„Zweigstelle“ ist eine absurde After-Life-Comedy, die ab dem 9. Oktober im Kino läuft. © Luis Zeno Kuhn, WennDann Film GmbH

„Zweigstelle“: Regisseur der neuen Komödie im Interview – über die Bürokratie des Jenseits und seinen ersten Kinofilm

„Zweigstelle“ ist der erste richtige Kinofilm von Regisseur Julius Grimm – im Interview verrät er, wie es sich anfühlt, das eigene Werk zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu sehen und wie er überhaupt auf die Idee für diese absurde Komödie kam.

„Zweigstelle“ dreht sich um Resi und ihre Clique, die in den Alpen verunglücken. Klingt dramatisch? Ist es auch, aber irgendwie anders. Denn „Zweigstelle“ ist eine absurde After-Life-Comedy mit einem hervorragenden Cast (u. a. Luise Kinseher, Johanna Bittenbinder, Maxi Schafroth, Simon Pearce, Rick Kavanian, Florian Brückner) und noch dazu einem Soundtrack von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.

Auf dem Filmfest München feierte „Zweigstelle“ Vorpremiere, ab dem 9. Oktober läuft der Film in den deutschen Kinos. Regisseur Julius Grimm schrieb das Drehbuch mit Fabian Krebs. Julius, der Regie an der HFF München studierte, drehte zuvor Kurzfilme. ZEITjUNG hat mit ihm gesprochen.

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Simone Bauer: Die bayrische Jenseits-Behörde: „Zweigstelle“ reiht sich da ganz gut in traditionelle süddeutsche Filme übers Sterben ein, wie die Geschichte des Brander Kaspers. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Julius Grimm: Ich hätte im Sommer 2023 ein Theaterstück fürs Lustspielhaus hier in München inszenieren sollen, was wir aus zeitlichen Gründen verschieben mussten. Till Hofmann, der ja das Lustspielhaus leitet, meinte, dass das Theater im Sommer leer steht und ich doch einfach einen Film drehen soll. So einfach ist es natürlich nicht einen Film zu drehen, aber mein Kopf hat zu rattern begonnen, was man mit dem schönen Theater anstellen könnte und irgendwann war der Gedanke da: Was ist, wenn man hier nach dem Tod ankommt?

Ich fing also das erste Mal zu googeln an, wie viele Menschen eigentlich tagtäglich in Deutschland sterben und angesichts der Zahl von 2.790 Menschen war mir recht schnell klar, dass ich einen Verwaltungsapparat benötige, um das in den Griff zu bekommen.

Simone: Für wen ist „Zweigstelle“ gedacht?

Julius: Da müsste man jetzt eher meine Produktion und meinen Verleih fragen. Die können bei so etwas viel besser Kategorien aussprechen. Als Regisseur möchte ich natürlich immer alle ansprechen. Spaß beiseite: Ich denke, dass „Zweigstelle“ eine bayrisch angehauchte Komödie geworden ist, die mit einer Leichtigkeit auf unser eigenes Ableben blickt. Es wird nicht allzu schwer – ab und an emotional, aber es war uns wichtig einen Film zu machen, bei dem man Spaß haben darf und nach dem Film über die ein oder andere Sache nachdenken muss.

Simone: Wie fühlt es sich an, einen Film zu vollenden, der nun so in den Kinos laufen wird – bei einer Bühnenproduktion hättest du ja mitunter noch die Möglichkeit gehabt, last minute Dinge zu ändern …

Julius: Wenn ich auf „Zweigstelle“ blicke, dann mache ich das voller Stolz. Wir haben diesen Film für unfassbar wenig Geld in einem extrem kurzen Zeitraum umgesetzt. Zwischen Drehstart und Premiere auf dem Filmfest München lag nicht mal ein halbes Jahr. Hinzu kam, dass wir uns aufgrund unseres geringen Budgets eben auch nur eine begrenzte Anzahl an Drehtagen leisten konnten und deshalb teilweise bis zu sieben, acht Minuten am Tag drehen mussten. Normalerweise bewegt man sich so zwischen 3 und 5 Minuten Film am Tag.

