6 Dinge, die ich 25 Meter über dem Boden gelernt habe

Dieser Beitrag entsteht in Zusammenarbeit mit Bergzeit Erlebnis.

Ruhe. Vogelgezwitscher. Keine Autos. Frische Luft. Nirgendwo sonst findet man eine vergleichbare Idylle, wie die Berge sie dir bieten. Wenn man in München wohnt, gehört ein Ausflug in mehrere Höhenmeter genauso dazu, wie ein Strandbesuch in Portugal.

Allerdings bleibt man beim Ausflug auf die Gipfel meist mit beiden Beinen auf dem Boden – nicht so letztes Wochenende. Nicht, wenn du auf die Idee kommst, dass du doch mal einen Felskletterkurs machen könntest. Und genau diese Idee kam mir letztes Jahr und ich habe via Bergzeit einen Grundkurs Felsklettern im Ötztal gebucht. Zu dieser Zeit ging ich immer mal wieder Bouldern und war voller Tatendrang. Dann kam Corona und ich war das ganze Jahr nur spärlich in irgendeiner Halle anzutreffen. Aber gebucht ist gebucht. Was mir in 25 Metern ohne Boden unter den Füßen und einem Wochenende Bergluft durch den Kopf ging, will ich euch nicht vorenthalten.

3 Tage, 2 Nächte, viel Input

Am Freitag nach der Anreise im Tiroler Örtchen Ötztal ging es direkt los mit der Ausbildung. Gestartet wird mit den Basics – das bedeutet: Sicherungstechniken und Materialkunde.

1

Knoten im Kopf

Zack, zack, hier, da, hinten rum, Doppelter Bulin: tadaaa! Ja ne, ist klar. Die ersten zwei Stunden habe ich wirklich an meinem Verstand gezweifelt. Diese Knoten, die mir in schwindelerregender Höhe das Leben retten können, sehen vom Profi gemacht so eingängig aus. Denkste. Bis ich den Dreh raus hatte, musste es erst einmal Klick machen. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister und wenn du dir klar machst, wie wertvoll diese gekonnt verdrehten Seile sind, dann bleibst du gerne dran…

2

Outdoor-Menschen sind gute Menschen

Bis sich der Knoten im Kopf langsam gelöst hat, war es auch schon Zeit für den gemütlichen Teil des Tages. Bei einem gemeinsamen Abendessen lernt man sich und vor allem viele, viele Bergtouren kennen. Denn hier treffen Gleichgesinnte aufeinander. Die Gruppe findet schnell gemeinsame Gesprächsthemen, es wird gefachsimpelt, sich ausgetauscht und Bier getrunken – auch klar.

3

Regentage sind keine verlorenen Tage

Wolken. Überall Wolken. Alles nass. Gerade für Kletteranfänger keine guten Voraussetzungen, um sich an eine glitschige Felswand zu wagen. Deswegen ging es an Tag 2 in die Halle. Davor wird Theorie wiederholt und dann ist es soweit: rein in die unbequemsten Schuhe der Welt – da kann man ohnehin nur noch die Wände hochgehen.

4

Nicht zurückschauen

Der Kletterlehrer schaut mich an und meint: Vorstieg, 25 Meter – äh, echt jetzt? Aber der Ehrgeiz hat mich längst gepackt und das Ziel ist wortwörtlich hoch gesteckt. Meine Gedanken auf den letzten paar Metern: Einfach nicht nach unten schauen. Klar, der Schwierigkeitsgrad war überschaubar, das ändert aber nichts an der Höhe. Schwindelfreiheit ist also das A&O, Angst ist fehl am Platz, Respekt dafür umso wichtiger. Und mindestens genauso wichtig: Kenn deine Kraft und deine Grenzen.

5

Ohne Vertrauen kommst du nicht weit

Im wahrsten Sinne des Wortes – in der Liebe, wie beim Klettern. Die Person, die dich unten sichert, hat im schlechtesten Fall (!) gerade dein Leben in der Hand und muss daher einerseits einfach wissen, was sie tut und andererseits musst du darauf vertrauen, dass sie das auch kann. Ansonsten triefst du wohl mehr vor Angstschweiß, als vor Anstrengung. (So gesehen ist Klettern eigentlich mitunter der intimste Pärchensport.)

6

Felsenfest überzeugt: Ein Kletterkurs macht für jeden Sinn

Am nächsten und leider auch schon letzten Tag ging es dann bei Kaiserwetter in den Klettergarten und wir sind drauf und dran die Felsen hoch zu kraxeln. Immer unter dem wachsamen Blick unseres Bergführers. Und der war teilweise auch noch bitter notwendig, denn beim Abseilen, der Standplatzsicherung und Co. muss ohne festen Boden unter den Füßen einfach jeder Handgriff sitzen. Von daher ist ein professioneller Kletterkurs tatsächlich für jeden sinnvoll, der vor hat zu klettern – selbst wenn man schon geübter ist: Sich gewisse Kniffe und Techniken vom Profi erklären zu lassen, schadet nie und abgesehen davon kennt dieser die wirklich guten Routen. Die besten Voraussetzungen also, um ein sportliches Wochenende entspannt angehen zu können.

Nachdem ich die ersten Routen mit zitternden Beinen (they call it ‚Nähmaschine‘) hinter mich gebracht habe, macht’s einfach nur noch Spaß und ich erinnere mich daran, wie schön und unfassbar die Natur doch ist. Ich atme tief durch, rieche Wald und ein bisschen Chalk und denke nur: Herrlich, diese Ruhe, das Vogelgezwitscher, keine Autos und diese wunderbar frische Luft.

Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!

Beitragsbilder: Christina Winkler