Trendwende auf TikTok: Warum jetzt „Underconsumptioncore“ angesagt ist
„Underconsumptioncore“ ist der neueste Lifestyle-Trend auf TikTok und will Sparsamkeit wieder sexy machen: Die Gen Z entscheidet sich dafür, lieber bereits vorhandene Produkte länger zu verwenden, als immer wieder neue Dinge zu kaufen.
Adeline Um, eine 27-jährige Musikerin aus Boston, hat sich jetzt etwa dazu verpflichtet, ihre Hautpflegeprodukte bis auf den letzten Tropfen aufzubrauchen, bevor sie neue kauft und sie verwendet weiterhin abgenutzte, aber funktionstüchtige Make-up-Pinsel. Der Kauf von Produkten an sich sei ja nicht schlecht, betont sie, aber die aktuelle Überflutung mit Werbung für immer neue Produkte sei überwältigend. „Underconsumptioncore“, so sagt sie gegenüber Fortune, sei ein Ausdruck des Bedürfnisses, den eigenen Konsum zu drosseln und stattdessen etwas mehr Wertschätzung für bereits vorhandene Dinge zu entwickeln.
Neue Sparsamkeit
Die Bank of America veröffentlichte kürzlich einen Bericht über die finanzielle Gesundheit der Generation Z. Darin wird deutlich, dass über die Hälfte der jungen Generation die Lebenshaltungskosten als größte Herausforderung ansieht. Holly O’Neill, Präsidentin des Einzelhandelsbankwesens bei der Bank of America, sagt, junge Menschen wüssten, dass sie ein Budget aufstellen und Sparmaßnahmen ergreifen müssten, um ihre finanziellen Prioritäten zu erreichen.
In einer Zeit, in der soziale Medien und die ständige Verfügbarkeit von neuen Produkten den Alltag bestimmen, suchen junge Leute nach Wegen, um dieser ständigen Konsumforderung zu entkommen. „Underconsumptioncore“ bietet ihnen eine solche Möglichkeit, indem der Fokus auf dem bewussten Nicht-Konsum liegt.
Tieferer Sinn hinter dem Trend
Trotz finanzieller Stabilität bevorzugt Um zusammen mit ihrem Mann einen sparsamen Lebensstil. Die Pandemie und berufliche Veränderungen haben sie nicht davon abgebracht, weiterhin bedacht zu kaufen. Ihre Motivation, weniger auszugeben, stammt aus dem Wunsch, den zyklischen Trendwahnsinn im Internet zu entkommen, der häufig zu Angst und Depressionen führt. Die Gen Z neigt dazu, bewusst Bildschirmzeiten zu reduzieren und sich digital zu entgiften, was ihren psychischen Zustand verbessert.
„Underconsumptioncore“ hat auch eine tiefere, soziale Dimension. Adeline Um wuchs in einem Haushalt auf, in dem Nahrungsmittelknappheit herrschte und ihre Großmutter meisterhaft aus dem Wenigen, das zur Verfügung stand, Mahlzeiten zauberte. Diese Erfahrungen führten dazu, dass Um ein starkes Bewusstsein für die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit entwickelte.
Auch Sabrina Pare, eine 31-jährige Content-Creatorin aus Detroit, sieht in „Underconsumptioncore“ mehr als nur eine Modeerscheinung. Es ist eine Weiterführung des Upcycling, das nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum schafft.
Trotz des Trends ist sich Um bewusst, dass ihre Entscheidung gegen den Kauf neuer Produkte allein den Klimawandel nicht aufhalten wird. Doch es hilft ihr, sich in ihren Handlungen sicherer zu fühlen und bewusster zu leben. O’Neill bestätigt, dass solche Trends zwar nicht radikal die Konsumgewohnheiten ändern, aber sie spiegeln eine breitere Denkweise der Generation über Wirtschaft und Konsum wider.
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Bild: Pexels; CC0-Lizenz