Natürlich gibt es Szenen, die man unter anderen Umständen vielleicht etwas anders oder aufwändiger gedreht hätte. Aber dann sehe ich immer sofort auch die Rahmenbedingungen und das, was dahinter gesteckt hat – das macht mich einfach glücklich, weil ich auf unseren Cast und unser Team so unfassbar stolz bin, dass wir das gerockt haben.

Wenn ich auf „Zweigstelle“ blicke, dann mache ich das voller Stolz.

Julius Grimm, Regisseur
Julius Grimm, Foto von Lars Nitsch

Simone: Welche Herausforderungen gilt es beim ersten Kinofilm zu meistern?

Julius: Ich denke, dass man bei jedem Film seine Herausforderungen hat. Bei uns war das Budget bestimmt die größte Herausforderung. Hier kann man vor Simon Bogocz, Felix Mann und Ben Ulrich (WennDann Film) nur den Hut ziehen und vor allem auch unseren Partnern und Unterstützern – ARRI Rental, die uns mit Technik ausgestattet haben, Penzing Studios, die uns unsere tollen Locations geliefert haben, Pharos, die die Bildnachbearbeitung übernommen haben, soundpost.sendling, die die Tonnachbearbeitung übernommen haben und Weltkino Filmverleih, die uns ins Kino bringen – großen Dank aussprechen.

Simone: Auch die Produzenten (WennDann Film) studieren noch an der HFF. Gibt es Dinge, die ihr bewusst anders gemacht habt, als sie vielleicht mit einer alteingesessenen Produktionsfirma gelaufen wären?

Julius: Ich glaube, einen Punkt kann man hier exemplarisch hervorheben. Der WennDann Film und mir war es immer wichtig, dass „Zweigstelle“ für möglichst viele Menschen eine Chance und ein Schritt nach vorne ist. Deshalb ist „Zweigstelle“ nicht nur der Debütfilm von mir und der Produktionsfirma, sondern auch für fast alle unserer Department Head-Ofs: Lea Dähne (Kamera), Neo Kurz (Licht), Lucas Bilang (Kamerabühne), Ruth Grau & Hannah Nonnast (Szenenbild), Marlene Jordan (Kostümbild), Vincent Jost (Schnitt), Valentin Dittlmann, Benedikt Krüger & Sebastian Borris (Filmmusik).

Alle haben bisher „nur“ Kurzfilme gedreht, oder an großen Sets als Assistenzen oder Teil eines Departments gearbeitet. Bei „Zweigstelle“ haben nun alle von ihnen die Möglichkeit bekommen, sich in einer Führungsposition eines Kinofilms zu beweisen – und das mit sichtlich großem Erfolg.

Simone: Hast du eine Lieblingsfigur in „Zweigstelle“?

Julius: Nein. Wir haben so ein großartiges Ensemble für „Zweigstelle“ gewinnen können, dass ich an jeder Figur meinen Spaß habe. Wenn es in der Vorbereitung vor unserem Dreh mal drunter oder drüber ging, dann habe ich einen Blick auf die Castliste geworfen und danach ging es mir wieder gut und ich habe voller Vorfreude auf den Dreh geblickt.

Simone: Was hast du als nächstes geplant?

Julius: In meinem Kopf ganz viel, aber jetzt ist unser Ziel erst einmal einen erfolgreichen Kinostart hinzulegen und dann würden wir natürlich auch als Team gerne weitermachen.

„Zweigstelle“ läuft ab dem 9. Oktober 2025 im Kino.

Filmplakat zu „Zweigstelle“

Bilder (wenn nicht anders angegeben): © Luis Zeno Kuhn, WennDann Film GmbH