Weiblich, ledig, schwanger
Von Delia Friess
Mónica Cruz, die kleine Schwester von Penélope Cruz, bekam 2013 ein Kind. Ohne Partner und mithilfe einer anonymen Samenspende. In ihrem Kolumne in der spanischen Zeitung El País schrieb Mónica Cruz 2013 über ihre Entscheidung: „Ich glaube, wir sind uns immer noch nicht bewusst, dass wir nur einen kurzen Zeitraum haben, um Mutter zu werden. Für mich war schon immer klar, dass ich das Risiko nicht eingehen will, darauf zu warten, dass ein Partner kommt, um meinen Traum zu erfüllen, um – wenn er da ist – festzustellen, dass es für mich zu spät ist. Das hätte mich zur unglücklichsten Frau der Welt gemacht.“
So wie Monica Cruz geht es einigen Frauen. Vielleicht kam der Richtige noch nicht vorbei, vielleicht blieb wenig Zeit für das Privatleben oder das klassische Familienmodell gilt für mache einfach als überholt. Auch Jennifer Sutholf ist eine Frau, die ihren Kinderwunsch ohne festen Partner verwirklichen wollte. Die Flugbegleiterin ist Mitte 30, attraktiv, Single und wünschte sich ein Kind. Und sie konnte nicht mehr länger warten. Deshalb hat sich Jennifer Sutholf für die Co-Elternschaft entschieden – aus Überzeugung, nicht aus Verzweiflung.
Geboren aus Freundschaft
Seit ihrer Jugend möchte Jennifer Mutter werden. Mit Anfang 30 wird sie Single, wünscht sich trotzdem sehnlichst ein Kind und denkt sich eines Tages: ,Ich will nicht länger warten – heute gehe ich das Thema Schwangerschaft an!‘ Sie informiert sich, was es für Möglichkeiten gibt, Mutter zu werden – auch ohne einen festen Partner. Dabei stößt sie auf Alternativen, die ihr alle nicht besonders attraktiv erscheinen: Samenspender, die ihr Sperma im Netz anbieten und Auslandsadoptionen. Bei diesen beiden Möglichkeiten stehen Frauen häufig vor rechtlichen Hürden: Samenspender sind unterhaltspflichtig – im Zweifelsfall muss der behandelnde Arzt die Kosten tragen. Deshalb sind Ärzte auch selten bereit, Single-Frauen zu behandeln.
Irgendwann erfährt Jennifer von dem Konzept der Co-Elternschaft, das aus den USA kommt. Bei der Co-Elternschaft zeugen befreundete Erwachsene zusammen ein Kind und ziehen es gemeinsam auf. Ein Modell, das Jennifer gefällt – schließlich will sie den Vater ihres Kindes auch kennen.
Eine Bekannte verkuppelt sie dann mit dem zukünftigen Papa: Der Single-Mann hat ebenfalls einen starken Kinderwunsch. Er und Jennifer treffen sich und beschließen, sich lebenslang als ,platonisch befreundete Eltern‘ aneinander zu binden. Bald darauf verbringen die beiden zukünftigen Co-Eltern einen Urlaub miteinander, Jennifer injiziert sich Sperma und es klappt auf Anhieb: Sie wird schwanger. In wenigen Wochen wird Jennifer ihre Tochter Mathilda zur Welt bringen.
Ein Modell, das Single-Frauen Mut macht
Nach ihr ist auch Jennifers Blog Planning Mathilda benannt. Dort schreibt sie über ihre Erfahrungen mit der Co-Elternschaft. Sie sagt, sie tue das, um anderen Single-Frauen Mut zu machen und zu zeigen, dass es andere Modelle neben der klassischen Familie gibt: „Allen, die ein Kind mit ihrem Traumpartner bekommen, sage ich ,Herzlichen Glückwunsch!‘. Aber es gibt eben noch andere Konzepte.“ Jennifer hat sich mit dem Thema Mutterschaft, mit den positiven und negativen Seiten des Mamaseins, gründlich auseinandergesetzt. Sie hat darüber reflektiert, dass sie jetzt ein Kind haben möchte – und zwar nicht aus Einsamkeit, Verzweiflung oder aus einer Laune heraus. Und sie weiß, dass Kinder manchmal nervig und anstrengend sein können.
KritikerInnen dieses Familienmodells werfen den Eltern Egoismus vor: Die Kinder lernten keine authentischen Beziehungsmodelle und keine ,richtige Familie‘ kennen. Jennifer sieht das nicht so: „50 Prozent der Ehen werden geschieden. Unser Konzept ist daher ein sehr modernes Familienmodell. Viele Kinder wachsen in schwierigen und problematischen Familienverhältnissen auf. Unser Kind dagegen hat zwei Elternteile, die es lieben und sich gut verstehen. Nervige Beziehungsstreitereien gibt es nicht. Mathilda wird in einer harmonischen Familie aufwachsen. Sie wird zwei Kinderzimmer haben und zwei Großelternpaare freuen sich auf das Kind.“
Natürlich werde Jennifer sich am Anfang mehr um das Baby kümmern, obwohl der Papa bereits angekündigt habe, sie auch bei den Nachtschichten zu unterstützen und dann bei ihr auf dem Sofa zu schlafen. Klar hat das Konzept auch Nachteile: Jennifer hat während der Schwangerschaft und in schwierigen Momenten keinen Partner, an den sie sich anlehnen kann. Einen neuen Partner schließt Jennifer trotz der Co-Elternschaft nicht aus. ,Der Richtige‘ werde ihre Entscheidung für das Familienmodell Co-Elternschaft gut finden und sie dabei unterstützen, da ist sie sich sicher.