I can get no sleep? Einschlafhilfen für schlaflose Millennials

Habt ihr auch Probleme beim Einschlafen? Kennen wir. Deshalb hat die ZEITjUNG-Redaktion verschiedene Einschlafhilfen getestet. Schön skurril und 100 Prozent rezeptfrei.

Napflix and sleep: Das Langweiligste, was das Internet zu bieten hat

Hinlegen, Augen zu, einschlafen. Dieses unrealistische Szenario gehört, wie für viele, auch für mich zu den absoluten Traumvorstellungen. Die Betonung liegt auf Traum. Das bleibt es häufig im stressigen Alltag, gefüllt mit allerlei Aktivitäten ohne ausreichenden Pausen. Da muss immer noch irgendeine Einschlafhilfe her, die mich in die Traumwelten reinschiebt. Nur gut, dass es da mittlerweile allerlei Angebote auf dem Smartphone gibt. Denn wir wissen zwar, dass es die Wurzel des Problems sein könnte, aber vielleicht, vielleicht gibt es ja doch einen Weg ins Lummerland, ohne sich nachts von geliebten Handy trennen zu müssen.

Eine dieser zahlreichen Hilfestellungen bietet Napflix. Eine Video-Plattform, die eine Sammlung von einschläfernden Inhalten zusammengestellt hat. Neben Klassikern, wie Meeresrauschen an einem Traumstrand, flackernden Kaminen und Regenschauer hinterm Fenster, kann man zu einer Malstunde mit Bob Ross oder der Fernsehübertragung einer royalen, spanischen Hochzeit die Äuglein schließen. Da ich einen Tag vor meinem Urlaub zum ersten Mal auf Napflix unterwegs war, entschied ich mich natürlich für berauschende Wellen, die mich sanft in den Schlaf wiegen sollten. Erst war ich sehr kritisch, denn viele solcher vermeintlich „einschläfernden Hörbücher“ o.ä. hatten das Unmögliche noch nicht geschafft. Umso erstaunter wachte ich am nächsten Tag auf und musste festestellen, dass ich so schnell und tief einschlafen war, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnerte. Werde es nach meinem Urlaub definitiv wieder einsetzen.

8/10 Punkten

Say my name, say my Name: Auch Ikea hilft (fast) beim Einschlafen

Mit dem Einschlafen habe ich seit jeher genauso viele Probleme wie mit der Datenschutzpolitik von Facebook: einige. Das wurde im Laufe der Jahre besser, dann wieder schlechter. Umso nicer, dass jetzt eine echte Konstante in meinem Leben dagegen Abhilfe verspricht: Ikea.
Viele von uns verdanken Ikea nicht nur gefühlt 45 Prozent unserer Einrichtung und das Wissen um den fantastischen Geschmack (und die korrekte Aussprache) von Köttbullar. Nein, nun auch noch das: Ikea hilft uns beim Einschlafen. Wieder einmal beweist „der schwedische Möbelhersteller“, was er auf dem Kasten hat: In einem australischen Podcast des Unternehmens liest mir eine beruhigende, irgendwie sexy Stimme etwas vor – und zwar einfach alle Namen von Ikea-Möbeln.

Das ist am Anfang witzig und ein bisschen absurd. Nach kurzer Zeit gewöhne ich mich aber an den melodischen Klang der Stimme und schalte tatsächlich auch richtig ab. Aber dann, nach 5 Minuten, kommt der Nerd in mir wieder durch: Wann erwähnt der Sprecher wohl endlich meine geliebte Büchervitrine Norden? Wie viele Produkte hat Ikea wohl im Laufe der Jahre auf den Markt gebracht? Werden eigentlich die drölfzig Sondermodelle von Billy auch erwähnt? Wann war ich eigentlich das letzte Mal bei Ikea – und ist da Maskenpflicht? Et voilà: Das Gedankenkarussell dreht sich wieder heiter. Vielleicht ist das doch mehr für einen Abend mit Freunden und nem Joint die richtige Hintergrundbeschallung? In jedem Fall unterhaltsam, weil absurd.

6/10 Punkten

White-Noise-Videos auf Youtube bringen einen sabbernden Schlaf

Ich habe in meinem Leben bereits viele Einschlaf-Tricks ausprobiert: Von Bett-Yoga über Schlaftees, bis hin wegballernden Schlafmitteln. Man könnte quasi sagen, ich bin eine Einschlafhilfenkennerin. Trotzdem fehlen in meinem Repertoire noch einige Schlafmethoden, wie die sogenannten „White Noise“ Videos auf Youtube.

Das Prinzip ist einfach: Ein dauerhaftes Geräusch soll dich entspannen und dann schläfst du ein. Der Sound wird „White Noise“ genannt, nicht weil ihn die weißen „Karens“ dieser Welt hören, sondern weil dieser eher wie ein Lärm mit neutralisierender Wirkung klingt.

Dieses Video habe ich zum Einschlafen angemacht. Es hat einen schwarzen Hintergrund, damit die Licht-Störung vom Handy minimal ist.

Die Versuchsnacht ist eine aufgeregte Nacht, am Tag danach habe ich etwas sehr Wichtiges vor. Perfekter Anlass um meinen Test durchzuführen. Ich tippe auf Youtube ein „white noise sleep“ ein und klicke auf das erste Video. Und dieser Lärm fängt an.

Zunächst wirkt es verstörend in meinen Ohren. Wie zur Hölle kann jemand bei diesem Geräusch einschlafen? Doch dann, ohne dass ich es merke, bin ich weg. Flashforward zum nächsten Morgen um 07 Uhr (und ich bin keine Frühaufsteherin). Ich wache auf, das Kissen ist feucht (ja, Sabber happens) und mein Handy liegt wo ich es gelassen hatte, friedlich auf meinem Nachttisch. Ich bin positiv überrascht.

7/10 Punkten

Der Klassiker: Das gute alte Kinderhörspiel liefert immer noch ab

Ach, wie habe ich es geliebt, als mir meine Mama noch Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen, danach ganz leise die Nachttischlampe ausgeknipst hat und dann auf Zehenspitzen aus dem Zimmer geschlichen ist. Inzwischen geht meine Mama mindestens zwei Stunden früher ins Bett als ich und hat darauf keinen Bock mehr. Außerdem wäre es mit Anfang 20 auch irgendwie komisch, sich noch von Mama vorlesen zu lassen. Stattdessen, weil das natürlich viel weniger komisch ist, höre ich jetzt auf Spotify Kinderhörspiele zum Einschlafen. Zum Beispiel Cornelia Funkes Romane über die Wilden Hühner.

Es ist einfach schön zuzuhören, wie Sprotte, Frieda, Trude, Melanie und Wilma in Oma Slättbergs Haus nach einem Schatz suchen, den Pygmäen Streiche spielen und sich in der Schule Zettelchen in Geheimschrift hin und her schicken. Da vergisst man die sonst omnipräsenten Alltagsprobleme und To-Do-Listen für den nächsten Tag ganz schnell. Wenn man bei der beruhigenden und harmonischen Stimme der Leserin dann langsam weg döst, stoppt der vorher eingestellte Sleep Timer automatisch das Hörspiel. Noch einmal umdrehen, schon eingepennt. Und dann träumt man von Bandenquartieren, vom Hühnerstreicheln und von Teenie-Zeiten, in denen doch (zumindest in Retrospektive) alles noch so einfach war. 

9/10 Punkten

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Bildquelle: Unsplash; CCO-Lizenz