junge Erwachsene ohne Abschluss die Möglichkeit haben, sich weiterhin zu bilden und parallel für Ausbildungsplätze zu bewerben. Die Konrad Adenauer Stiftung beschreibt, welche Probleme entstehen, wenn die Schüler in diesem Übergangssystem versinken.

Ein Gesichtspunkt ist vor allem das Sammelbecken, denn in diesen Klassen finden sich alle, die keine Ausbildung gefunden haben. Ein Großteil dieser Teilnehmer hat keinen Abschluss. Laut der Publikation der Stiftung rund 41 Prozent. Sinnvoll ist diese Einrichtung lediglich dann, wenn ein Abschluss nachgeholt werden kann, ein Stellenangebot oder alternativ ein Ausbildungsplatz wahrgenommen wird. Doch wie häufig ist das der Fall? Immerhin schaffen es 47 Prozent, einen Ausbildungsplatz zu finden. 42 Prozent verfügen bei Beendigung der Maßnahme über einen Realschulabschluss. Klingt eigentlich nach einer guten Quote, allerdings bleiben auch 25 Prozent ohne Hauptschulabschluss auf der Strecke. Verständlich, dass da die Meinungen auseinandergehen, zumal jene 25 Prozent schließlich zu den sogenannten „Hartzern“ gehören.

 

Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit

Zeit also, die Jugendarbeit endlich effektiv zu bekämpfen. Das dachte sich zumindest die Bundesregierung und implementierte eine Reihe von Maßnahmen, um diesem Problem langfristig Herr zu werden.

 

Erhöhung der Ausbildungsplätze

Das ist besonders wichtig, denn ohne eine ausreichende Zahl an Arbeitsplätzen wird es auch weiterhin Jugendarbeitslosigkeit zu beklagen geben. Aktuell steht die Bundesrepublik europaweit jedoch sehr gut da. Eigentlich gibt es sogar zu viele Ausbildungsplätze für zu wenige Kandidaten.

 

Erleichterung des Berufseinstiegs – Professionelle Beratung

Studien zeigen, dass ein Großteil der Schüler schlicht keine Ahnung hat, was sie in ihrem späteren Leben überhaupt beruflich machen wollen. Über ein Drittel ist sich dessen nicht bewusst. Sie beklagen sich, dass sie nicht ausreichend informiert wurden. Professionelle Beratung ist also unumgänglich, um den Schülern den bestmöglichen Einstieg zu ermöglichen. Erkennbar ist dieser Notstand an denjenigen, die Ausbildungen oder Studium abbrechen, weil sie erst später erkennen, dass sie eigentlich ganz andere Interessen haben.

 

Quoten der Schulabbrecher verringern

 

Im Schnitt wird in Deutschland jede fünfte Ausbildung abgebrochen. Im Studium sind diese Zahlen noch höher. Hier wurden bereits Maßnahmen ergriffen, denn die Studiengebühren, die bisher zu zahlen waren, sind inzwischen  nur noch vereinzelt zu entrichten. Aber auch bei den normalen Berufsausbildungen ist es wichtig, die Jugendlichen „bei der Stange zu halten“. Abbrüche resultieren aus Überforderung, so der Tenor der Experten sowie aus mangelnder Kenntnis im Voraus. Eine neue Struktur der Ausbildung in Pflichtfächer, Wahlfächer und Zusatzqualifikationen könnte an dieser Stelle helfen.

Auf Ebene der Europäischen Union wurde die EU-Jugendgarantie verabschiedet, die vorsieht, Arbeit und Ausbildung ansprechender zu gestalten. Es gibt über fünf Millionen arbeitslose und junge Europäer, die auf der Suche nach einem Job auf die Hilfe der Politik angewiesen sind. Insgesamt zahlt der EU-Fiskus 12,7 Milliarden Euro, um dieses Problem zu beheben. Unterstützung bei der Anmeldung, der Suche sowie der Durchführung gehören ebenso dazu, wie die Hilfe derjenigen, die keine Bildung genießen konnten oder ihren Abschluss nicht bestanden haben. Hier sind innerhalb Europas noch einige Probleme in Angriff zu nehmen. Der Vorteil für Deutschland: Wir sind auf einem guten Weg, denn ein Großteil der Maßnahmen wurde bereits erfolgreich umgesetzt.

 

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Bildrechte: Flickr / FranciscoOsorio CC by 2.0