Sex mit dem Prof: Soll ich oder soll ich nicht?
Während der Unilaufbahn wird wohl jeder diesen oder einen ähnlichen Satz früher oder später zu hören bekommen: „Ich glaube, die XY hat ein Verhältnis mit dem Professor für Kosten- und Leistungsrechnung“. Die Gerüchteküche brodelt, sobald jemand gehört zu haben meint, dass der eigentlich ja viel zu alte Prof eine der eigentlich ja viel zu jungen Studentinnen bangt. Googelt man den Satz „Sex mit dem Prof“ tauchen sofort zahlreiche Erfahrungsberichte auf.
„In den Semesterferien habe ich dann ein Projekt bei ihm gemacht. Wir waren nur 10 Leute und haben extrem viel dafür gearbeitet. Er hat uns auch immer geholfen und wir waren abends öfter mal noch ein Bier mit ihm trinken. So auch wieder neulich. Er saß neben mir und sein Bein lehnte sich gegen meins. Dann hat er sogar seinen Arm hinter mir auf die Stuhllehne gelegt und als ich mich angelehnt habe, hat er ihn auch nicht weggenommen. Als wir dann aus der Kneipe raus sind, fragte er mich und noch einen Kommilitonen, ob er uns in seinem Auto mitnehmen sollte. Klar bin ich mit, der andere nicht, der hatte nämlich jemand anderen auf dem Kieker. Er zögerte kurz, guckte mich an, lächelte und kam mit in meine Wohnung. Als die Tür hinter uns zu war, fiel er sofort über mich her und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich mit ihm im Bett lag“
Unsere Expertin in Sachen Liebe, Paar- und Sexualtherapeutin Dr. med. Heike Melzer hat für dieses „Phänomen Prof“ eine relativ einleuchtende Erklärung: „Aus evolutionsbiologischer Sicht erfolgt die Partnerwahl instinktiv, um den eigenen Reproduktionserfolg zu maximieren. Frauen achten dabei besonders auf den sozioökonomischen Status des Partners: Erfolg, Ansehen, materielle Sicherheit, Intelligenz und Macht spielen neben möglichen Support fürs Studium eine Rolle. Ganz nebenbei wird das Ego aufgewertet und das Versteckspiel in der Uni kann auch einen gewissen gewünschten Nervenkitzel mit sich bringen.“
Oftmals geht es um mehr als nur Sex
Es gibt also eine Menge Gründe, welche für ein Verhältnis mit dem eigenen Prof sprechen. Aber ob so eine geheime Affäre auf Dauer gut gehen kann, ist natürlich fraglich. Im schlimmsten Fall kann es ziemlich übel für beide ausgehen, da dieses kleine Abenteuer, neben all der verbotenen Spannung, auch verheerende soziale Konsequenzen nach sich ziehen kann. Von Erpressungsversuchen, Kündigung und Exmatrikulation lassen viele Profs wie Studenten offenbar nicht abschrecken, denn der Reiz des Verbotenen ist einfach zu groß, wie uns Heike Melzer bestätigt: „Männer haben ein anderes evolutionäres Programm, hier zählen äußere visuell wahrnehmbare Reize und sexuelle Verfügbarkeit neben Intelligenz. Professoren befinden sich in einer überlegenden Situation, haben mindestens in einigen Studienfächern den Hörsaal voller attraktiver Studentinnen und kommen so regelmäßig in Versuchungssituationen. Nun ist es aber keineswegs so, dass es nur um ein bisschen Spaß geht, aus diesen Beziehungen gehen häufig auch langjährige glückliche Beziehungen hervor und oftmals ist wahre Liebe mit von der Partie.“
Don’t fuck the company
„In der Industrie gilt der Spruch: „Don´t fuck the company“ und daran ist etwas dran. So manche Verliebtheit oder Liebe kann bei Enttäuschung in das Gegenteil umschlagen. Dies kann dann bei Rachegefühlen zu Rufschädigung und eventuell weiteren brisanten Konsequenzen bis hin zum Jobverlust führen“, verrät uns die Therapeutin. Und so gilt diese Vorsicht natürlich nicht nur an der Uni, sondern auch für die Arbeit. Ein Verhältnis mit dem süßen Kollegen aus dem Nachbarbüro einzugehen, ist kritisch. Berufliches und Privates miteinander zu vermischen, kann zwar gut gehen, doch sobald einer die Erwartungen des anderen nicht erfüllen möchte, kann das Ganze auch in die Hose gehen. Dann bleibt nur die Option, den Job zu kündigen – oder der Person täglich erneut zu begegnen.
Eine therapeutische Behandlung nach der Affäre ist nicht ausgeschlossen
Folgeschäden sind natürlich nicht ausgeschlossen: Dr. med. Heike Melzer bestätigt, dass so manche das Erlebte nochmal professionell aufarbeiten muss, um damit zurecht zu kommen. „Aus meiner Praxis erinnere mich an eine Studentin, die nach einer Affäre mit einem sehr viel älteren Professor in einer langjährigen Idealisierung stecken blieb und wegen Stalking von Seiten des Professors angegangen wurde. Auch machen sich große Altersunterschiede im Verlauf der Beziehung bemerkbar, wenn der jüngere Part auf einmal all das nachholen möchte, was zuvor auf der Strecke geblieben ist. Das Thema Sexsucht ist ebenfalls recht häufig und so habe ich einen Dozenten behandelt, der teilweise übergriffig wurde und die Finger nicht von seinen Studentinnen lassen konnte.“
Der Trend geht zur Affäre mit Mrs. Robinson
Wer glaubt, dass eine solche Affäre bloß in der klassischen Situation „junge Studentin und alter Professor“ stattfinden kann, irrt sich jedoch. Auch erfahrene, erfolgreiche Frauen kommen bei vielen männlichen Studenten extrem gut an. „Generell kann man sagen: Die postmenopausale Frau ist im Kommen. Die „Mrs. Robinson“, also die reife Frau über 50, steht bei jungen Studenten hoch im Kurs. Frauen im mittleren Alter werden als sexuell selbstbestimmt angesehen, denn diese wissen oft genauer, was sie wollen und sind sexuell genussfähiger als so manche Kommilitonin. Zudem kann bei Männern die Trophäenjagd eine Rolle spielen – der Reiz, die Professorin ins Bett zu bekommen. Und an verbotenen Früchten nascht sich bekanntlich viel lieber.“